Themenmonat Mobilfunk-Discount Ausblick

Discounter-Garde begrüßt den Congstar-Start

Wie reagieren Blau, simyo, klarmobil & Co. auf die Telekom-Billigmarke?
Von Björn Brodersen

Möglicherweise werden die Kunden in diesem Jahr auch noch von weiteren Preissenkungen bei den Mobilfunk-Discountern profitieren. "Der Markt hört noch nicht auf, zum Weihnachtsgeschäft wird noch einiges passieren", meint etwa Blau-Geschäftsführer Ostermayer. Er erwartet einen weiteren Rückgang um 10 bis 15 Prozent. Auch callmobile-Chef Voswinckel sieht noch Spielraum für Preissenkungen, auch beim eigenen Angebot: "Grundsätzlich sind wir als Anbieter ohne Vertragsbindung immer unter Druck, auf Preissenkungen zu reagieren." Die anderen Anbieter erwarten dagegen bei den derzeitigen Terminierungsentgelten keine günstigeren Minutenpreise mehr als die aktuellen 14 oder 15 Cent pro Minute.

Gelernt ist gelernt: Das Handy für 1 Euro

Timo Voswinckel, callmobile In gewisser Weise freuen sich die etablierten Mobilfunk-Discounter sogar über die neue Konkurrenz aus Bonn, denn die Aufmerksamkeit, die zurzeit der Telekom-Billigmarke geschenkt wird, könnte das Bewusstsein der Mobilfunkkunden schärfen, dass mobiles Telefonieren günstiger als in einem mehrere Jahre alten Tarif sein kann. "Der Congstar-Start hilft natürlich, da alle Mobilfunkkunden jetzt über ihren aktuellen Vertrag nachdenken und vielleicht erkennen, dass nicht Congstar sondern ein anderer Anbieter durchaus Sinn machen kann," meint Voswinckel. Das sieht auch klarmobil-Chef Herrmann so: "Wir haben jedes Mal vom Start neuer Angebote profitiert, die Unterschiede in den Konzepten - Prepaid versus Postpaid bzw. Laufzeitvertrag - sind den Leuten aber nicht immer klar."

Das kann sich aber durchaus ändern. "Viele Kunden haben die Vorteile der Mobilfunk-Discounter noch nicht erkannt", glaubt auch simply-Geschäftsführer Radomski. "Es gibt noch viele alte gelernte Handlungsweisen, die sich erst mit der Zeit aufbrechen lassen - zum Beispiel die Handy-Subvention. Das ist aber eine lange Aufgabe." Dabei könnten die Kunden für das Geld, das sie als Grundgebühr für ihren Handy-Vertrag zahlen, in der Regel ein viel besseres Handy als das subventionierte kaufen. Das hat auch ein aktueller Test der teltarif.de-Redaktion ergeben. Michael Radomski, simply

"Es ist nach wie vor so, dass sich ein großer Teil der Mobilfunkkunden nicht mit der Preislandschaft auseinandersetzt, die meisten sind immer noch geblendet vom Tarifdschungel", erklärt auch Ostermayer. Dabei würde sich ein Wechsel für viele Postpaid-Kunden sowie für Prepaid-Kunden, die noch 39 Cent, 49 Cent oder 69 Cent pro Minute telefonieren, lohnen. "Die Preise können die Kunden nicht nachvollziehen, sie haben keinen Bezug zu ihnen", so der Blau-Chef weiter. "Wenn wir diesen Kunden sagen, dass sie bei Blau für 15 Cent pro Minute telefonieren, sagen sie zunächst einmal, das sei aber ganz schön teuer."

Neuer Schwung für den Mobilfunkmarkt

Die Deutsche Telekom tritt spät mit ihrer neuen Billigmarke auf den Mobilfunkmarkt, mit ihrem Flatrate-Tarifmodell wird sie ihm jedoch neuen Schwung verleihen, indem das Bewusstsein der Mobilfunkkunden für günstiges Mobiltelefonieren geschärft wird. Die Konkurrenz hatte genügend Zeit, sich vorzubereiten, und die Pläne für eigene Flatrate-Optionen und weitere Preissenkungen schon in den Schubladen liegen. klarmobil testet bereits die Akzeptanz der Kunden einer Community-Flatrates, ebenso wird es demnächst wohl auch bei anderen Discountern Festnetz-Flatrates geben. Für die Kunden bedeutet das mehr Auswahl und wohl noch in diesem Jahr günstigere Preise. Für die Telekom wird sich aber zeigen müssen, ob sie mit Congstar den Kundenschwund stoppen oder sogar bereits verlorene Kunden wieder zurückgewinnen kann.

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