Interview

AOL: "Die Frage ist, ob wir Kunden gewinnen wollen"

Sieben Fragen an AOL-Deutschland-Chef Charles Fränkl
Von Björn Brodersen

Der Internetprovider AOL öffnet sich der Nutzergemeinde: Dienste wie E-Mail oder Instant Messaging sind jetzt - wie berichtet - frei und kostenlos nutzbar. Einzige Voraussetzung ist eine einmalige Registrierung bei dem Anbieter. Hinzu sollen neue Möglichkeiten für die Internetnutzer kommen, eigene Inhalte zu erstellen und zu veröffentlichen - also das, was häufig unter dem Schlagwort Web 2.0 beschrieben wird. Neben dem Sicherheitsdenken soll vor allem der lokale Aspekt des "neuen Internets" betont werden und der Nutzer so die Chance erhalten, online Gleichgesinnte und nützliche Informationen aus der eigenen Region zu finden.

Dabei stehen künftig drei verschiedene Nutzungsvarianten zur Verfügung: webbasiert, über den neuen AOL-Browser oder über den spezifischen AOL-Client. Außerdem soll es möglich sein, auch Dienste anderer Anbieter in die Plattform einzubinden. Heute hat das Unternehmen firmenintern den so genannten "Social Networking Day" ausgerufen, dabei sollen die Mitarbeiter ihrer Kreativität freien Lauf lassen und über neue zugkräftige Produkte nachdenken. Die besten Ideen werden am Abend ausgezeichnet.

Zu der Kehrtwendung wurde das Unternehmen durch sinkende Kunden- und schlechte Geschäftszahlen gezwungen. Vor allem im Breitbandgeschäft musste das Unternehmen zuletzt dem harten Preiskampf auf dem Markt Tribut zollen. Inzwischen verhandelt das Unternehmen, das laut Portel.de knapp 1,1 Millionen DSL-Kunden zählt, mit mehreren Interessenten - freenet, United Internet, Versatel, Telecom Italia und KPN gelten als potenzielle Käufer - über den Verkauf des Zugangsgeschäfts. Einnahmen will der Anbieter künftig vermehrt durch Online-Werbung erzielen. Wir haben mit dem Geschäftsführer von AOL Deutschland, Charles Fränkl, über das neue AOL gesprochen.

Herr Fränkl, was ist das Neue an den aktuellen AOL-Diensten?

Charles Fränkl
Das Neue ist, dass ich mich jetzt bei www.aol.de registrieren und die Dienste ohne den Zugangsdienst nutzen kann. Das ist ein großer Schritt und den haben wir unter dem Thema "AOL opens up" kommuniziert. Wir machen auch die Software modular zugänglich, so dass die Leute das Angebot entweder nur webbasiert, über den AOL-Browser oder mit dem ganzen integrierten AOL-Client nutzen können. Aber die Registrierung ist immer noch notwendig - ich brauche dazu also eine E-Mail-Adresse, um mich anmelden zu können.

Was ist der Vorteil der Nutzung der Dienste mit der AOL-Software?

Die AOL-Dienste sind damit unkomplizierter und schneller zu nutzen, weil wir viele Funktionalitäten schon in der Applikation und nicht erst im Internet abwickeln können. Performance, Ease-of-Use, Konsistenz und Sicherheit sind die Themen, die man da in den Vordergrund stellen muss.

Was sind die Dienste, die das Grundgerüst des neuen AOL-Angebots bilden?

E-Mail und Instant Messaging sind weiterhin die Kernplattformen, darauf aufbauend kommen Informations-Channels, Bezahldienste und jetzt neu das so genannte Social Networking - also das Thema, dass ich meine eigenen Inhalte auf AOL publizieren kann - hinzu.

Was kann man sich unter dem Begriff Social Networking vorstellen?

Social Networking ist nichts anderes, als eine Plattform, auf der Menschen, die gemeinsame Interessen haben, Informationen im Multimedia-Format austauschen und anderen zugänglich machen können. Das heißt, sie können ein Netzwerk um gemeinsame Themen und Interessen herum bilden.

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