Schwierige Prognose: Zeigt Apple Schwächen oder neue Rekorde?
Schwierige Prognose: Zeigt Apple Schwächen oder neue Rekorde?
Foto/Logo: Apple, Montage: teltarif.de
Es ist eine ganz neue Erfahrung, die
Apple-Aktionäre in den vergangenen Monaten machen mussten: Sie haben
unter Umständen Geld verloren. Während die Aktie im September auf den
Rekordwert von 705,07 Dollar geklettert war, fiel sie seitdem auf
unter 500 Dollar zurück. Anleger, die auf dem Höhepunkt eingestiegen
waren, haben damit fast 30 Prozent ihres Einsatzes verloren.
Insgesamt verpufften annähernd 200 Milliarden Dollar an Börsenwert.
Oder wie es das "Wall Street Journal" ausdrückte: das
Bruttoinlandsprodukt von Pakistan.
An diesem Mittwoch könnte sich entscheiden, wohin die weitere Reise geht. Am späten Abend deutscher Zeit legt Apple seine Geschäftszahlen für das Weihnachtsquartal vor. Die Frage ist: Kann der erfolgsverwöhnte kalifornische Elektronikkonzern das Rekordergebnis aus dem Vorjahreszeitraum übertreffen? Damals vermeldete Apple 37 Millionen verkaufte iPhones, 15 Millionen verkaufte iPads und gut 13 Milliarden Dollar an Gewinn (10 Milliarden Euro).
iPhone: Bestellung von weniger Bauteilen könnte Indiz sein
Schwierige Prognose: Zeigt Apple Schwächen oder neue Rekorde?
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In der jüngsten Zeit gab es einige Anzeichen dafür, dass Apple die
Grenzen seines bisherigen Geschäftsmodells erreicht haben könnte. So haben die
Android-Smartphones nach Angaben des Marktforschers IDC ihren
Vorsprung am Markt vor Apples iPhone ausgebaut. Microsoft hat sein
neues Betriebssystem Windows 8 für Tablet-Computer und Smartphones
veröffentlicht. Und Computerhersteller bringen in immer schnellerer
Folge Alternativen zu Apples iPad heraus.
Das deutlichste Alarmsignal kam vergangene Woche: Apple habe die Bestellungen von Bauteilen für sein neues iPhone 5 deutlich gesenkt - und zwar wegen niedrigerer Nachfrage als erwartet, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eingeweihte Personen. Die Bestellungen von Bildschirmen für das laufende Quartal seien sogar halbiert worden, hieß es weiter. Die Berechnungen der Zeitung blieben aber nicht unwidersprochen. Blogger wie Mark Rogowsky von Forbes.com rechneten nach, warum die Aussagen nicht stimmen können.
Prognose: Apple macht weiter Gewinn, aber weniger als bisher
Etliche Analysten haben ihre Schätzungen für die Apple-Ergebnisse dennoch gesenkt. Der Finanzdienstleister Bloomberg hat die Zahlen zusammengetragen: Demnach könnte Apples Gewinn im Weihnachtsquartal um zwei Prozent auf unterm Strich 12,8 Milliarden Dollar geschrumpft sein. Das klingt nach keiner großen Sache, aber wie Bloomberg anmerkte: Es wäre der erste Rückgang seit einem Jahrzehnt!
Doch es gibt auch Analysten, die Apple neue Rekorde zutrauen mit 50 Millionen verkauften iPhones und deutlich mehr als 20 Millionen verkauften iPads. Der Marktforscher Kantar Worldpanel schätzt den Anteil der iPhones am gesamten US-Smartphone-Geschäft im vierten Quartal auf satte 51 Prozent. Und es gibt Spekulationen, dass die Talfahrt der Apple-Aktie schlicht etwas mit Optionskontrakten auf just den aktuellen Preis zu tun haben könnte. So wunderten sich die Beobachter, dass die Apple-Aktie zum Börsenschluss am Freitag exakt bei 500,00 Dollar landete.
Apple lebt noch von Produkten aus der Steve-Jobs-Ära
Egal, ob der Konzern die Vorjahreszahlen verfehlt oder übertrifft: Konzernchef Tim Cook muss nach eineinhalb Jahren an der Spitze die Weichen für die Zukunft von Apple stellen. Denn momentan lebt der Konzern von jenen Produkten, die noch der verstorbene Steve Jobs erdacht hatte. Cook hat das Werk fortgeführt und nur in Details eigene Akzente gesetzt: So hat das iPhone 5 einen größeren Bildschirm und das iPad gibt es jetzt in einer Miniversion.
Nun muss Cook etwa entscheiden, ob Apple ins Geschäft mit Fernsehgeräten einsteigt. Oder reicht die bisherige Settop-Box Apple TV, um die Tür in die Wohnzimmer zu öffnen? Noch wichtiger könnte die Frage sein, ob Apple irgendwann ein günstigeres iPhone auf den Markt bringen sollte. Bisher war der hohe Preis des "Elite-Telefons" ein Garant für die sagenhaften Gewinne des Unternehmens.
Aber der Smartphone-Markt hat sich seit dem Tod von Steve Jobs verändert: In den westlichen Märkten gibt es immer weniger Spielraum für Wachstum, stattdessen wechseln die Menschen in Ländern wie China, Indien oder Brasilien massenhaft von einfachen Handys zu Smartphones. Das Dilemma von Cook: Ein billiges iPhone könnte die Profite schmälern; doch ohne ein neues Gerät könnte Apple die schnell wachsenden Märkte anderen überlassen - vor allem Herstellern von Android-Geräten wie Samsung. Der Mittwoch wird mehr Klarheit bringen.