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Amazon: Kunden können Daten jetzt in Deutschland speichern

Amazon hat in Frankfurt ein eigenes Rechenzentrum eingeweiht. Damit will der Online-Händler den Datenschutz-Erwartungen der Europäer entgegen kommen. Aber auch andere amerikanische Firmen setzen auf eigene Infrastruktur in Deutschland. Das Cloud-Geschäft jedenfalls boomt.
Von dpa / Hans-Georg Kluge

Amazon hat in Frankfurt ein Rechenzentrum eröffnet. Amazon hat in Frankfurt ein Rechenzentrum eröffnet.
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Amazon will Kunden mit dem strengen deutschen Datenschutz locken und eröffnet ein Rechenzentrum bei Frankfurt. Für den Online-Händler und Anbieter von Cloud-Infrastruktur ist es das erste Rechenzentrum in Deutschland. Es soll vor allem die EU-Region versorgen. Bisher bot Amazon Cloud-Dienste in Europa von Irland aus an. Zur Entscheidung für Frankfurt habe das Interesse der Kunden an Datendiensten aus Deutschland beigetragen, sagte Bereichschef Andy Jassy der dpa.

US-Firmen eröffnen Rechenzentren in Deutschland

Amazon hat in Frankfurt ein Rechenzentrum eröffnet. Amazon hat in Frankfurt ein Rechenzentrum eröffnet.
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Beim Cloud-Computing werden Speicherplatz, Software und Rechenleistung direkt über das Internet bereitgestellt. Unternehmen lagern ihre IT-Infrastruktur in die Cloud aus, um Kosten zu sparen und flexibler zu werden. Startups nutzen diese Dienste, um bei Bedarf schnell mehr Rechenleistung abrufen zu können. Amazon ist einer der größten Anbieter und konkurriert mit Schwergewichten wie Microsoft und Google.

Nach den Enthüllungen über die NSA-Überwachung setzen immer mehr US-Unternehmen auf Deutschland mit seinen strengen Datenschutz-Regeln als Standort für Cloud-Rechenzentren. So kündigte der Unternehmenssoftware-Spezialist Oracle vor wenigen Wochen die Eröffnung von zwei Rechenzentren in Frankfurt und München an. Auch der Cloud-Dienstleister VMware will zum kommenden Jahr ein Rechenzentrum in Deutschland bauen. Die Deutsche Telekom soll für den Netzwerk-Ausrüster Cisco den europäischen Teil seiner weltweiten Cloud-Plattform betreiben.

Amazon sieht "kulturelle Präferenzen"

Amazon-Bereichsleiter Jassy führte die Entscheidung für ein Rechenzentrum in Deutschland auch auf das allgemeine Wachstum des Geschäfts in Europa. "Ich bin schon immer davon ausgegangen, dass wir Rechenzentren in jedem Land haben werden", sagte er. Jassy nannte auch die günstige Infrastruktur-Lage Frankfurts: Dort befindet sich der riesige Internet-Knoten DE-CIX, an den eine ganz Reihe von Firmen mit ihren Rechenzentren andocken. Den genauen Standort ihrer Rechenzentren geben die Unternehmen selten preis.

Grundsätzlich gelte, dass verschlüsselte Daten der Cloud-Kunden in jeder Weltregion gleich sicher seien, erklärte Jassy. In Europa gebe es bei einigen Kunden zugleich "kulturelle Präferenzen". Sie hätten die Wahl, wo bei Amazon ihre Daten gespeichert sein sollen.

Allerdings hält Jassy nicht viel von Ideen zu einem deutschen oder europäischem Routing, bei dem Daten auf dem Weg zwischen zwei Punkten in Deutschland oder Europa nicht die Grenzen der Region verlassen sollen. Der nötige technische Aufwand könne die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigen, argumentierte er.

Wie es im Inneren eines Rechenzentrums aussieht, erfahren Sie in unserem Hintergrund-Artikel. Für diesen durften wir in den Hochsicherheitsbereich einer Einrichtung von Interxion blicken.

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