Vantage Towers weg von Börse - Annahme des Angebots?
Das Unternehmen Vantage Towers war von Vodafone gegründet worden, um darin alle Sendetürme und Standorte zusammenzufassen und die Firma an die Börse zu bringen. Die Überlegung: Wenn ein Standortvermieter nicht "Vodafone" heißt, würden auch konkurrierende Unternehmen dort etwas mieten und somit die klammen Kassen auffüllen. Doch das Kalkül hat nicht so funktioniert, wie erhofft.
Streit um Standorte
Die Vantage Towers AG soll von der Börse genommen werden.
Foto: Vantage Towers
Ein bekannter Fall ist der Streit mit der 1&1-Mobilfunk, die einen Großteil ihrer Antennen an Sendestandorten von Vantage aufbauen möchte. Doch das lief zunächst nicht so rund wie geplant. Zum einen, weil jede Sendeantenne umfangreiche Genehmigungen und damit viel Zeit braucht. Denn Sendeantennen müssen bezüglich der elektromagnetischen Verträglichkeit bewertet werden, und da kommen die Werte bereits vorhandener Antenne mit dazu, aber die geltenden Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden. Das kann im Extremfall bedeuten, dass ein bereits vor Ort sendender Anbieter seine Leistung drosseln muss. Das würde aber seine Reichweite und damit die Versorgungsqualität reduzieren.
Dann waren einige Vantage-Standorte nicht verfügbar, angeblich aus "Platz-" oder Logistik-Gründen. Im Fall von 1&1 drängte sich natürlich auch der Verdacht auf, dass die ursprüngliche Vantage-Mutter Vodafone es ihrem neuen Konkurrenten nicht zu einfach machen wollte. Denn jeder neuer Konkurrent zieht vom eigenen Unternehmen zahlende Kundschaft weg und verdirbt am Ende die Kalkulation. Und Vodafone braucht zur Besänftigung seiner Anteilseigner und zum Stopfen von Schulden maximal hohe Renditen und insgesamt sehr viel Geld.
Vantage bei Oak Holding
Wie bereits berichtet, hatte Vodafone seine Anteile an der Vantage Towers nun an die "Oak Holding" übertragen und dafür 4,9 Milliarden Euro eingenommen. Vodafone PLC hält 64 Prozent an der Dachgesellschaft Oak Holdings. Oak will Vantage von der Börse nehmen, Fachleute sprechen vom "Delisting".
Deshalb empfehlen Vorstand und Aufsichtsrat von Vantage Towers die Annahme des öffentlichen Delisting-Angebots der Oak Holding GmbH. Es soll für "ausstehende" Aktien jeweils 32 Euro je Aktie geben, was nach Ansicht von Vorstand und Aufsichtsrat "im besten Interesse von Vantage Towers" und "fair und angemessen im Sinne des im Sinne von § 39 Abs. 3 Satz 2 des Börsengesetzes in Verbindung mit § 31 Abs. 1 des Wertpapier-Übertragungs-Gesetzes" sei.
Badrinath empfiehlt Annahme des Angebots
Der scheidende CEO von Vantage Towers, Vivek Badrinath, findet, dass die Annahme des Angebots "im besten Interesse des Unternehmens, seiner Mitarbeiter, seiner Aktionäre und anderer Stakeholder liegt." Auch Dr. Rüdiger Grube (früherer Bahnvorstand und Vorsitzender des Aufsichtsrats von Vantage Towers) ist "nach sorgfältiger und gründlichen Analyse" zu diesem Entschluss gekommen.
Finanzfachleute bestätigen, dass das Angebot von 32 Euro pro Aktie in etwa dem regulären Börsenkurs entspricht (Kurs am Dienstag um 13.35 Uhr lag bei 33,02 Euro). Sobald Oak genügend Aktien zusammen hat, kann dann in einem "Squeeze out"-Verfahren der Restanteil an Aktien übernommen werden.
Zukunft von Vodafone?
Wie es insgesamt mit Vodafone weitergeht, bleibt eine spannende Frage. Branchenbeobachter sind der Ansicht, dass Vodafone dringend massive Investitionen in seinen Netzausbau (4G/5G-Mobilfunk und in echte Glasfaser bis zum Kunden im Festnetz, statt Koaxkabeln) vornehmen müsste. Das würde aber ziemlich viel Geld kosten und den Interessen der meisten Anteilseigner (oft Pensionsfonds, die ihre Gelder maximal rentabel anlegen müssen) ziemlich zuwider laufen.
Vodafone und Three?
In Großbritannien zeichnet sich eine engere Kooperation zwischen Vodafone UK und Three UK (auf Deutsch "Drei") des Hongkong-basierten Telekommunikationskonzerns Hutchison Whampoa (heute CK Hutchison) ab. "Drei" ist erfolgreich in Österreich unterwegs, ein Einstieg von "Drei" in den deutschen Markt wurde im Jahre 2000 (bei der UMTS-Versteigerung) abgeblasen.
Würde das britische Kooperations-Modell auf die gesamte Vodafone und damit auch deren deutsche Niederlassung angewendet, gäbe es erstmalig eine direkte chinesische Beteiligung an einem (deutschen) Mobilfunkunternehmen, den Hongkong gehört längst wieder zu China. Ein Fakt, der sicher hierzulande auf massiven politischen Widerstand stoßen dürfte.
Wie rentabel künftig der Mobilfunk bei vier Netzbetreibern in Deutschland sein wird, gilt auch noch nicht als ausgemacht. Bei vielen Anwendern liegt Vodafone aktuell in der Wahrnehmung der Netzqualität längst auf Platz drei, deutlich hinter Telefónica (o2).
Vodafone hat den Grund für den Verkaufsstopp von CallYa-Karten über die eigene Homepage bekannt gegeben.