Ab 2021: 5G fährt Hamburger S-Bahn
Wenn übernächstes Jahr die Hamburger S21-S-Bahn vorbei fährt, könnte 5G-Technik von Nokia am Steuer sitzen.
Foto: Nokia Networks
Wer sich für Eisenbahnen interessiert, weiß vielleicht, dass der Lokführer auch mobil
telefonieren kann, über GSM-R dem GSM-Railroad-Standard. Er basiert auf GSM für die
Öffentlichkeit, der um Bahn-spezifische Punkte erweitert wurde, arbeitet aber mit
eigenen SIM-Karten und eigenen exklusiven Frequenzen.
Bahnen funken immer noch mit GSM-R
3G und 4G sind an den Bahnen weltweit vorüber gegangen, es wird immer noch GSM-R bei 800 MHz (unterhalb des E-GSM-Bandes) verwendet, zur Zugsteuerung, Sicherung und Kommunikation des Zugpersonals mit den Stellwerken oder Fahrdienstleitern.
Dass es modernere Technik gibt, ist den Bahnen nicht verborgen geblieben. Schon länger wurde LTE-R, ein LTE-System für Züge, diskutiert, jetzt könnte es das „Future Railway Mobile Communication System“, kurz FRMCS, auf der Basis von 5G werden.
Nokia bekam den Zuschlag
Wenn übernächstes Jahr die Hamburger S21-S-Bahn vorbei fährt, könnte 5G-Technik von Nokia am Steuer sitzen.
Foto: Nokia Networks
Der Netzausrüster Nokia hat den Zuschlag für den Test und die Lieferung des weltweit
ersten 5G-Standalone(SA)-Netzes für den automatisierten Bahnbetrieb im Rahmen des
Projekts „Digitale S-Bahn Hamburg“ der DB AG erhalten.
Der Beweis, dass die 5G-Technologie geeignet ist, um die extremen Konnektivitätsanforderungen des digitalen Bahnbetriebs zu erfüllen, ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des künftigen Standards für das neue Mobilfunksystem für Eisenbahnen (FRMCS) und eine wichtige Weichenstellung im Hinblick auf die Digitalisierung des Bahnbetriebs, stellt Nokia in einer Presserklärung fest.
Nokia hat mit GSM-R Erfahrung
Nokia habe bereits ausführliche Erfahrung bei der Bereitstellung von GSM-R-Systemen für Bahnbetreiber erworben, die über den GSM-R-Standard in 22 Ländern eine Gleislänge von 109.000 km abdecken.
Update: Kein Funkloch in Bad Aibling - Roaming mit Telekom (D1)
Ganz flächendeckend funkt auch die Bahn noch nicht, deswegen gibt es ein Roaming-Abkommen zwischen Deutsche Bahn GSM-R und der Deutschen Telekom (D1-Netz, P-GSM = Public GSM), das Zugbegleitpersonal (Schaffner) verwendet in seinen Diensthandys überwiegend Vodafone D2.
Das viel zitierte "Funkloch" bei Bad Aibling (Bayern) wurde übrigens schon 2010 (also vor dem Unfall) gestopft.Ende Update
Hohe Anforderungen
Die Anforderungen der Eisenbahnen sind sehr streng. Schließlich hängen Menschenleben und die Sicherheit der Züge und ihrer Fracht oder Passagiere davon ab, da darf es keine unbegehbaren Fehler oder Ausfälle geben. Das Pflichtenheft sieht die Vernetzung der Bahnsysteme, die Sicherheit gegen Eindringlinge, die den Zugverkehr stören oder gefährden könnten, die Verarbeitung von zigtausend Sensor-Signalen und die Datenanalyse, womit Auslastung von Strecken, Verspätungen etc. berechnet werden können. Am Versuchsprojekt FRMCS sind mehr als 110 Eisenbahn- und S-Bahn-Betreiber beteiligt.
5G-S-Bahn in Hamburg ab 2021
2021 sollen im Rahmen des Projekts „Digitale S-Bahn Hamburg“ hochautomatisierte Züge auf einem 23 Kilometer langen Abschnitt der S-Bahn Hamburg verkehren. Ein Triebfahrzeugführer wird weiterhin an Bord sein, um bei Störungen oder Unregelmäßigkeiten eingreifen zu können.
Die S-Bahnlinie 21 startet am Berliner Tor, einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Hamburg, und endet in der Station Bergedorf bzw. Aumühle. Dort steigen Fahrgäste und Triebfahrzeugführer aus. Der leere Zug fährt nun vollautomatisiert und fahrerlos auf ein Rangiergleis, wendet und fährt dann wieder zur S-Bahn-Station zurück.
Diese vollautomatisierte Bereitstellung geschieht auf Basis der Übertragung von Zugsteuerungsinformationen über das Nokia 5G-Mobilfunknetz.
Nokia liefert 5G-SA-Technik
Die Nokia 5G-Lösung basiert auf 3GPP-Standards für 5G-Mobilfunknetze. Hoch- oder vollautomatisierte Züge können auf dieser Basis die benötigten Daten über eine 5G-Funkverbindung mit gleisseitigen Kommunikationseinrichtungen austauschen.
Falls FRMCS via 5G später flächendeckend aufgebaut werden sollte, werden positive Auswirkungen auf den grenzüberschreitenden Betrieb, die Kapazität und die Pünktlichkeit und somit auch auf das Kundenerlebnis (Wie zufrieden sind die Fahrgäste?) erwartet.
Kathrin Buvac, President von Nokia Enterprise und Chief Strategy Officer, freut sich, als Partner der Deutschen Bahn an der digitalen Automatisierung des Hamburger S-Bahn-Netzes und des Bahnbetriebs mitwirken zu können. "Unsere gemeinsame Arbeit bei Forschung, Entwicklung und Realisierung hat das weltweit erste 5G-basierte Kommunikationssystem für den automatisierten Bahnbetrieb hervorgebracht. Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Future Railway Mobile Communication System und hat uns auch der Industrie 4.0 einen großen Schritt nähergebracht.“
Was ist Nokia for Industries?
Nokia hat für Kunden im Transportwesen, im Energiesektor, bei Großunternehmen, in der verarbeitenden Industrie und Internetunternehmen sowie im öffentlichen Sektor weltweit mehr als 1.000 geschäftskritische Netze bereitgestellt. Führende Unternehmen aller Branchen nutzen unsere jahrzehntelange Erfahrung im Aufbau von IP-, optischen und Drahtlos-Netzen, die zu den größten und fortschrittlichsten weltweit zählen.
Die Future X for Industries-Strategie der Nokia Bell Labs stellt eine Netzarchitektur für Unternehmen bereit, die ihre Digitalisierung und Automatisierung beschleunigen und damit schneller an ihr Ziel – die Industrie 4.0 – kommen wollen. Auch im Bereich drahtloser Campus-Netze empfiehlt sich Nokia sich in zahlreichen Industriebereichen als Ausrüster. Mittlerweile würden diese Netze weltweit von mehr als 100 großen Unternehmenskunden eingesetzt.
Nokia - das sind die mit den Handys?
Beim Begriff Nokia denken Verbraucher in der Regel an robuste Mobiltelefone mit langer Akkustandzeit. Nachdem die Handysparte einen Ausflug zu Microsoft unternommen hatte, gingen die Markenrechte an die Firma HMD Global, die unter der Markennamen Nokia wieder an vergangene Erfolge anzuknüpfen versucht.
Die heutige Nokia enthält unter anderem die ehemalige Mobilfunk-Sparte von Siemens und Alcatel-Lucent und ist neben Ericsson und Huawei einer der größten Netzwerkausrüster der Welt.
Einen Rückschlag erlitt Nokia, als die Deutsche Telekom entschied, Nokia als Techniklieferanten gegen Ericsson auszutauschen. Als Grund hatten hochrangige Telekom-Vertreter erklärt: „Nokia konnte uns nicht die gewünschten Komponenten liefern.“
Nokia hat neben der Netzhardware auch Software und Dienstleistungen bis hin zur Lizenzierung im Angebot. Zu seinen Kunden zählen Netzbetreiber und Netz-Dienstleister, die weltweit rund 6,1 Milliarden Teilnehmer verbinden.