Rückblick

2 Jahre 5G: Jetzt könnte es richtig losgehen

Vor 2 Jahren wurden in Mainz die soge­nannten 5G-Frequenzen verstei­gert. Seitdem haben wir (wieder) 4 Mobil­funk­netz­betreiber, wovon 3 schon sehr aktiv sind, der "Neue" aber noch nicht.
Von mit Material von dpa

Alle Jahre wieder brachte der Staat frei werdende Mobil­funk­fre­quenzen unter den Hammer. Künftig könnte es anders laufen, die Entschei­dung, ob ein "Schön­heits­kon­test" es auch täte, soll bei der Bundes­netz­agentur liegen. Die Mobil­funk­anbieter beklagten hörbar, dass viel Geld für Lizenzen ausge­geben werden musste, was jetzt für den Netz­ausbau fehlt. Die Politik hat das schluss­end­lich verstanden.

Doch was tun, wenn es mehr Nach­frager als Frequenzen gibt? Doch wieder verstei­gern oder die Kontra­henten vorher zur Eini­gung (= Vermie­tung von Frequenzen an Mitbe­werber) zwingen?

Vor 2 Jahren

Die letzte Frequenz-Auktion war im Juni 2019, damals ging es um 5G. Wie weit sind die Unter­nehmen inzwi­schen mit dem neuen Über­tra­gungs­stan­dard? Zwei Jahre nach der milli­arden­schweren Auktion von soge­nannten "5G"-Mobil­funk­fre­quenzen rechnen die Netz­betreiber mit einem Nach­fra­gesprung beim Funk­stan­dard 5G. „Wir erwarten, dass das Daten­volumen in unserem 5G-Netz weiter stark ansteigt“, sagt der Tech­nik­chef von Voda­fone Deutsch­land, Gerhard Mack. „Es gibt immer mehr 5G-Stationen, immer mehr 5G-Anwen­dungen und immer mehr 5G-Smart­phones.“ Am 12. Juni 2019 endete in Mainz die Auktion der 5G-Frequenzen. Seitdem haben wir (wieder) 4 Netzbetreiber. Am 12. Juni 2019 endete in Mainz die Auktion der 5G-Frequenzen. Seitdem haben wir (wieder) 4 Netzbetreiber.
Foto: Picture-Alliance / dpa
"5G" steht bekannt­lich für die 5. Mobil­funk­genera­tion, welche im Grunde eine Weiter­ent­wick­lung von 4G (LTE) ist. Verbes­sert wurde die Kapa­zität einer Mobil­funk­zelle, jetzt können bis zu 1 Million-Geräte vor Ort verwaltet werden. Diese Zahl klingt riesig, wenn aber künftig viele Sensoren in Gepäck­stü­cken, Klei­dung, Armband­uhren, Contai­nern, Müll­eimern und so weiter funken, sind diese Zahlen lang­fristig realis­tisch.

Voda­fones Technik-Chef Mack weist auf die Vorteile von 5G bei Groß­ver­anstal­tungen hin, die es in Corona-Zeiten nicht gegeben habe. Wo viele Menschen gleich­zeitig ihre Smart­phones nutzten, sei ruck­elfreies Inter­net­surfen dank 5G möglich, verspricht er.

Der Deutsch­land­chef von Telefónica, Markus Haas, sagt, dass der 5G-Anteil am über­mit­telten Daten­volumen im Netz seiner Firma zwar noch gering sei, in den kommenden Monaten rechne er aber mit einem „massiven Schub“. Jedes zweite Smart­phone, das Telefónica aktuell verkaufe, sei bereits 5G-fähig. Im Moment ist das 5G-Netz von Telefónica noch relativ klein, es soll aber deut­lich ausge­baut werden.

Vor 2 Jahren, am 12. Juni 2019, endete eine mona­telange Auktion um die begehrten Frequenzen in Mainz. Vier Firmen verpflich­teten sich zur Zahlung von insge­samt 6,6 Milli­arden Euro. Danach begann der Ausbau.

Rang­folge des Ausbaus

Am weitesten ist dabei - nach einhel­liger Exper­ten­ansicht - die Deut­sche Telekom. Nach Unter­neh­mens­angaben könnten inzwi­schen 80 Prozent der Menschen in Deutsch­land von ihren Wohnungen aus das 5G-Netz des Bonner Konzerns empfangen und bis Jahres­ende sollen es 90 Prozent werden. Mehr als 50.000 Telekom-Antennen in rund 5000 Städten und Gemeinden funken schon in 5G. An einem Antennen-Standort werden übli­cher­weise drei Antennen pro Funk­stan­dard verwendet, um die unter­schied­lichen Rich­tungen (Sekto­risie­rung) gut abde­cken zu können.

Voda­fone vermeldet 10.000 Antennen für 5G (ca. 3200 Stand­orte), die inzwi­schen akti­viert seien und Haus­halte von etwa 25 Millionen Menschen errei­chen sollen - rech­nerisch knapp ein Drittel der Bevöl­kerung in Deutsch­land. Bis Jahres­ende sollen es mehr als 30 Millionen sein.

Der dritte Netz­betreiber Telefónica (o2) nennt bundes­weit 1500 5G-Antennen (ca. 500 Stand­orte). Zur 5G-Bevöl­kerungs­abde­ckung macht Telefónica derzeit keine Angaben, bis Jahres­ende sollen es mehr als 30 Prozent sein.

Die reinen Zahlen der Antennen sind nur schwer mitein­ander vergleichbar, weil sie in verschie­denen Frequenz­berei­chen funken. Den besten Daten­durch­satz (höchste mögliche Daten-Geschwin­dig­keit) gibt es im Bereich 3,5 bis 3,6 Giga­hertz. Der Nach­teil: Die Reich­weite ist hier gering. Daher setzen die Netz­betreiber bei diesem Band meist auf Städte und Ballungs­räume, in denen viele Menschen für die Nutzung in Betracht kommen. Telefónicas aktuell 1500 5G-Antennen funken derzeit alle bei 3,5-3,7 GHz (High-Band oder Band n78). Bei der Telekom sind es eben­falls 1500 und bei Voda­fone 1000 - der Groß­teil der 5G-Anlagen von Telekom und Voda­fone funkt also auf nied­rigeren Frequenzen.

Bringt 5G jetzt schon Vorteile?

Ob 5G dem Verbrau­cher jetzt schon Vorteile bringt, kommt auf den jewei­ligen Stand­punkt an. Für die Bedürf­nisse der meisten privaten Handy­nutzer dürfte derzeit eine gute 4G-Verbin­dung ausrei­chen, zumal man ein neues Smart­phone und einen passenden Tarif braucht, um 5G nutzen zu können. Auf die Dauer dürfte 5G für Privat­nutzer aber an Rele­vanz gewinnen, zum Beispiel weil der Stan­dard neue mobile Gaming-Anwen­dungen oder Virtual Reality ermög­licht.

Wie ist derzeit die Nach­frage nach 5G-Verbin­dungen? Das lässt sich nur andeu­tungs­weise beant­worten. Bei Voda­fone liefen in der ersten Juni­woche etwa 20 Prozent der über­mit­telten Mobil­funk-Daten über Antennen mit 5G-Technik. Aller­dings ist die Aussa­gekraft begrenzt, denn die meisten dieser Antennen sind mit der Dynamic-Spec­trum-Sharing-Tech­nologie (DSS) ausge­stattet, wo die Funk­sta­tion zwischen 4G und 5G hin und her schaltet - je nach Bedarf der Nutzer in der Umge­bung. Wie hoch der reine 5G-Volu­mens­anteil ist, ist unklar.

Telefónica nennt drei Prozent als Anteil für 2G, 3G und 5G zusammen, unter­teilt dies aber nicht auf den neuesten Stan­dard. Die Zahlen machen eines klar: Es gibt noch viel Luft nach oben.

Neuer Mitspieler

Das vierte Unter­nehmen, das 2019 Spek­trum erstei­gerte, ist 1&1 (vormals 1&1 Dril­lisch) - das Unter­nehmen ist derzeit aber noch kein aktiver Mobil­funk­netz­betreiber. Wegen lang­wie­riger Verhand­lungen mit anderen Firmen, um seinen Einstieg als Netz­betreiber abzu­sichern, hat 1&1 noch nicht mit dem Ausbau begonnen.

Der Präsi­dent der Bundes­netz­agentur, also der Behörde, die das Spek­trum vor zwei Jahren unter den Hammer brachte, zeigt sich zufrieden. „Die Netz­betreiber erwei­tern ihre Netze in hohem Tempo“, sagt der Chef der Bundes­netz­agentur, Jochen Homann. Vor zwei Jahren sei noch disku­tiert worden, ob 5G flächen­deckend über­haupt gebraucht werde. „Heute geht es nur noch um die Frage, bis wann das zu schaffen ist.“

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