Wirtschaft fordert einheitliche EU-Regeln für 5G-Netz
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die deutsche Wirtschaft drängt auf eine schnelle Entscheidung der Bundesregierung, wie mit außereuropäischen Netzwerkausrüstern wie Huawei umgegangen werden soll. Die Bundesregierung solle rasch für Klarheit sorgen, „um Unsicherheiten für die Bieter in der anstehenden Netzauktion zu minimieren“, sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), der in Düsseldorf erscheinenden Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Es sei wichtig, „Emotionalität“ aus der Debatte zu nehmen und Rechtssicherheit für den Einsatz von Technologien aus Drittstaaten zu schaffen. Bislang ist der 19. März als Start für die Frequenzversteigerung festgelegt, der Termin dürfte aber wegen der anstehenden Klagen vor dem Verwaltungsgericht Köln kaum noch haltbar sein.
BDI begrüßt Sicherheitsdiskussion
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf.
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In einer fünfseitigen Stellungnahme, die dem Handelsblatt vorliegt, begrüße der BDI die aktuelle Sicherheitsdiskussion. Falls der Verdacht einer Einflussnahme auf Hersteller durch Drittstaaten bestehe, erfordere dies eine eingehende Prüfung, heißt es darin. Dabei sollten auch „gesetzliche Rahmenbedingungen und gängige Praktiken“ einbezogen werden, denen die Anbieter auf ihrem Heimatmarkt ausgesetzt sind. Als Beispiel wird in dem Papier eine „verpflichtende Weitergabe von Daten an staatliche Stellen“ genannt. Der BDI schließt in seiner Stellungnahme einen Ausschluss von Unternehmen beziehungsweise von deren Angeboten nicht aus. Dies müsse aber „nach transparenten nachvollziehbaren Kriterien“ erfolgen.
Hintergrund ist die Frage, ob Hersteller aus China wie z.B. Huawei oder ZTE von ihrer Regierung gezwungen werden könnten, in ihre Systeme Hintertüren ("Backdoors") einzubauen, um Netzverkehr abhören oder Netze bei Bedarf sogar "blockieren" zu können, beispielsweise im Rahmen von internationalen Konflikten. Bisher verlief die Diskussion in Deutschland weitgehend herstellerneutral. Kenner argumentieren, dass auch Komponenten von Nokia oder Ericsson in China hergestellt würden und Router-Produkte der Marke Cisco, die in den USA hergestellt werden, waren durch eine "Hintertür" für den amerikanischen Geheimdienst "NSA" aufgefallen. Kritiker vermuten, dass die Ursache der Diskussion die Angst amerikanischer Anbieter vor zu günstiger Konkurrenz aus China das Problem darstellen könne. Konsens der Branche in Deutschland waren bislang verschärfte Sicherheitsprüfungen für alle Anbieter nach klaren Regeln beispielsweise beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Gespräche bei der EU-Kommission
Diese Kriterien fordert auch der BDI. Am Mittwoch soll bei der Sitzung der EU-Kommission in Brüssel auch über die Haltung Europas zu China gesprochen werden. Der BDI fordert in der Debatte um 5G einheitliche Regeln in der EU. „Für alle Anbieter müssen idealerweise europaweit die gleichen Prüfkriterien, Regeln und Verfahren gelten“, heißt es im BDI-Papier. Der BDI setzt auch auf eine bessere Überprüfung der eingesetzten Technik. Behördenvertreter müssten Einsicht in die sogenannten Quellcodes und die Entwicklungsprozesse in den Unternehmen haben. Dazu müssten auch die personellen und finanziellen Ressourcen im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik aufgestockt werden, fordert Kempf.