Zensur

Plattform Weibo verbannt homosexuelle Inhalte (Update)

Microblogging-Dienst wollte auch Pornografie und blutige Gewalt verbieten - starke Gegenreaktion im Netz.
Von dpa /

Zwei Männer mit CSD-Flagge Solche Fotos sind künftig auf Weibo wohl unerwünscht
Foto: Jürgen Fälchle
Der chinesische Microbloggin-Anbieter Weibo will homosexuelle Inhalte verbannen. In den am späten Freitagabend veröffentlichten neuen Richtlinien heißt es, die Plattform werde für einen Drei-Monats-Zeitraum Comics, Spiele, Texte und Videos sehr genau auf Pornografie, "blutige Gewalt" und Homosexualität hin überwachen. Die "Säuberung" diene dazu, "ein heiteres und harmonisches Community-Umfeld" zu schaffen.

Internetnutzer reagierten mit dem Hashtag "#Ichbinschwul". Solche Posts kamen in wenigen Stunden auf 130 Millionen Klicks und 135 000 Kommentare. "Als ein Mitglied dieser Gruppe bin ich stolz, bin ich glorreich ... ich weigere mich, diskriminiert oder missverstanden zu werden", schrieb ein User.

Zwei Männer mit CSD-Flagge Solche Fotos sind künftig auf Weibo wohl unerwünscht
Foto: Jürgen Fälchle
In China ist Homosexualität seit 1997 straffrei. Gleichwohl sehen sich Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle (LGBT) immer noch mit einem Tabu belegt. Nach einer Studie des Pew-Instituts glaubten 2013 nur 21 Prozent der Chinesen, dass die Gesellschaft Homosexualität akzeptiere.

Update 16. April: Chinesische Online-Plattform will homosexuelle Inhalte doch zulassen

Nach einem Sturm der Entrüstung hat Chinas Kurznachrichtendienst Weibo eine Kehrtwende gemacht und will homosexuelle Inhalte doch wieder zulassen. Die Online-Plattform teilte heute mit, dass seine angekündigte Säuberungskampagne "nicht mehr auf homosexuelle Inhalte abzielt". Der Schritt hatte heftige Empörung ausgelöst, die sich einige Hundert Millionen Mal unter dem Hashtag #IAmGay Luft gemacht hatte, bevor dieser am Wochenende von der Zensur geblockt wurde.

Der 340 Millionen Nutzer zählende Kurznachrichtendienst hatte am Freitag angekündigt, dass Comics, Spiele, Texte und Videos über drei Monate genau auf Pornografie, blutige Gewalt und Homosexualität überwacht und gegebenenfalls zensiert würden. Doch selbst das kommunistische Parteiorgan "Volkszeitung" kritisierte den Schritt und machte deutlich, dass die Plattform zu weit gegangen war. Das Blatt forderte Toleranz gegenüber Homosexualität, die so "normal" wie Bisexualität sei.

Homosexualität sei auch "definitiv keine Krankheit", schrieb die "Volkszeitung" in einem Hinweis auf die lange verbreitete und einst selbst in einigen Lehrbüchern geteilte Vorstellung, dass es eine Geisteskrankheit sei. In China ist Homosexualität seit 1997 straffrei. Gleichwohl sehen sich Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle (LGBT) immer noch mit einem Tabu belegt. Ende des Updates.

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