Täglich bis zu 10 TBit/s: Vodafone optimiert Datenautobahn
Damit das "Gigabit-Netz" von Vodafone noch leistungsstärker und zuverlässiger wird, möchte Vodafone - wie schon mehrfach berichtet - mehr und mehr Glasfaser ins Netz bringen.
Im Nahbereich beim Kunden setzt Vodafone dazu auf Netzsegmentierungen, neue Glasfaserstrecken und weitere Ausbaumaßnahmen.
Neue Wegstrecken und Netzoptimierung
Parallel baut das Unternehmen auch sein Transportnetz im nationalen und regionalen Bereich aus. Erst Ende Januar hatte das Unternehmen die Hauptleitungen seines Netzes direkt an den Berliner Internetaustauschpunkt BCIX (Berlin Commercial Internet Exchange) angeschlossen (wir berichteten).
Nun hat Vodafone auf regionaler Ebene im Verbreitungsgebiet der ehemaligen Unitymedia-Gesellschaften weitere Anpassungen zur Netzoptimierung vorgenommen.
Die Struktur des Vodafone Transport-Netzes. Neue Auf- und Abfahrten und viel Glasfaser sollen es beschleunigen
Grafik: Vodafone Deutschland
Bislang passierten die Datenpakete auf dem Weg zu ihrem Ziel eine als „Aorta“ bezeichnete Stelle in Frankfurt und Amsterdam – dort läuft das internationale Netz von Liberty Global, wozu Unitymedia bis in den Herbst 2019 gehörte.
Durch mehrere neue regionale "Auf- und Abfahrten" fließt der Datenverkehr von Vodafone-Kunden aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg nun über eine andere Glasfaser-Datenautobahn als bisher ins Internet und zurück.
Bis zu 10 TBit/s
Dabei handelt es sich um Datenverkehr in einer Größenordnung von zurzeit bis zu 10 Terabit pro Sekunde (1 TBit/s = 1024 GBit/s), die an Werktagen übertragen werden. Dies entspricht mehr als einer Million gleichzeitig gestreamter Videos in HD-Qualität oder einer Datenmenge von mehr als 1,7 Milliarden beschriebenen DIN-A4-Seiten, die gestapelt über 1,7 km hoch wären.
Während die Datenpakete aus Nordrhein-Westfalen auf ihrem Weg ins Internet nun die direkten Anbindungen von Vodafone in Amsterdam und Düsseldorf nehmen, leitet Vodafone die Datenpakete aus Hessen ab sofort über Frankfurt aus dem eigenen Netz in andere Netze weiter.
Der Datenverkehr aus Baden-Württemberg biegt dagegen entweder nach München oder Frankfurt ab. Durch die neue Route über regionale Knotenpunkte erreichen die Datenpakete ihr Ziel in vielen Fällen nun wesentlich direkter, verspricht Vodafone.
Dienstanbieter besser erreichbar
Von der neuen Streckenführung profitieren unter anderem die Anbindungen an Server von Netflix, Twitch, Facebook, Microsoft oder Google. Durch die eingesparten Zwischenschritte verkürzt sich in vielen Fällen die Laufzeit, die ein Datenpaket benötigt, um ans Ziel zu gelangen. Je niedriger die Laufzeit (Ping), umso schneller reagieren beispielsweise aufgerufene Webseiten.
Im Zuge des neuen Routings hat Vodafone auch die Kapazität an mehreren privaten und öffentlichen Übergabepunkten erweitert. Der Datenverkehr an allen bundesweiten Übergabepunkten von Vodafone betrug zuletzt täglich bis zu 20 TBit/s. Zugute kommt Vodafone beim Leiten der Verkehrsströme die offene Peering-Policy, die auch kleineren Anbietern die Anbindung an das Vodafone-Netz ermöglicht. Gerade das Peering-Verhalten des größten Wettbewerbers Telekom gegenüber kleineren Anbietern wurde und wird in Fachkreisen immer wieder kritisiert.
Guido Weissbrich, Netz-Chef von Vodafone, sagt: „Unsere Netzinfrastruktur ist an alle für Deutschland relevanten Internet-Knoten angebunden. Darüber hinaus bestehen über unseren Mutterkonzern Verbindungen zu allen wichtigen internationalen Internet-Knoten. Alle Standorte sind so konzipiert, dass sich die Kapazitäten bedarfsgerecht und ohne nennenswerten zeitlichen Verzug erweitern lassen. Wir setzen bei unserer Netzplanung zudem auf eine offene ‚Peering-Policy‘ – wenn es unseren Kunden hilft, schließen wir auch kleinere Anbieter direkt an unser Netz an. Darin unterscheiden wir uns von vielen anderen Anbietern.“
Regionale und internationale Transportnetze
Telekommunikationsinfrastrukturen, wie die von Vodafone, unterteilen sich in der Regel in zwei große Bereiche: Dazu gehören das Transportnetz auf nationaler und regionaler Ebene sowie das Zugangsnetz im Nahbereich des Kunden. In beiden Fällen sind ausreichend Kapazität und Bandbreitenreserven für den Datenverkehr wichtig. Dies ist vor allem in Stoßzeiten von Vorteil, wenn gleichzeitig gestreamt, online gespielt, viel videotelefoniert und im Home-Office gearbeitet wird.
Dies gilt besonders für die Zugangsnetze beim Kunden: In allen Breitband-Netzen teilen sich in einem Netzabschnitt die angeschlossenen Kunden die maximal verfügbare Bandbreite – dies gilt für Glasfaser-Anschlüsse bis ins Haus wie auch alle anderen Gigabit-Infrastrukturen, im Festnetz und in Mobilfunknetzen.
Ein paar Zahlen über Vodafone Deutschland
Vodafone betont, dass jeder zweite Deutsche ein Vodafone-Kunde sei, ob er surft, telefoniert oder fernsieht. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Düsseldorf liefert Internet, Mobilfunk, Festnetz und Fernsehen "aus einer Hand".
Vodafone begründet das mit "über 50 Millionen Mobilfunk-SIM-Karten, 17 Millionen Breitband-Kunden, 14 Millionen Fernseh-Kunden" und rund 16.000 Mitarbeitern, die einen Serviceumsatz von fast 13 Milliarden Euro erbringen.
Vodafone gibt an, mit seinem "bundesweiten Kabel-Glasfasernetz" fast 24 Millionen Haushalte, davon über 17,7 Millionen mit Gigabit-Geschwindigkeit (theoretisch) erreichen zu können.
Bis 2022 will Vodafone zwei Drittel aller Deutschen mit Gigabit-Anschlüssen versorgen können. Das 4G-Mobilfunknetz soll mehr als 98 Prozent aller Haushalte in Deutschland erreichen, das Maschinennetz (Narrowband IoT) fast 96 Prozent der deutschen Fläche. Das 5G-Netz von Vodafone soll 2021 rund 10 Millionen Menschen erreichen, im nächsten Jahr soll sich diese Zahl verdoppeln.
Vodafone Deutschland ist mit einem Anteil von 30 Prozent am Gesamtumsatz die größte Landesgesellschaft der Vodafone Gruppe, einem der größten Telekommunikationskonzerne der Welt. Vodafone hat weltweit rund 625 Millionen Mobilfunk-, 27 Millionen Festnetz- und 22 Millionen TV-Kunden.
Nicht nur Vodafone, sondern auch o2 wird sein Netz beschleunigen.