Abgewendet

Trump billigt Deal: Tiktok bleibt welt­weit verfügbar

Die Zukunft der Video-App Tiktok in den USA ist offenbar gesi­chert. Die Down­load-Sperre wurde zunächst um eine Woche verschoben.
Von dpa /

Tiktok in den USA weiter verfügbar Tiktok in den USA weiter verfügbar
Foto: Picture Alliance - dpa
Die Zukunft der Video-App Tiktok in den USA scheint gesi­chert, nachdem Präsi­dent Donald Trump einen Deal zwischen dem chine­sischen Eigen­tümer Byte­dance und US-Unter­nehmen gebil­ligt hat. Das welt­weite Geschäft von Tiktok komme in eine neue Firma mit Sitz in den USA, "wahr­schein­lich in Texas", sagte Trump in der Nacht zum Sonntag. "Ich habe den Deal abge­segnet." Eine formelle Aufhe­bung der US-Maßnahmen gegen Tiktok steht noch aus. Das Handels­minis­terium schob den Down­load-Stopp für die App in den USA, der für Nutzer ab Montag greifen sollte, um eine Woche auf.

Trump hatte Tiktok als Sicher­heits­risiko bezeichnet, weil die App dem chine­sischen Byte­dance-Konzern gehört. Aus seiner Sicht hätten chine­sische Behörden über die App an Daten von Ameri­kanern kommen können. Dieser Begrün­dung folgend legte er mit zwei Anord­nungen die Basis für das Aus der App in den USA. Tiktok und Byte­dance entgeg­neten vergeb­lich, dass Daten von US-Nutzern in den USA gespei­chert würden und nicht nach China gingen.

Oracle verar­beitet Daten von US-Nutzern

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Nach dem nun abge­nickten Deal soll der Soft­ware-Konzern Oracle alle Daten von US-Nutzern verar­beiten und sich um die dazu­gehö­rigen tech­nischen Systeme kümmern. In den USA würden 25 000 Jobs entstehen, kündigten Trump und Tiktok an.

Eine zentrale Forde­rung Trumps war auch, dass US-Inves­toren eine Mehr­heit an Tiktok halten. Dazu wurde bisher nur offi­ziell bekannt, dass Oracle vor einem Börsen­gang von Tiktok Global einen Anteil von 12,5 Prozent an der Firma über­nehmen soll und der Super­markt-Riese Walmart 7,5 Prozent.

Byte­dance strebe dabei eine Gesamt­bewer­tung von 60 Milli­arden Dollar für Tiktok an, schrieb der Finanz­dienst Bloom­berg. Oracle und Walmart müssten demnach zusammen zwölf Milli­arden Dollar bezahlen. Über den Preis werde aber noch verhan­delt, schränkte Bloom­berg unter Beru­fung auf infor­mierte Personen ein.

Byte­dance behält 80 Prozent an Tiktok

Zugleich berich­tete das Wall Street Journal, dass Byte­dance die rest­lichen 80 Prozent von Tiktok Global behalten werde. Aber: Da ameri­kani­sche Inves­toren wie die Start-up-Finan­zierer Sequoia und General Atlantic wiederum rund 40 Prozent an Byte­dance hielten, könne man von einer US-Mehr­heit bei Tiktok spre­chen, erklärten infor­mierte Personen der Zeitung. Trump hatte zuvor verkündet: "Es wird eine ganz neue Firma sein. Sie wird nichts mit China zu tun haben."

Das neue Konstrukt könnte den Vorteil haben, dass für den Deal keine Zustim­mung der chine­sischen Regie­rung notwendig wäre. Die Führung in Peking hatte zuvor einen direkten Verkauf des US-Geschäfts von Tiktok an den Soft­ware-Konzern Micro­soft torpe­diert. Sie führte eine neue Regel ein, nach der Soft­ware-Algo­rithmen nur mit Erlaubnis der Behörden ins Ausland verkauft werden dürfen.

Trump seiner­seits hatte einen Deal, bei dem Oracle mit einem Minder­heits­anteil als Tech­nologie-Partner von Tiktok agieren sollte, vor wenigen Tagen noch abge­lehnt. Das Handels­minis­terium leitete daraufhin einen Count­down für den Raus­wurf von Tiktok aus den ameri­kani­schen App Stores ein. Tiktok und Byte­dance reichten dagegen Klage in Washington ein.

Tiktok unter­stützt ameri­kani­schen Bildungs­fond

Neu ist, dass Tiktok nun fünf Milli­arden Dollar an einen Bildungs­fonds in Texas über­weisen werde, wie Trump bei einem Wahl­kampf­auf­tritt in Fayet­teville im Bundes­staat North Caro­lina sagte. Er hatte zuvor verlangt, dass die US-Regie­rung eine Art Kommis­sion bekommen müsse, weil sie den Deal herbei­geführt habe. Der Bildungs­fonds solle dafür sorgen, "dass die echte Geschichte unseres Landes unter­richtet wird", sagte Trump. Er hatte vor einigen Tagen die Bildung einer Kommis­sion zur Förde­rung patrio­tischer Bildung ange­kün­digt - der Repu­bli­kaner begrün­dete dies unter anderem damit, dass die histo­rische Bedeu­tung der Skla­verei aktuell zu stark hervor­gehoben werde.

Tiktok hatte bereits einen Cloud-Deal mit einem anderen US-Unter­nehmen - Amazons IT-Tochter AWS. Trump ist in der Vergan­gen­heit häufiger mit Atta­cken gegen den Gründer und Chef des Online-Händ­lers, Jeff Bezos, aufge­fallen. Bezos gehört privat die Zeitung Washington Post, in der Trump oft kriti­siert wird. Oracle-Gründer Larry Ellison ist dagegen einer der promi­nen­testen Unter­stützer Trumps im Silicon Valley. Walmart wiederum ist ein Amazon-Konkur­rent.

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