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"Empfundener Nutzwert": US-Kunden mit Netflix unzufrieden

Markt­for­scher von Whip Media wollten wissen, bei welchem Streamer US-Zuschauer den höchsten Mehr­wert erkennen. Das Ergebnis dürfte vor allem Markt­führer Netflix nicht schme­cken.
Von Björn König

Netflix zählt mitt­ler­weile zu den teuersten Strea­ming-Diensten am Markt. Da sollte man eigent­lich erwarten, dass Abon­nenten dort über­durch­schnitt­lich viele attrak­tive Inhalte geboten bekommen und dementspre­chend auch beson­ders zufrieden sind. Markt­for­scher von Whip Media zeichnen aber ein voll­kommen anderes Bild. Demnach sehen Strea­ming-Nutzer Netflix beim wich­tigen Faktor "empfun­denen Nutz­wert" sogar auf dem letzten Platz.

HBO Max holt Platz 1

Bild: Netflix Netflix verliert an Kundenzufriedenheit
Bild: Netflix
Während Netflix weit abge­schlagen ist, steigt HBO Max souverän aufs Sieger­trepp­chen. Der Strea­ming-Dienst von Warner Bros. Disco­very führt nicht nur bei Kunden­zufrie­den­heit, sie zeigen sich dem Dienst im Hinblick auf Kündi­gungen auch beson­ders treu. In den Kate­gorien "Sehr zufrieden" und "Zufrieden" sackte Netflix inner­halb nur eines Jahres um satte zehn Prozent ab. Solche Zahlen sollten das Manage­ment um Reed Hastings und Ted Sarandos alar­mieren.

Inter­essant ist vor allem auch eine Antwort auf die Frage, bei welchem Strea­ming-Dienst es die größte Viel­falt an Filmen, Serien und Original-Content gibt. Auch hier liefert Netflix im Vergleich zum Wett­bewerb kein gutes Bild ab: In allen drei Kate­gorien holt HBO Max Zustim­mungs­raten von deut­lich über 75 Prozent der befragten Nutzer. Netflix schafft dies ledig­lich in der Kate­gorie Origi­nal­serien.

Ungüns­tige Faktoren summieren sich

Während Netflix vor allem bei Inhalten gegen­über HBO Max, Disney+ und Hulu bei Zuschauern den Kürzeren zieht, hinter­lassen außerdem die jüngsten Preis­erhö­hungs­runden einen faden Beigeschmack. Whip Media betont, dass die Mischung aus immer inten­siveren Wett­bewerb in Verbin­dung mit teureren Abos ein wesent­licher Grund sind, warum der Bran­chen­primus nun den letzten Platz belegt.

Von der aktu­ellen Entwick­lung profi­tiert auch Apple TV+: Der Streamer aus Cuper­tino konnte in den zwei wich­tigen Kate­gorien Kunden­zufrie­den­heit sowie Wahr­schein­lich­keit das Abo fort­zuführen, deut­lich zulegen. Als Grund nennt Whip Media hier vor allem die außer­gewöhn­lich hohe Begeis­terung für dessen Origi­nals. Bei der Qualität von Inhalten schaffte es Apple TV+ sogar auf Platz 2 hinter HBO Max und noch vor Disney+.

Was bedeuten die Ergeb­nisse?

Die Ergeb­nisse der Studie sind mit gewisser Vorsicht zu genießen, denn die Studie basiert auf ledig­lich 2500 Nutzern. Dennoch ist das Ergebnis eindeutig und verfes­tigt ein Gesamt­bild der vergan­genen Monate. Schon die eigene Netflix-Bilanz zeigt, dass immer mehr Zuschauer abspringen und zu Alter­nativen wech­seln. Klar und deut­lich wird, dass Abon­nenten schlicht mit dem Preis-Leis­tungs-Verhältnis unzu­frieden sind.

Mit anderen Worten: Entweder steigt die Qualität und Viel­falt bei Inhalten deut­lich, oder die Abopreise müssen erheb­lich sinken. Ob Zuschauer ein güns­tigeres, werbe­finan­ziertes Abomo­dell akzep­tieren, scheint zumin­dest aktuell frag­lich. Vor allem Disney bietet eine deut­lich attrak­tivere Content-Library und ist trotzdem deut­lich güns­tiger - und das werbe­frei.

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