Disney-Chef Iger: "Müssen zu Netflix aufholen"
Obwohl Disney+ bereits seit längerer Zeit am Markt ist und der Mickey-Mouse-Konzern jedes Jahr hohe Milliardenbeträge in neue Inhalte und Originals investiert, sieht Konzernchef Bob Iger im Streaming weiterhin Entwicklungspotenzial. Vor allem in technologischer Hinsicht hinke man Netflix noch deutlich hinterher, betonte Iger gestern auf der Morgan Stanley Technology, Media & Telecom Conference.
Aufholjagd läuft bereits
"Wir sind gerade dabei, all diese Technologien zu schaffen und weiterzuentwickeln. Der Goldstandard dort ist offensichtlich Netflix", so Iger. Die technologische Kompetenz von Netflix sei einer der Gründe dafür, dass die Margen des Unternehmens so viel höher seien als die von Disney, und dass die Abwanderungsraten von Disney beim Streaming "höher seien, als sie sein müssten".
Disney-Chef Iger sieht im Streaming noch Optimierungspotenzial
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Unter ihrem amtierenden CEO hatte die Walt Disney Company bereits ein umfassendes Sparprogramm aufgelegt, welches insbesondere einen weitreichenden Personalabbau umfasst. Darüber hinaus wurden zahlreiche Titel aus dem Streaming-Katalog entfernt. Lediglich bei Einsparungen in den Themenparks zeigte sich Iger bislang zurückhaltend. Technologische Optimierungen an der Streaming-Plattform sollen nun zu weiteren Kostensenkungen führen.
Streaming als "Wachstumsmaschine"
Iger machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass es ihm nicht nur um reine Profitabilität bei Disney+ sowie Hulu und ESPN+ geht. Die gesamte Einheit soll sich zu einer "Wachstumsmaschine" im Konzern entwickeln und damit einen wesentlichen Anteil am Gesamtumsatz generieren. Im Kontext dieser Entwicklung steht für den Konzernchef vor allem auch die abgeschlossene Übernahme des Comcast-Anteils an Hulu.
Bundle-Angebote zu einem günstigen Preis sieht Iger als Schlüssel im wettbewerbsintensiven Streaming-Geschäft. Vor allem das "Sport-Bundle" sei im Interesse der Konsumenten. "Es gibt viele junge Zuschauer, die das große Multichannel-Bundle nicht abonniert haben und es gibt viele Zuschauer, die früher Abonnenten waren und abgewandert sind", so Iger. "Wir wollen, dass sie dabei sind und wir versuchen, ihnen eine kostengünstigere und zielgerichtetere Option zu bieten.“
Vorerst kein europäisches Hulu
Unterdessen dämpfte Bob Iger konkrete Erwartungen, dass Disney seine Streaming-Marke Hulu nach der vollständigen Übernahme von Comcast möglichst zügig global ausrollt. So passe Hulu "sehr gut in unsere Streaming-Pläne, auch wenn wir es nicht in eine globale Marke umwandeln", deutete der Konzernchef an. Europäische Abonnenten von Disney+ dürften die Hulu-Inhalte somit vorerst weiter wie gewohnt im Bereich "Star" vorfinden.
Deutlich wurde der CEO letztendlich auch im Hinblick auf konzerninterne Streitigkeiten, so versuchen insbesondere die Disney-Anteilseigner Trian Partners und Blackwells Capital um den aktivistischen Investor Nelson Peltz mehr Einfluss im Disney-Management zu gewinnen. Die Diskussion um die aktivistischen Investoren zeige, dass die Führung dieses Unternehmens sehr komplex ist, welches "Kreuzfahrtschiffe, Streaming, Filme und Fernsehen" umfasst. Die verschiedenen Engagements von Disney erfordern, so sagte er, "ein erhebliches Maß an Zeit und Konzentration. Das machen wir uns jeden Tag schwer."