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DAB+: Neuer Netzbetreiber macht Media Broadcast Konkurrenz

In das Thema Netzbetrieb beim Digitalradio DAB+ kommt Bewegung: Mit Stadtmusikanten Radioservices steigt ein neuer Player in den Ring.
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Die Stadtmusikanten planen regionale DAB+-Ensembles Die Stadtmusikanten planen regionale DAB+-Ensembles
Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Mit dem Slogan "Wir bringen die Musik in die Stadt" will die neu gegründete Stadtmusikanten Radioservices UG i.G. aus Pulheim bei Köln dem führenden deutschen Technologiedienstleister Media Broadcast Konkurrenz machen. Das Unternehmen hat sich um den DAB+-Plattformbetrieb im Land Bremen beworben. Die Bremische Landesmedienanstalt "(bre(ma" hatte Anfang Juni einen ent­sprechenden Platt­form­be­trieb für die Städte Bremen und Bremerhaven ausgeschrieben.

Die Stadtmusikanten wollen laut Eigendarstellung technisch effiziente und kostengünstige DAB+-Multiplexe für die City- oder Regionalversorgung betreiben und konnten für eine Verbreitung in Bremen und Bremerhaven bereits viele interessierte Sender gewinnen. Stadtmusikanten Radioservices ist ein Konsortium der Central FM Media GmbH und der lulu Media GmbH, beide sind Hörfunkveranstalter. Auf die Ausschreibung der Bremischen Landesmedienanstalt für den Plattformbetrieb für regionale DAB+ Programme haben sich fristgerecht die zwei Antragsteller Media Broadcast GmbH und Stadtmusikanten Radioservices UG i.G. beworben. Der Medienrat der (bre(ma wird voraussichtlich im Herbst über die Vergabe der Übertragungskapazitäten entscheiden.

Anbieter verspricht effiziente Technik und günstige Verbreitungskosten

Die Stadtmusikanten planen regionale DAB+-Ensembles Die Stadtmusikanten planen regionale DAB+-Ensembles
Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Die Stadtmusikanten betreiben DAB+ Multiplexe mit kompakten wie auch leistungs­starken Sende­an­lagen der NanoComp electronic GmbH. Im Vergleich zu Lösungen mit kleiner Sendeleistung, so genannten Small Scale-DAB+-Anlagen, arbeiten diese mit fünffacher Sendeleistung, seien aber wesentlich kostengünstiger und effizienter als die bisher im Markt angebotenen. Dies ermögliche einen sehr günstigen Plattformbetrieb, womit sich auch Lokal- oder Spartensender eine Verbreitung ihres Programms über DAB+ leisten können.

"Wir können einem Radiosender die Verbreitung über DAB+ zu viel günstigeren Konditionen anbieten, als sie bisher im Markt üblich sind", sagt Jan Lüghausen, Geschäftsführer des neuen Netzbetreibers. "Unsere Technik macht DAB+ auch für kleinere Verbreitungsgebiete Stadtmusikanten interessant". Bei der Standortwahl der Antennen versuchen die Stadtmusikanten teure Funktürme zu vermeiden, stattdessen sollen Hochhäuser als Standorte genutzt werden, was die Kosten senkt.

Für die Versorgung der Städte Bremen und Bremerhaven planen die Stadtmusikanten derzeit jeweils einen Sender pro Stadt. Sollte die Versorgung im Bremer Norden nach ersten Tests nicht zufriedenstellend sein, sei noch ein Füllsender im Gleichwellenbetrieb geplant. Der Start soll im ersten Quartal 2018 in Bremen und im zweiten Quartal in Bremerhaven erfolgen. Die (bre(ma hat in ihrer Ausschreibung einen Sendestart für Bremerhaven spätestens Anfang 2019 gefordert.

Interesse an Bremen vorhanden

Als Plattformbetreiber wären die Stadtmusikanten auch für die Programmbelegung des Multiplexes verantwortlich und dürften lizenzierte Sender aufschalten. Dazu Frank Weiler, Geschäftsführer der lulu Media GmbH: "Wir bringen die Musik in die Stadt und können auf jeden Fall schon sagen, dass es Interesse an DAB+ in Bremen gibt. Wir planen, vergleichbar mit der Ausschreibung in Leipzig, mit etwa 15 Programmen. Und wir haben bereits genug Interessensbekundungen von Sendern vorliegen, um schon morgen einen Mux für Bremen und Bremerhaven starten zu können".

Vor dem Hintergrund, dass der Aufbau des zweiten Bundesmux möglicherweise auf Grund von Klagen unterlegener Mitbewerber ausgebremst wird, würden unabhängige lokale und regionale Plattformen für den Markt immer interessanter. Die Stadtmusikanten wollen sich hierbei nicht auf Bremen beschränken und laut eigenen Angaben "die Musik auch bald in andere Städte und Regionen bringen", so Frank Weiler.

Generell könnten in diesem Jahr erstmals alternative Netzbetreiber bei DAB+ in Deutschland mitmischen. Nach Informationen von teltarif.de bereitet ein weiteres Technologieunternehmen aus Nordrhein-Westfalen aktuell den Start eines lokalen Multiplexes an der Nahe in Rheinland-Pfalz vor. Möglicherweise noch im Sommer soll das Kirchenradio Domradio Studio Nahe auch digital zwischen Bad Kreuznach und Bingen per DAB+ empfangbar sein, zunächst im Rahmen eines halbjährigen Versuchsbetriebes. Auch bei den geplanten lokalen Bouquets in Leipzig und Freiberg in Sachsen soll ein anderer Netzbetreiber als Media Broadcast zum Zuge kommen.

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