Hilfe?

Im Test: Pearl-GSM-Repeater - Wirkung nicht feststellbar

Würde ein verbotener Repeater gegen lästige Funklöcher helfen?
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Was technisch einfach erscheint, ist es nicht wirklich. Da der Empfänger alle ankommenden Signale verstärkt, besteht das Risiko, dass er seine eigenen Signale wieder auffängt und erneut verstärkt, der Fachman spricht von einer Rückkopplung. Sie kennen diesen Effekt, wenn ein Musiker auf der Bühne mit seinem Mikrofon zu nahe an den Lautsprecher kommt, dann pfeift es markerschütternd. Der Verstärker hat nun eine automatische Regelung, die genau diesen Effekt erkennt und die Verstärkung zurückregelt. Um echte Wirkung zu erzielen, müsste die "Außenantenne" von der Innenantenne maximal abgeschirmt sein, beide Antennen sollten sich "nicht sehen" können. Doch längere Kabel bringen wieder Dämpfung. Dem Pearl-Repeater wurden 9 Meter Antennenkabel (Typ SYWV 50 Ohm) und zwei Rund­strahl­antennen beigepackt, über einen beiliegenden Montage-Winkel sollte die Außenantenne im rechten Winkel möglichst "frei" montiert werden.

Ein erster Kurztest des Repeaters in der Tiefgarage eines Bürokomplexes erbrachte keine Verbesserung.

Dazu wurde im Keller ein Metallgitter-Fenster geöffnet und die Empfangsantenne im Luftschacht postiert. Die Sendeantenne stand im dunklen Flur der Tiefgarage, die Stahltür angelehnt, um noch das Kabel durchzulassen. Das Ergebnis: Das empfangene Handysignal kam mit und ohne aktiviertem Repeater gleich stark an, obwohl auf dem Nachbarhaus eine Sendestation aktiv ist. Zur Pegelmessung schalteten wir ein iPhone 4 in den serienmäßig eingebauten Fieldtest-Monitor-Modus (*3001#12345#* abheben) und warteten 20 Sekunden, bis sich die Werte aktualisiert hatten. Der Repeater wurde durch Trennen oder Stecken der Stromversorgung aus- bzw. eingeschaltet.

Schon von der Physik her, kann ein Repeater nicht immer die Lösung aller Probleme sein: Empfängt der Repeater nur verrauschte schwache Signale, so verstärkt er nicht nur das gewünschte Signal, sondern auch das Rauschen, das Egebnis muss also nicht unbedingt "besser" sein. Ganz wichtig: Trifft auch bei optimaler Montage (z.b. dem Hausdach) kein "passendes" Funksignal des gewünschten Anbieters ein, nutzt der schönste Repeater nichts. Dann könnte eine Femtozelle helfen, eine Art Router, der die Signale des Netzbetreibers aus dem Internet bezieht (das muss vorhanden sein) und frisch ausstrahlt, meist in 3G-Technologie.

Statt Empfangsverbesserung mehr Störungen?

Innenleben MSV-80 Das Innenleben des Callstel MSV-80: Gut verarbeitet und abgeschirmt.
Bild: teltarif.de
Wenn es aber "dumm" kommt, stört das Repeater-Signal den Empfang eines benachbarten Mobilfunk­kunden eines anderen Netzbetreibers, der auf einmal seine sonst gut erreichbar Basisstation nicht mehr "hören" kann, weil ihm der neue unbekannte Repeater des Nachbarn dazwischen funkt. Würde dieser "gestörte" Kunde nun die Bundes­netzagentur alarmieren, könnte diese tätig werden und die Kosten des Meßeinsatzes dem "Störer" in Rechnung stellen, was richtig teuer werden kann. Zwar gibt es kein Fernmelde­anlagen­gesetzt mehr und Verstöße sind auch keine Straftat mehr, aber eine Ordnungs­widrigkeit (wie etwa falsches Parken), nur die Gebühren- und kostensätze sind deutlich höher. Was sich "rein theoretisch" anhört, ist in der Praxis schon vorgekommen und ging mehrfach vor Gericht.

Ein Blick ins Innere: Was ist drin?

Innenleben Platine MSV-80 Das weiße Kästchen enthält den Duplexfilter und wurde schon im legendären Nokia 6110 verwendet.
Bild: teltarif.de
Wir haben den Repeater geöffnet und einen Blick hineingeworfen. Der Aufbau ist ordentlich. Die Steckverbindung zur Empfangsantenne findet über eine professionelle N-Buchse statt. Die hochfrequenzführenden Teile sind in einem verschraubten Blechkasten untergebracht. Die auf den Bildern deutlich erkennbaren viereckigen Kästchen (Aufruck DFY2R902) enthalten den Duplexfilter, um die Signale für den Uplink (Handy zur Basisstation) und den Downlink (Basisstation zum Handy) zu entkoppeln. Innenleben MSV-80 Unterseite Die Unterseite des Repeaters, der weiße Kasten enthält das zweite Duplexfilter, welches Sende- und Empfangsfrequenzen aufteilt.
Bild: teltarif.de
Sie wurden schon im populären Handy Nokia 6110 verwendet. Die runde Pille (Aufdruck "A") mit den im 90 Grad abzweigenden Streifen ist der eigentliche Verstärker. Zwar stand uns in der Kürze der Zeit kein spezieller Funk-Meßplatz zur Verfügung, aber Fachleute, denen wir die Bilder zeigten, lobten den sauberen Aufbau. Ein lizenzierter Funkamateur, der sich aufgrund seiner Prüfung mit solchen Dingen auskennen muß, bestätigte uns, dass ein Repeater funktionieren kann, wenn speziell abgestimmte Antennen (am besten mit Richtwirkung) eingesetzt werden, die maximal von der Sendeantenne im "Funkloch" entkoppelt werden (z.B. durch langes Kabel vom Dach bis in den Keller). Dies können die dem Pearl-Gerät beigepackten Rundstrahl-Antennen aber nicht leisten.

Legale Alternativen: die Femtozelle

Netzbetreiber wie Vodafone (D2) oder Telefonica o2 bieten ihren Kunden eine legale Alternative in Form einer Femtozelle an, z.B. "Sure Signal" oder "o2 Femtozelle". Das sind im Grunde genommen komplette Basisstation im Kleinformat. Die Signale des Netzbetreibers bezieht die Femtozelle über eine schnelle Internetverbindung (16.000er DSL oder besser) und strahlt üblicherweise im für 3G (UMTS/HSPA) vorgesetzten Frequenzbereich wieder aus. Diese Stationen werden beim Netzbetreiber registriert, der im Falle eines Notrufes dann weiß, von welchem Standort aus angerufen wird. Eine Femtozelle kann auch Areale versorgen, wo vorher "nichts" zu machen war, ein Repeater braucht hingegen irgendwo in greifbarer Nähe ein Signal. Vodafone macht die Überlassung der Femtozelle von einem monatlichen Mietvertrag (Mindestlaufzeit 2 Jahre) abhängig , während o2 den Router gegen einen einmaligen Kaufpreis überlästt, aber auch hier ist eine zeitraubende Anmeldeprozedur notwendig. Ein Standortwechsel der Femtozelle ist erst nach rechtzeitiger Voranmeldung (und Wartezeit) möglich. Die Deutsche Telekom hatte die Femtozellen ausführlich getestet, sich aber aus verschiedenen Gründen bislang dagegen entschieden.

Alternative GSM - Adapter

Ist beispielsweise am Fenster des Büros noch einigermaßen Empfang möglich, könnte ein GSM - Adapter aushelfen. Das ist quasi ein Handy, da die Signale über DECT an ein vorhandenes schnurloses Telefon weiterleitet. Von SIEMENS gab es einmal eine "Homestation" oder "2phone", eine Schale, welche Mobiltelefone der Siemens 35 oder 45 Serie aufnahm. An einer TAE-Dose der Basisstation konnte ein normaler schnurgebundender oder schnurloser Apparat angesteckt werden und erlaubte mit einer speziellen Vorwahl oder über eine Art Leastcostrouter abgehende Gespräche wahlweise über das Festnetz oder das Handy vom Festnetztelefon aus zu führen. Die Siemens Homebase ist vom Markt verschwunden, vielleicht findet die Idee beim Nachfolger Gigaset oder anderen Herstellern Nachahmer?

Fazit: In der Praxis anders als gedacht

So reizvoll es klingen mag, durch schnelles Einstöpseln eines Repeaters mal eben den schlechten Netzempfang zu verbessern, es funktioniert wie wir gesehen haben, in der Praxis oft nicht wie gedacht oder gewünscht. Wenn dann am Ende der Messwagen der Bundes­netzagentur oder Vertreter der rechtmässigen Mobil­funk­netz­betreiber mit einer saftigen Kostenrechnung vor der Tür stehen, hört der Spaß auf. Da ist es am Ende viel preiswerter, nach einem anderen Netz­betreiber/Anbieter mit ausreichender Funkversorgung Ausschau zu halten.

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