Polizei setzt bei Verbrecherjagd auf WhatsApp & Facebook
Digitale Verbrecherjagd: Was nützen Facebook und Co. der Polizei?
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Im Juni vor fünf Jahren ging die
niedersächsische Polizei zum ersten Mal mit einer zentralen
Facebook-Seite auf Verbrecherjagd und war damit Vorreiter in
Deutschland. Die Terrorgefahr der jüngsten Zeit macht die sozialen
Medien für die Ermittler unverzichtbar - beim Anschlag auf den
Berliner Weihnachtsmarkt Ende 2016 informierte die Polizei die Bürger
fortlaufend über Twitter. "Die Polizei muss schon vorher eine gewisse
Menge an Followern aufbauen, um in Krisensituationen möglichst viele
Menschen zu erreichen", sagt der Cyber-Kriminologe Thomas-Gabriel
Rüdiger von der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg.
Der Experte ist überzeugt: "Die Polizei muss sich noch viel
intensiver mit den sozialen Medien auseinandersetzen."
Die Zahl der Polizeiaccounts bei Facebook und Twitter ist in die Höhe geschnellt: 2016 waren es bundesweit etwa 90, Anfang 2017 schon 216. Aktuell schätzt Rüdiger die Zahl auf etwas unter 300, im Vergleich zu den meisten europäischen Nachbarn seien es jedoch wenige. In den Niederlanden gibt es dem Experten zufolge knapp 2400 Polizeiaccounts. Der Leiter der Polizeiinspektion Leer/Emden 1, Johannes Lind, twittert sogar individuell.
Aufrufe werden auf Polizeiserver gespeichert
Digitale Verbrecherjagd: Was nützen Facebook und Co. der Polizei?
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Die vom Landeskriminalamt betriebene Facebook-Fanpage der
niedersächsischen Polizei hat inzwischen über 53 000 Likes und
Followers. Sie werden mit "liebe Helfer(innen)" oder "liebe
Supporter(innen)" angesprochen, der Ton ist locker. Die Beamten
posten Fahndungsaufrufe mit Bildern aus Überwachungskameras nach
Überfällen oder Geldautomatensprengungen. Berichtet wird auch von
Festnahmen, verbunden mit "vielen Dank für die Mithilfe". Wegen
rechtlicher Bedenken werden die Aufrufe auf einem Polizeiserver
gespeichert und nur verlinkt. Sie sehe die Nutzung sozialer Medien
von Behörden und Kommunen "nach wie vor sehr kritisch", sagt
Niedersachsens Landesdatenschutzbeauftragte Barbara Thiel.
Von 650 Veröffentlichungen auf der zentralen niedersächsischen Seite führten laut LKA 216 zur Identifizierung des Tatverdächtigen beziehungsweise gesuchten Vermissten. "In 32 Fällen ging der entscheidende Hinweis belegbar nach der Veröffentlichung bei Facebook ein", sagt LKA-Sprecher Hans Retter.
Unterhaltung spielt eine große Rolle
Bei den Facebook-Auftritten von örtlichen Polizeien geht es häufig auch um Präventionskampagnen, Sportwettkämpfe oder spaßige Meldungen, letztere mit großer Resonanz. So schlug der Polizei Osnabrück eine Welle von Sympathie entgegen, als sie Anfang Januar via Facebook den Besitzer eines vor einer Wache abgestellten Bobbycars suchte. Auch die Meldung "Falschparker stellt sich" mit dem Bild des dreijährigen Bobbycar-Eigentümers wurde fast 7000 Mal geliked.
Unterhaltung spielt eben eine große Rolle in den sozialen Medien. Die Polizei in Frankfurt am Main ist Pionier auf Instagram - auch dort findet der süße junge Drogenspürhund den meisten Anklang. Das bei Kindern und Jugendlichen beliebte Instagram werde auch bei der Polizei den Kanon um Twitter und Facebook erweitern, glaubt Experte Rüdiger. "WhatsApp hingegen nutzen annähernd alle von jung bis alt. Daher wäre es eine logische Schlussfolgerung den Messenger-Dienst vermehrt für polizeiliche Themen zu nutzen."
Der Cyber-Kriminologe fordert zudem einen breiten gesellschaftlichen Austausch über die Präsenz der Polizei - und damit des Rechtsstaats - im öffentlichen digitalen Raum. "Das Internet ist für viele Menschen ein gefühlt rechtsfreier Raum. Zum Beispiel bei der Bekämpfung von Volksverhetzung im Internet - dem sogenannten Hatespeech - wäre daher eine Debatte etwa über virtuell sichtbare Polizeistreifen sinnvoll."
Die Polizei in Bayern arbeitet mehr mit digitalen Helfern. Dabei wollen die Beamten wohl nicht nur fremde Messenger, sondern künftig auch eigene Dienste einsetzen. So wurde erst kürzlich der Startschuss für einen Messenger-Dienst für Streifenbeamte bekannt gegeben. Dieser Dienst wird von Sever gesteuert und soll einen besonders sicheren Schutz vor den Zugriff durch Unbefugte haben. Die Datensicherheit sei der Polizei zufolge bei dem Messenger-Dienst sehr wichtig. Die entsprechende Serverstruktur stammt dabei von Vodafone. Weitere Informationen dazu erhalten Sie in einem separaten Artikel: Polizei setzt auf Messenger-Dienst.