Empfangs-Test

Im Test: Digitalradio Pearl DOR-100 für 50 Euro

Das Einsteigermodell DOR-200 von Pearl für DAB+ kommt mit komplexen Multiplex-Signalen nicht klar, darum schauen wir uns im Test das Pearl DOR-100 an. Was taugt es zum Preis von 50 Euro bei DAB+ und UKW?
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Im Test: Digitalradio Pearl DOR-100 für 50 Euro Im Test: Digitalradio Pearl DOR-100 für 50 Euro
Bild: teltarif.de / Henning Gajek
Der Erfolg des neuen digitalen Radiostandards DAB+ hängt in erster Linie von der Verfügbarkeit günstiger Einsteigergeräte ab. Viele Kunden sind neugierig, wollen aber noch nicht viel ausgeben, weil sie nicht wissen, ob diese Technik für sie auf Dauer von Bedeutung sein könnte.

Das auf teltarif.de im Oktober 2015 vorgestellte DAB+ Radio DOR-200 für 23 Euro des Elektronik-Versenders Pearl ist so ein günstiges Schnupper-Angebot. Doch kurz nach dem Test gingen neue Ensembles an den Start, beispielsweise das des Hessischen Rundfunks auf dem Hardberg im südlichen Odenwald (zwischen Darmstadt und Heidelberg). Dabei werden verschiedene Programme mit unterschiedlichen Datenraten über das gleiche Ensemble übertragen und das kann das DOR-200 unter Umständen übelnehmen. Stellt man das Programm "HR 2" ein, so kann bei bestimmten Musikpassagen eine Art Blubbern auftreten, was den Musikgenuss je nach Wiedergabelautstärke und Geschmack beeinträchtigen kann. HR 2 sendet mit einer Datenrate von 144 kB/s, daneben gibt es viele Pop-Wellen oder alternative Programme ab 48, 72 kB/s oder mehr, die diesen Effekt jedoch nicht aufweisen.

Wir haben beim Lieferanten Pearl nachgefragt: Ein Software-Update für das DOR-200 gibt es derzeit nicht. Nun verfügt das Radio glücklicherweise auch über ein gutes UKW-FM-Empfangsteil, wohin man notfalls ausweichen kann, aber im Sinne des Erfinders ist das natürlich nicht.

Alternative im Test: Pearl DOR-100

Im Test: Digitalradio Pearl DOR-100 für 50 Euro Im Test: Digitalradio Pearl DOR-100 für 50 Euro
Bild: teltarif.de / Henning Gajek
Pearl legte uns als Alternative das Modell DOR-100 ans Herz. Das gibt es schon eine Weile im Markt, der aktuelle Preis beträgt dafür 49,90 Euro. Geliefert werden: Ein Radio, das man wahlweise mit vier AA Batterien (Mignon) oder einem beigepacktem USB-Steckernetzteil, praktischerweise mit Micro-USB-Stecker, betreiben kann. Um Funkstörungen zu vermeiden, ist im Zuleitungskabel sogar ein Ferritkern verbaut.

Eingeschaltet wird durch dreisekündiges Drücken des 0/1-Tasters, danach wird man auf dem Punktmatrix-Display zum Digital-Radio begrüßt und das Radio macht sich nach dem allerersten Einschalten auf die Sendersuche.

Bedienelemente am Radio Bedienelemente am Radio
Bild: teltarif.de / Henning Gajek
Bedient wird das Radio über zwei Kurzhub-Drucktasten und zwei Drehregler, unter denen sich jeweils ein Impulsgeber befindet, wenn man daran dreht. Der rechte ist der Wiedergabe-Lautstärke gewidmet, bei sehr leiser Umgebung kann eine Stufe schon zu laut sein, bei Null hört man nichts. Der linke Knopf wählt je nachdem die angebotenen Programme oder Menü-Funktionen aus.

Ein kurzer Druck auf die "RESET"-Teste startet den Sender-Suchlauf, ein längerer bietet verschiedene Untermenüs an, die jeweils durch Drehen des linken Knopfes ausgewählt werden. Lässt man diesen Knopf in Ruhe, dauert es etwa drei Sekunden, bis die Funktion oder das Untermenü aktiviert wird.

Neben dem vollständigen Sendersuchlauf könnte man einen DAB+ Kanal auch manuell einstellen, sofern man die Kanalbelegung der Umgebung kennt, andernfalls muss länger gewartet werden, um den Kanal erkennen und die Programme einlesen zu können.

Sound, Menüfunktionen

Batteriefach des Radios Batteriefach des Radios
bild: teltarif.de / Henning Gajek
Das Radio bietet Dynamic Range Compression (DRC), sofern das empfangene Programm Informationen zur Kompression überträgt, nicht alle Programme verfügen über dieses Angebot. "Leeren" - löscht alle erkannten, aber aktuell nicht empfangbaren Programme, die mit einem "?" vor dem Namen angezeigt werden. "Info" erlaubt verschiedene Anzeigen wie "DLS" - ein Begleittext zum Radio oder "Zeit" (Anzeige der Uhrzeit), Datum, Feldstärke, Signalqualität oder PTY (Programm-Typ) - alles jeweils in der zweiten Zeile - die erste nennt den Namen der Station. Beim Aufrufen eines Ensembles werden kürzere Stationsnamen angezeigt, die nach dem Anwählen mit "Connecting" und dann mit "Abspielen" angekündigt werden, erst danach kommt der vollständige Sendername zur Anzeige.

"System" enthält weitere Untermenüs für Beleuchtung (Dauer von 10 Sekunden bis hin zur Dauerbeleuchtung) des Displays, Sprache, Werkseinstellungen (kompletter Reset) sowie Software Version, die bei unserem Testmuster mit "dab-mmi-FS-2052-0000-0349_V4.3.17.FX27450_1RC7" angegeben wurde. Das mitgelieferte Micro-USB-Kabel könnte auch am PC angesteckt werden, aber erkannt wurde nichts, vermutlich ist auch hier keine einfache Software-Update-Möglichkeit vorgesehen.

Ferritkern am Netzkabel Ferritkern am Netzkabel
Bild: teltarif.de / Henning Gajek
Im UKW-FM-Modus lässt sich unter Audio-Einstellungen zwischen Stereo und Mono-Betrieb entscheiden. Sowohl bei DAB+ als auch bei UKW-FM gibt das Radio das Programm in Stereo über Kopfhörer wieder, die Lautsprecher-Endstufe bleibt monaural, was für den angedachten Verwendungszweck völlig ausreicht. Ein direkter AB-Vergleich zwischen UKW und DAB+ beispielsweise beim "electronic music radio" Sunshine live brachte "digital" deutlich sattere Bässe an einem zufällig vorhandenen Sony Kopfhörer.

Das zweite Programm des Hessischen Rundfunks ("HR 2"), das uns beim DOR-200 mitunter Kummer bereitet hatte, war mit dem DOR-100 völlig problemlos zu empfangen, mit 144 kB/s klingt es über Kopfhörer klar und deutlich. Klanglich ein krasses Gegenstück war hingegen das Programm von Radio Horeb, das mit nur 48 kB/s etwas gedrückt daher kommt. Sunshine Live hat 72 kB/s gewählt, was schon einen guten Wert darstellt.

DOR-100 oder DOR-200 im Empfangsvergleich

DOR-200 und DOR-100 im Vergleich DOR-200 und DOR-100 im Vergleich
Bild: teltarif.de / Henning Gajek
Um etwas zur Empfangs-Qualität eines DAB-Radios sagen zu können, empfiehlt es sich, zwei oder drei Geräte an derselben Stelle zu vergleichen.

Im südlichen Odenwald war das Hardberg-Ensemble logischerweise bestens zu empfangen, der Große Feldberg/Taunus (bei Frankfurt/Main) erforderte beim DOR-100 etwas Bewegung, um einen optimalen Punkt zu erwischen, das DOR-200 scheint hier empfangsempfindlicher zu sein, nicht nur durch die längere Antenne. Beide Geräte sind als mobiles "Kofferradio" gedacht, um an wechselnden Orten digital Radio hören zu können. Wer sich für zusätzliche Informationen wie Kanalnummer, Signalqualität oder Feldstärke interessiert, muss sich beim DOR-100 ein wenig mehr durch die Untermenüs hangeln, beim DOR-200 braucht man nur die Info-Taste so lange zu drücken, bis die gewünschte Information erscheint.

Wer sich vom Radio wecken lassen oder damit Einschlafen möchte, sollte beim DOR-200 oder einem anderen Modell mit Zeitfunktion bleiben, denn diese Möglichkeit bietet das DOR-100 nicht.

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