Im Test: Mobiles Internet im Netz von Telefónica
Seit einigen Jahren führt auch teltarif.de einen jährlichen Netztest durch. Für diesen nutzen wir normalerweise das jeweilige Frühjahr, sodass die Ergebnisse im Sommer feststehen. Damit liegen wir mit der Veröffentlichung zeitlich zwischen den Netztests der meisten anderen Medien. In diesem Jahr sind wir Corona-bedingt etwas später dran, zumal wir die Untersuchungen etwas anders gestalten als von anderen Netztests gewohnt.
Anstelle festgelegter Teststrecken beobachten wir die Qualität des mobilen Internet-Zugangs immer dort, wo wir beruflich oder privat ohnehin gerade unterwegs sind. Um vergleichbare Ergebnisse zu bekommen, haben wir an sämtlichen Teststandorten alle drei derzeit aktiven deutschen Mobilfunknetze untersucht. 1&1 blieb außen vor, da das eigene Netz des Neueinsteigers unter den Mobilfunk-Betreibern noch nicht gestartet ist.
o2-Netz im Test
Montage: teltarif.de
Für den Test haben wir in diesem Jahr weite Teile Deutschlands von der Ostsee bis ins Allgäu besucht. Wir waren mit dem Apple iPhone 12 Pro Max und dem Samsung Galaxy S20 Ultra unterwegs. Zudem hatten wir für 5G und "LTE max" freigeschaltete SIM-Karten bzw. eSIM-Profile von der Deutschen Telekom, von Vodafone und o2 zur Verfügung. Der Testzeitraum erstreckte sich dieses Mal von April bis August.
Telefónica: LTE an allen Teststandorten
Aus dem "Ursprungsmaterial", das wir auf den Reisen quer durch Deutschland gesammelt haben, wurden zehn Teststandorte von Puttgarden auf Fehmarn bis Füssen im Allgäu und von Freudenstadt im Schwarzwald bis nach Berlin ausgewählt. Wir haben die o2-Netzabdeckung auch zwischen diesen Standorten untersucht und - wie schon in den Netzen von Telekom und Vodafone - Audio- und Videostreaming getestet.
Anders als Telekom und Vodafone hat Telefónica sein UMTS-Netz noch nicht vollständig abgeschaltet. Das ist erst zum Ende des Jahres geplant. Während wir im vergangenen Jahr an einzelnen Teststandorten noch das 3G-Netz anstelle von LTE zur Verfügung hatten, war der 4G-Standard beim Netztest 2021 an allen Messpunkten verfügbar. Der verstärkte Netzausbau des Münchner Betreibers macht sich demnach bemerkbar.
Während wir vor allem im Netz der Deutschen Telekom, aber auch bei Vodafone, im Test an einigen Orten auch 5G-Empfang hatten, war das bei o2 dieses Mal noch nicht der Fall. Telefónica startete mit dem 5G-Netz erst im Herbst 2020. Das Unternehmen nutzt bislang ausschließlich den Frequenzbereich um 3600 MHz. Hier sind aufgrund des verfügbaren Spektrums hohe Datenübertragungsraten möglich. Dafür deckt jede Basisstation nur einen kleinen Radius ab.
Hier war das o2-Netz im Test am schnellsten
Auch wenn wir im Mobilfunknetz der Telefónica keine dreistelligen MBit/s-Werte gemessen haben, bot der mobile Internet-Zugang an vielen Standorten eine gute Performance. In Mainz-Weisenau hatten wir bis zu 93,5 MBit/s im Downstream zur Verfügung. Auch im osthessischen Wächtersbach (bis zu 61,9 MBit/s), in Freudenstadt im Schwarzwald (82,6 MBit/s), Lohr/Unterfranken (79,8 MBit/s) und Berlin-Hohenschönhausen (65,9 MBit/s) waren die Datenübertragungsraten bei Downloads überzeugend.
Im o2-Netz fiel aber auch auf, dass die Performance im Upstream nicht mit den Datenübertragungsraten in den beiden anderen deutschen Mobilfunknetzen mithalten kann. Der Maximalwert lag bei 27,4 MBit/s - gemessen in Berlin-Hohenschönhausen. Lediglich in Wächtersbach (bis zu 22,8 MBit/s) hatten wir ebenfalls mehr als 20 MBit/s zur Verfügung, während es beispielsweise in Frankfurt am Main-Sossenheim nicht einmal 10 MBit/s waren.
Gute Internet-Performance im Telefónica-Netz
Foto: teltarif.de
Ein sehr gutes Bild hinterließ o2 wiederum bei den Reaktionszeiten. An fünf unserer zehn Teststandorte lagen die Pingzeiten zumindest bei einigen Messungen unter der Marke von 20 ms. An sechs Standorten haben wir zum Teil mehr als 30 ms gemessen. Das ist insgesamt betrachtet ein gutes Ergebnis, zumal es beim Surfen im Internet mehr auf die Antwortzeiten als auf sehr hohe Datenübertragungsraten ankommt. Beim Streaming und bei Downloads sieht es natürlich anders aus.
Telefónica leidet an Überlastungserscheinungen
Das größte Problem, das wir im Rahmen unseres diesjährigen Netztests im Telefónica-Netz festgestellt haben, sind Überlastungserscheinungen. Diese machten sich an vier von zehn Teststandorten dadurch bemerkbar, dass der Datendurchsatz trotz gutem LTE-Signal sehr schlecht war. Diesen Effekt haben wir in diesem Jahr punktuell auch im Telekom-Netz beobachtet, allerdings nicht so ausgeprägt wie im Netz der Telefónica.
In Puttgarden auf Fehmarn und im niedersächsischen Soltau war der mobile Internet-Zugang im Telefónica-Netz schlicht unbrauchbar. An beiden Standorten lagen die Datenübertragungsraten im Down- und Upstream bei unter 1 MBit/s. Da konnten auch Reaktionszeiten von zum Teil weniger als 20 ms nicht entschädigen. Der Seitenaufbau beim Surfen im Internet war sehr langsam, an Streaming war nicht zu denken und selbst der Nachrichten-Versand über WhatsApp und Telegram wurde zum Geduldsspiel.
Das o2-Netz ist mancherorts überlastet
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Auch in Füssen im Allgäu und im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach hinterließ der Internet-Zugang im LTE-Netz der Telefónica keinen guten Eindruck. Downloads waren in Füssen mit maximal 2,36 MBit/s möglich, in Bad Kreuznach waren es bis zu 2,67 MBit/s. Bei Uploads haben wir in Bad Kreuznach immerhin bis zu 7,62 MBit/s gemessen, in Füssen nur 1 MBit/s. An beiden Standorten lagen auch die Pingzeiten oberhalb von 30 ms.
Webradio mit 320 kBit/s: Streaming-Testfahrt im o2-Netz
Wie in den beiden anderen deutschen Mobilfunknetzen haben wir mobiles Audiostreaming auf dem Weg von Osthessen bis nach Rheinhessen ausprobiert. Vom Großraum Fulda fuhren wir auf der A66 bis nach Hanau und dann über die B43a und die A3 bis zum Mönchhofdreieck. Dort wechselten wir für die Weiterfahrt nach Bad Kreuznach auf die A60. Genutzt haben wir einen MP3-Stream mit 320 kBit/s.
Das mobile Streaming im o2-Netz funktionierte auf dieser Strecke sehr gut. Da wir durchgehend LTE-Empfang zur Verfügung hatten, gab es auch praktisch keine Aussetzer. Lediglich zweimal "stotterte" der Stream für wenige Millisekunden. Damit war das Ergebnis ähnlich wie in den beiden anderen Netzen. Im Telekom-Netz kam es zu keinem einzigen Aussetzer, mit Vodafone gab es nur am Hanauer Kreuz kurzzeitig Probleme.
Netztests von der Ostsee bis zum Allgäu
Foto: teltarif.de
Der Fairness halber sei erwähnt, dass die Resultate nicht direkt vergleichbar sind: Im Telekom- und Vodafone-Netz haben wir nur mit dem iPhone 12 Pro Max getestet, im o2-Netz wiederum nur mit dem Samsung Galaxy S20 Ultra. Hintergrund: Wir sind diese Strecke nur jeweils einmal in beide Richtungen gefahren und konnten somit nur für zwei Netze das gleiche Smartphone verwenden.
Video-Streaming nicht überall
Video-Streaming haben wir an allen Teststandorten ausprobiert. Egal ob ARD-Mediathek, Zattoo oder Sky Go: In Frankfurt am Main, Wächtersbach, Freudenstadt, Lohr, Mainz und Berlin liefen die Streams auch über einen längeren Zeitraum tadellos. An den anderen vier Messpunkten klappte das Video-Streaming überhaupt nicht oder nur mit starken Aussetzern. Diesbezüglich waren die Netze der beiden anderen Betreiber zuverlässiger.
An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass unsere Teststandorte zufällig gewählt wurden - halt eben jeweils an Orten, an denen wir ohnehin auf den mobilen Internet-Zugang zugreifen wollten. Wenige hundert Meter weiter können die Ergebnisse schon ganz anders aussehen - im positiven wie auch im negativen Sinn. Zudem kann es auch Unterschiede zu verschiedenen Tageszeiten geben. So wird der Internet-Zugang nachts nur von vergleichsweise wenigen Leuten genutzt, während es nachmittags und abends häufiger zu Überlastungen kommen kann.
Testergebnisse im Telefónica-Netz im Detail
Stadt | Downstream (in MBit/s) |
Upstream (in MBit/s) |
Ping (in ms) |
---|---|---|---|
Frankfurt am Main - Sossenheim | 7,90 bis 30,3 | 8,46 bis 9,79 | 18 bis 23 |
Wächtersbach | 57,4 bis 61,9 | 19,0 bis 22,8 | 18 bis 21 |
Freudenstadt Marktplatz | 56,3 bis 82,6 | 15,3 bis 15,5 | 36 |
Lohr | 64,2 bis 79,8 | 5,84 bis 6,73 | 36 bis 39 |
Füssen | 1,91 bis 2,36 | 0,29 bis 1,00 | 30 bis 34 |
Mainz-Weisenau | 51,5 bis 93,5 | 12,7 bis 17,5 | 23 bis 31 |
Bad Kreuznach | 1,96 bis 2,67 | 7,17 bis 7,62 | 34 bis 38 |
Soltau | 0,12 | 0,62 bis 0,74 | 19 bis 36 |
Puttgarden | 0,24 bis 0,68 | 0,32 bis 0,39 | 18 bis 21 |
Berlin-Hohenschönhausen | 48,3 bis 65,9 | 20,6 bis 27,4 | 16 bis 19 |
Messwert-Zeitpunkt: Juni bis Juli 2021 (je nach Standort) |
Internet-Performance noch zu unzuverlässig
Telefónica hat beim Netzausbau weitgehend zu Telekom und Vodafone aufgeschlossen. Es gibt noch lokale Funklöcher. Diese gibt es aber in den anderen Handynetzen auch. Das gilt für GSM und LTE, während der 5G-Ausbau noch weit hinter dem der Mitbewerber zurückliegt. Für die meisten Kunden dürfte 5G noch eine untergeordnete Rolle spielen. Die eigentliche Schwäche des o2-Netzes sind daher die Performance-Engpässe, die wir im Test an immerhin vier von zehn Messpunkten beobachtet haben. Hier muss der Netzbetreiber die Kapazitäten unbedingt ausbauen.
In weiteren Meldungen lesen Sie unsere Testergebnisse in den Netzen von Telekom und Vodafone.