Netztest

Chip-Netztest: Telekom gewinnt - insbesondere bei 5G

Es gibt zwei bis drei jähr­liche Netz­tests, die von der Branche mit Span­nung erwartet werden: Einer ist der Chip-Netz­test, den die Telekom zum 11. Mal in Folge für sich entschieden hat.
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Ein Messfahrzeug der Firma Netcheck. In der Dachbox stecken die Messeinrichtungen und die Handys. Ein Messfahrzeug der Firma Netcheck. In der Dachbox stecken die Messeinrichtungen und die Handys.
Foto: Chip
Neben dem gefürch­teten Netz­test der Connect gibt es seit einigen Jahren den Netz­test des Compu­ter­maga­zins und Internet-Portals Chip, der vor 11 Jahren noch unter dem Label "Xonio" gestartet war. Ähnlich wie Connect (mit P3-Solu­tions, heute Umlaut) schickt Chip ein Team von Netcheck auf die Reise, die aber nicht nur mit dem Auto, sondern auch dem Ruck­sack unter­wegs sind und auch da testen, wo es hakt: In Einkaufs­zen­tren, U-Bahnen, Fern-Zügen oder Fußgän­ger­zonen.

Im Zeichen von strengen Regu­lie­rungs-Auflagen und Corona

Ein Messfahrzeug der Firma Netcheck. In der Dachbox stecken die Messeinrichtungen und die Handys. Ein Messfahrzeug der Firma Netcheck. In der Dachbox stecken die Messeinrichtungen und die Handys.
Foto: Chip
Der "Test 2021", den das Magazin heute vorstellt, wurde im Herbst 2020 durch­geführt. Die Zeiten haben sich stark geän­dert: Die Bundes­netz­agentur achtete streng darauf, dass die Versor­gungs­auf­lagen endlich erfüllt werden, durch Corona waren die Netze punk­tuell viel stärker gefragt als sonst. Wie wirken sich diese Faktoren auf die Netz­qua­lität aus?

Bei o2 hat sich viel getan

Blick in den Messkoffer: Darin Smartphones welche automatische Messungen vornehmen. Blick in den Messkoffer: Darin Smartphones welche automatische Messungen vornehmen.
Foto: Chip
Speziell beim "dritten" Anbieter der Telefónica, besser bekannt unter o2, hat sich drama­tisch viel getan, stellten die Tester fest: In Zahlen ein Plus von 25 Prozent, da dürften in München und Düssel­dorf die Sekt­korken knallen. Auch Voda­fone (plus 7 Prozent) und Telekom (plus 5 Prozent) haben sich verbes­sert. Das Stadt-Land-Gefälle sei kleiner geworden, und in den Zügen gibt es jetzt so ganz langsam "mehr Netz".

Telekom führt beim durch­schnitt­lichen Down­load

Beim Down­load erzielte o2 im Schnitt 44,7 MBit/s, Kunden von Voda­fone erreichten 63,9 MBit/s und die Telekom lag mit 86,2 MBit/s weit voraus.

Auf Auto­bahnen und Land­straßen stei­gerte sich die Telekom von 6,9 auf 14,1 MBit/s (90 Prozent aller Down­loads waren schneller als der ange­gebene Wert) Voda­fone von knapp 4 auf 8,3 MBit/s und o2 von knapp 2,4 auf knapp 7 MBit/s. In den Städten waren die Stei­gerungen mode­rater.

o2 baut massiv LTE - Schwä­chen beim Rufaufbau

o2 hat im vergan­genen Jahr sein LTE-Netz massiv ausge­baut, was die LTE-Verfüg­bar­keit auf dem Land von unter 65 auf etwas über 75 Prozent stei­gerte. In der Stadt verbes­sert sich o2 von knapp 90 auf knapp 94 Prozent.

Gemessen wurde die Zeit zum Rufaufbau: Durch VoLTE (Sprache über LTE) werden die Verbin­dungen viel schneller als früher durch­geschaltet, o2 braucht hier nach wie vor etwas länger als die Konkur­renz.

Telekom in Führung, insbe­son­dere bei 5G

Was Kennern längst klar war: Die Telekom behaup­tete ihre Führung und liegt beim 5G-Ausbau ihren Mitbe­wer­bern weit voraus. Auf dem Land, so die Chip-Tester, liegt die Telekom klar vorne, Voda­fone und o2 haben aufge­holt, können aber die Telekom nicht errei­chen.

12 500 km Test­strecke und Crowd-Sourcing

Spezialität von Chip: Es wird auch zu Fuß getestet, die Messgeräte sind im Rucksack. Spezialität von Chip: Es wird auch zu Fuß getestet, die Messgeräte sind im Rucksack.
Foto: Chip
Neben den Messungen mit eigenen Test-Fahr­zeugen und Ruck­sack­wan­derern zu Fuß und in der Bahn (12 500 km Strecke) wurden dieses Jahr auch Mess­werte von einer bei Chip-Lesern instal­lierten App (nur für Android [Link entfernt] ) gewonnen. Diese lieferte 4 Milli­arden Handy­daten, die 12 Wochen lang von 2,25 Millionen Smart­phones erhoben wurden.

Diese Crow­dsour­cing-Daten können natür­lich nur die Netz­qua­lität dort bewerten, wo die Nutzer vorbei­gekommen sind, anderswo kann es (hoffent­lich) auch Netz geben. Wenn die meist tech­nik­affinen Chip-Leser bestimmte Netze bevor­zugen, gibt es von diesem Netz mehr Mess­werte.

Verbes­serung in Zügen: o2 bestes YouTube-Erlebnis

Überraschung: o2 bietet in Zügen den besten Youtube-Empfang. Überraschung: o2 bietet in Zügen den besten Youtube-Empfang.
Grafik: Chip
Die größte Verbes­serung zu 2019 habe es in den Fern­zügen gegeben, egal ob klas­sische Tele­fonie oder ein Down­load oder Surfen im Web, da tat sich einiges. Da muss auch ein YouTube-Video im Zug möglichst ruck­elfrei funk­tio­nieren. Gemessen wurden die Videos, die weniger als 15 Prozent Fehler während des Abspie­lens hatten. Als Fehler galten ein einfrie­rendes Bild, verlo­rene Frames oder kurz schwarzes Bild.

Bei den YouTube-Videos konnte sich o2 mit jetzt 98,5 Prozent (Vorjahr 86 Prozent) nach vorne vor die Konkur­renz schieben und Telekom (98,2) und Voda­fone (96,0) über­holen. Als Ursache vermuten die Chip-Tester den konse­quenten Umstieg auf LTE, den Einsatz von LTE auf 2100 MHz und die bei den Reisenden freieren Mobil­funk-Frequenzen.

LTE gibts noch nicht überall

Die roten Flächen sind Regionen ohne LTE (von links: Telekom, Vodafone, o2) Die roten Flächen sind Regionen ohne LTE (von links: Telekom, Vodafone, o2)
Grafik: Chip
Offen geht Chip darauf ein, dass LTE nicht überall verfügbar ist. Die Regionen ohne LTE wurden in einer Karte rot einge­färbt. Hier hat Voda­fone noch Haus­auf­gaben zu erle­digen, und bei o2 fällt insbe­son­dere der Bereich zwischen der Kölner Bucht und dem Emsland auf, wo es viel zu wenig LTE gibt.

In der Fläche regis­trierte Chip eine LTE-Verfüg­bar­keit von 78,7 Prozent, Voda­fone kam auf 91,5 Prozent und die Telekom führt unein­holbar mit 93,4 Prozent. Und es gibt Regionen, wo noch viel zu tun ist, etwa im Schwarz­wald, nörd­lich von Berlin oder gene­rell im Nord­westen des Landes. Diese Regionen sind funk­tech­nisch anspruchs­voll und schwer zu erschließen.

Telekom in allen Städten vorne, außer Frank­furt/Main

Chip hat sich auch die Abde­ckung der größten deut­sche Ballungs­zen­tren ange­schaut: In fast allen Groß­städten liegt die Telekom vorne, außer in Frank­furt am Main, wo Voda­fone mit 97,3 Prozent die Sieger­flagge schwingen darf (Telekom 94,1 Prozent). Dafür liegt o2 in München auf Platz zwei (96,6 Prozent), direkt hinter der Telekom (97,2 Prozent) und vor Voda­fone (95,2 Prozent).

5G ist da, aber...

Bei 5G liegt die Telekom meilenweit in Führung, o2 hat noch gar richtig angefangen. Bei 5G liegt die Telekom meilenweit in Führung, o2 hat noch gar richtig angefangen.
Grafik: Chip
Bei 5G sieht das Bild drama­tischer aus. Während die Telekom in den Städten schon zu 95,3 Prozent mit 5G versorgt, sind es auf den Verbin­dungs­straßen schon 80,6 Prozent. Voda­fone hingegen schafft in den Städten weniger als die Hälfte (43,8 Prozent) und auf dem Land ist 5G bei Voda­fone mit 14,7 Prozent noch weit­gehend unbe­kannt.

5G auf 3,6 GHz ist bei der Telekom eher in den Städten zu finden, während Voda­fone die "rest­lichen" Groß- und Mittel­städte" ange­peilt hat. Wo 5G als DSS gemeinsam mit 4G läuft, kann es seine Stärken gegen­über LTE noch nicht ausspielen. Die Telekom verwendet auf dem Land für 5G gerne 2100 MHz, Voda­fone setzt für 5G neben 1800 auf 700 MHz. 5G von o2 konnten die Chip-Tester noch nicht testen, es fehlte noch eine bestimmte Firm­ware und der Aufbau hat ja auch gerade erst wirk­lich begonnen.

Gesamt­sieger zum 11. Mal: Deut­sche Telekom

Das Chip-Testergebnis: And the Winner is Telekom. Das Chip-Testergebnis: And the Winner is Telekom.
Grafik: Chip
Im Gesamt­ergebnis liegt die Telekom zum 11. Mal an der Spitze und es spräche viele dafür, dass es auch im nächsten Jahr so sein wird, denn bei 5G ist "Magenta vorne dran". Voda­fone habe sich gestei­gert und o2 habe die "Lücke zur Konkur­renz geschlossen".

Auch beim Test der Compu­ter­bild liegt die Telekom vorne.

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