Analyse: Mobilfunk-Discounter nehmen Netzbetreibern die Kunden weg
Analyse der Quartalszahlen der Netzbetreiber
Bild: fotomek - Fotolia.com, Vodafone, Telekom, Telefonica, Montage: teltarif.de
Die Zahl der Mobilfunkanschlüsse in Deutschland steigt erstmals seit 2013 wieder. Das ergibt eine
Auswertung der teltarif.de-Redaktion, in der die aktuellen Bilanzzahlen der Netzbetreiber
des zweiten Quartals 2015 berücksichtigt wurden. Demnach haben die drei
Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica (E-Plus und o2)
zusammen 112,397 Millionen SIM-Karten geschaltet. Drei Monate zuvor waren es noch 112,322 Millionen
SIM-Karten, was einem Zuwachs von etwa 75 000 Kundenbeziehungen entspricht.
SIM-Karten | |
---|---|
31.12.2013 | 115,23 Millionen |
31.12.2014 | 112,629 Millionen |
31.03.2015 | 112,32 Millionen |
30.06.2015 | 112,397 Millionen |
Quelle: Netzbetreiber, Statista |
Telefónica legt vor allem mit der Hilfe von Drillisch zu
Analyse der Quartalszahlen der Netzbetreiber
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Das relativiert gleichzeitig das vermeintlich starke Wachstum von Telefónica, die ein
Kundenwachstum von 492 000 Kunden im ersten Halbjahr bzw. 438 000 Kunden im 2. Quartal berichteten.
Werden die Drillisch-Zuwächse von 379 000 Verträgen im ersten Halbjahr bzw. 88 000 SIM-Karten im 2. Quartal
davon abgezogen, so bleibt insbesondere auf das 1. Halbjahr gesehen bei Telefónica ein Wachstum von
gerade einmal 113 000 Vertragsbeziehungen. Hier müssen dann auch noch die weiteren Discounter-Karten im
o2- und E-Plus-Netz abgezogen werden, um die "echten" Zuwächse des Netzbetreibers zu erahnen. Leider gibt
es hierzu keine belastbaren Zahlen.
Binnen Jahresfrist musste Telefónica allerdings deutlich Federn lassen. Zum 30. Juni 2014 meldete E-Plus 25,845 Millionen und o2 19,436 Millionen Nutzer, zusammen also 45,281 Millionen. Mit dem ersten gemeinsamen Bericht wurde diese Zahl jedoch deutlich kleiner - Angaben zu den Gründen gibt es nicht. Binnen Jahresfrist hat Telefónica demnach 2,664 Millionen Kunden verloren - möglicherweise aufgrund einer veränderten Zählweise nach der Übernahme von E-Plus.
Vodafone verliert kräftig, Telekom gewinnt Kunden
Nachhaltig düster sieht es bei Vodafone aus. Der Netzbetreiber hat binnen drei Monaten 628 000 aktive SIM-Karten in seinem Netz verloren. Innerhalb des ersten Halbjahres waren es 1,2 Millionen, binnen Jahresfrist 1,624 Millionen SIM-Karten. Unbestätigten Branchengerüchten zufolge berücksichtigt Vodafone in seinen Zahlen nicht die Zuwächse von United Internet (u.a. 1&1). Diese kämen in dem Fall dazu. Im ersten Quartal 2015 berichtete United Internet einen Zuwachs um 180 000 Verträge. United Internet vermarktet allerdings auch das E-Plus-Netz.
Die Telekom wies zum Ende des 1. Halbjahres einen Zuwachs um 265 000 Nutzer binnen drei Monaten aus. Der Anbieter hat gemessen an diesen Zahlen seine Delle Anfang des Jahres hinter sich gelassen. Zum Ende des Jahres 2014 fielen die Kundenzahlen leicht unter die 39-Millionen-Marke, auf Halbjahressicht wurden somit 476 000 Kunden gewonnen, binnen Jahresfrist jedoch nur 128 000 Kunden.
Analyse des Marktes in Relation zu den Kundenzahlen
Anbieter | Kundenzahlen Q2/2015 |
Veränderung zu Q1/2015 |
---|---|---|
Telekom | 39,465 Millionen | + 265 000 |
Vodafone | 30,315 Millionen | - 628 000 |
Telefónica | 42,617 Millionen | + 438 000 |
Drillisch 1) | 2,449 Millionen | + 88 000 |
Quelle: Bilanzen der Anbieter 1) Kunden sind auch in den Bilanzen von Vodafone und Telefónica erfasst |
Diese LTE-Politik könnte der Telekom beim starken LTE-Ausbau von Telefónica und den gleichzeitigen aggressiven Preisen des Bitstream-MVNO Drillisch mittelfristig auf die Füße fallen. Während die LTE-Tarife bei der Telekom erst bei 30 Euro monatlich beginnen, sind sie bei Drillisch schon mit einstelligen Euro-Beträgen, ab etwa 10 Euro sogar mit Allnet-Flat zu haben.
Tarife der Netzbetreiber zu teuer
Ähnlich restriktiv handhabt Vodafone die 4G-Freigabe. Hier wird immerhin den eigenen Prepaid-Kunden LTE-Zugang gewährt, nicht aber den Discounter- und MVNO-Kunden. Hier hat offenbar die Kundschaft schon mit Abwanderungen ob des hohen Preisniveaus beim Original-Netzbetreiber reagiert. Das dürfte auch Telefónica bei seinen eigenen Preisen über kurz oder lang zum Verhängnis werden: Eine Telefon- und SMS-Allnet-Flatrate mit 1 GB Daten und LTE kostet hier zwei Jahre lang 26,99 Euro monatlich, danach 29,99 Euro monatlich. Drillisch bietet einen vergleichbaren Tarif aktuell für 12,99 Euro monatlich an - ohne Vertragslaufzeit.
Unterm Strich gilt also für alle Netzbetreiber, in Hab-Acht-Stellung zu gehen. Die Kunden sind zunehmend weniger bereit, Preise um 30 Euro im Monat direkt an den Netzbetreiber zu zahlen, wenn es vergleichbare Tarife für die Hälfte oder einem Drittel des Preises gibt. So wachsen zwar die berichteten Kundenzahlen, allerdings sehr zu Lasten des Umsatzes und somit auch des Gewinns der Netzbetreiber - und das wiederum könnte sich langfristig in einer sinkenden Netzqualität widerspiegeln.
Wenn Sie die Details zu den einzelnen Anbietern im Detail nachlesen wollen, finden Sie hier unsere entsprechenden einzelnen Meldungen zu den Quartalszahlen: Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch.