Zahlen

Kundenwachstum flaut stark ab: Konkurrenz setzt Netflix zu

Ein verschärfter Wett­bewerb und mangelnde Film- und Seri­enhits machen dem Strea­ming-Markt­führer Netflix zu schaffen. Im jüngsten Quartal kamen deut­lich weniger neue Kunden hinzu als erwartet und auch der Ausblick enttäuscht.
Von dpa /

Netflix kämpft mit der Konkurrenz Netflix kämpft mit der Konkurrenz
Bild: Netflix
Nach dem coro­nabe­dingten Abo-Boom im ersten Halb­jahr hat der Kunden­andrang beim Online-Video­dienst Netflix stark nach­gelassen. Unterm Strich kamen im dritten Quartal nur 2,2 Millionen Bezahl­abos dazu, wie das Unter­nehmen am Dienstag nach US-Börsen­schluss mitteilte. Netflix verfehlte die eigene Prognose und blieb weit unter den Erwar­tungen der Analysten. Der zuneh­mende Wett­bewerb im Strea­ming-Geschäft macht dem Markt­führer zu schaffen. Die Aktie fiel heute im frühen US-Handel um sechs Prozent, der Kurs hatte seit Jahres­beginn aber auch schon um 62 Prozent zuge­legt.

Hatten Seri­enhits wie "Tiger King" in Kombi­nation mit der erhöhten Strea­ming-Nach­frage in der Corona-Pandemie in den beiden Vorquar­talen mit 15,8 Millionen bezie­hungs­weise 10,1 Millionen neuen Nutzern noch für einen großen Ansturm gesorgt, flaute das Wachstum nun kräftig ab. Zwar konnte Netflix nach eigenen Angaben mit Produk­tionen wie dem Action-Thriller "The Old Guard" mit Oscar-Preis­trä­gerin Char­lize Theron oder "Project Power" mit Jamie Foxx punkten, insge­samt hielten sich die Block­buster aber in Grenzen.

Umsatz und Gewinn steigen aber

Netflix kämpft mit der Konkurrenz Netflix kämpft mit der Konkurrenz
Bild: Netflix
Auch gegen­über dem Vorjah­res­zeit­raum, als 6,8 Millionen Kunden hinzu­kamen, sah es im abge­lau­fenen Quartal sehr viel beschei­dener aus. Der Gewinn legte im Jahres­ver­gleich zwar um 19 Prozent auf 790 Millionen Dollar (668 Mio Euro) zu, blieb aber eben­falls unter den Erwar­tungen der Wall Street. Der Umsatz stieg derweil um rund 23 Prozent auf 6,4 Milli­arden Dollar und über­traf die Prognosen etwas. Für das laufende Quartal rechnet Netflix mit 6,0 Millionen neuen Kunden - hier hatten Analysten wiederum mit mehr gerechnet.

Befürch­tungen, die Pandemie könne das Angebot des Strea­ming-Giganten dauer­haft beein­träch­tigen, trat Co-Vorstands­chef Ted Sarandos jedoch entgegen. Die Produk­tions­pipe­line für 2021 sei annä­hernd intakt, versi­cherte er. "Die Produk­tionen könnten etwas lang­samer voran­gehen, als wir geplant hatten, aber im Wesent­lichen sind wir zurück im Geschäft", sagte Sarandos in einem Video-Inter­view. So hätten etwa die Produk­tionen der neuen Staf­feln von Seri­enhits wie "Stranger Things" oder "The Witcher" schon wieder gestartet werden können.

Immer stärker werdende Konkur­renz

Dass Netflix sich zuletzt schwertat, dürfte auch am verschärften Konkur­renz­kampf gelegen haben. Neben etablierten Rivalen wie Hulu oder Amazon Prime setzt nun auch der Holly­wood-Riese Disney voll auf Strea­ming. Vergan­gene Woche erst kündigte der mit seinen lahm­gelegten Vergnü­gungs­parks erheb­lich unter der Pandemie leidende Kontra­hent einen Konzern­umbau an, der die Online-Video­dienste wie Disney+ künftig zum klaren Schwer­punkt des Geschäfts machen soll. Zudem kamen mit WarnerMedias HBO Max und Comcasts Peacock zuletzt weitere neue Strea­ming-Services hinzu, die mit Netflix um Zuschauer buhlen.

Das Manage­ment ist sich des erhöhten Wett­bewerbs­drucks durchaus bewusst. "Wir sind begeis­tert, gegen Disney und eine wach­sende Anzahl weiterer Akteure anzu­treten", hieß es im Brief an die Aktio­näre zwar selbst­bewusst. Doch Netflix wolle seinen Service so schnell wie möglich weiter verbes­sern, um "Jeder­manns erste Wahl für Online-Unter­hal­tung" zu sein. Die Konkur­renz umfasse nicht nur Strea­ming, sondern auch andere Enter­tain­ment-Formen wie Video­spiele oder von Nutzern erstellte Inhalte bei YouTube oder Tiktok.

Netflix versucht sich seit einiger Zeit auch an einem neuen Busi­ness-Konzept: Eine hand­voll Serien und Filme stehen jedem Besu­cher nun kostenlos ohne Abon­nement zur Verfü­gung. Darunter ein paar durchaus popu­läre Titel.

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