Marktmacht

Microsoft reicht Wettbewerbsklage gegen Google ein

Dominanz bei der Online-Suche zu Lasten der Verbraucher
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Google steht nun selbst unter Beobachtung. Missbraucht der Konzern seine Vormachtstellung bei der Online-Suche? Google steht nun selbst unter Beobachtung. Missbraucht der Konzern seine Vormachtstellung bei der Online-Suche?
Bild: teltarif.de
Mit Brüssel hat Microsoft bisher vor allem weniger gute Erfahrungen. Vor einigen Jahren verdonnerten die Wettbewerbshüter der EU-Kommisssion den Software-Konzern wegen Missbrauchs seiner Marktmacht zu einer Rekord-Strafe von fast einer halben Milliarde Euro. Nun zieht Microsoft selbst nach Brüssel, um gegen einen ungeliebten Konkurrenten vorzugehen: Heute reichte der Software-Riese eine Wettbewerbsklage gegen Google vor der EU-Kommission in Brüssel ein. In der Wettbewerbsklage wirft Microsoft dem Konkurrenten vor, alles zu tun, um "seine Dominanz auf den Märkten der Online-Suche und der Suchmaschinenwerbung zu Lasten der europäischen Verbraucher" zu festigen.

Google steht nun selbst unter Beobachtung. Missbraucht der Konzern seine Vormachtstellung bei der Online-Suche? Google steht nun selbst unter Beobachtung. Missbraucht der Konzern seine Vormachtstellung bei der Online-Suche?
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Die EU-Kommission prüft seit November 2010, ob der Suchmaschinen-Gigant gegen Wettbewerbsrecht verstößt. Nach mehreren Beschwerden geht es dabei um die Frage, ob Google - womöglich vorsätzlich - bei Produktanfragen die Angebote anderer Suchdienste in der Trefferliste der Suchmaschine zu weit hinten angezeigt und eigene Dienste an vorderer Stelle platziert hat. Ebenfalls untersucht wird die Preisgestaltung bei der Online-Werbung von Google.

In Brüssel sagte eine Sprecherin von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia, die Kommission habe die Beschwerde zur Kenntnis genommen und werde Google um eine Stellungnahme dazu bitten. In einem Firmenblog erklärte der Microsoft-Jurist Brad Smith, als einziger wesentlicher Konkurrent bei den Suchmaschinen erkenne Microsoft die Innovationsleistungen von Google an. "Wir sind aber besorgt über ein sich ausweitendes Verhaltensmuster, das darauf abzielt, alle anderen daran zu hindern, eine konkurrenzfähige Alternative zu entwickeln."

Google ist nicht überrascht

Smith wies darauf hin, dass Google nach Erhebungen der EU einen Marktanteil von 95 Prozent bei der Internet-Suche in Europa habe. "Das steht im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo Microsoft etwa ein Viertel der Suchanfragen der Amerikaner bedient, entweder direkt durch Bing oder über die Partnerschaft mit Yahoo." Bing ist die hauseigene Suchemachine von Microsoft, die bislang wenig erfolgreich gegen Google ankonkurriert.

In einer ersten Reaktion sagte ein Google-Sprecher in Hamburg: "Wir sind nicht überrascht von diesem Schritt von Microsoft." Das Unternehmen habe ja bereits mit seiner Tochtergesellschaft, dem Verbraucherportal ciao.de, zu den Beschwerdeführern in Brüssel gezählt. Der Sprecher fügte hinzu: "Wir werden die Diskussionen mit der EU-Kommission weiterführen und dabei unser Geschäftsmodell erläutern."

Microsoft will seine führende Stellung bei PC-Betriebssystemen und Anwendungssoftware gegen aktuelle Trends behaupten, die dem Internet gegenüber dem stationären Computer eine immer größere Bedeutung geben. Allerdings scheinen diese Bemühungen bislang nicht besonders erfolgreich, das neue mobile Betriebssystem aus dem Hause Microsoft, Windows Phone 7, liegt in der Käufergunst weit abgeschlagen hinter Android und iOS.

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