Autonomes Fahren: Scheuer unterstützt BMW und Telekom
Um das vernetzte Fahren gibt es bei der EU Streit. BMW und Telekom bevorzugen den LTE-V2X-Standard
Foto: BMW, Logo: Telekom, Grafik/Montage: teltarif.de
Reden die Politiker von 5G, dann kommt schnell der Begriff "vernetztes Fahren" oder "Autonomes Fahren" auf die Tagesordnung.
Wo es um die Zukunft (und viel Geld) geht, gibt es auch viel Streit. Beim Streit um die künftige Normung der drahtlosen Kommunikation zwischen Fahrzeugen (V2x) hat sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer nun auf die Seite des Automobil-Herstellers BMW und den Mobilfunkbetreibern wie der Deutschen Telekom geschlagen. Der CSU-Politiker dränge innerhalb der Bundesregierung darauf, einen Rechtsakt der EU-Kommission zur Standardisierung des Datenaustauschs beim vernetzten Fahren abzulehnen. Das geht aus einer Vorlage seines Hauses hervor, die nun zwischen den beteiligten Ministerien abgestimmt wird und der Wirtschaftszeitung Handelsblatt vorliegt.
Streit in Brüssel
Um das vernetzte Fahren gibt es bei der EU Streit. BMW und Telekom bevorzugen den LTE-V2X-Standard
Foto: BMW, Logo: Telekom, Grafik/Montage: teltarif.de
Seit Monaten tobt in Brüssel eine Lobbyschlacht um den technischen Standard für kooperative, intelligente Verkehrssysteme (C-ITS). Dabei geht es um die Frage, wie Informationen zur Verkehrssicherheit, etwa Staus oder Unfälle, in Echtzeit zwischen den Fahrzeugen ausgetauscht werden könnten.
Die EU-Kommission setzt wie die Autohersteller Volkswagen oder Siemens auf die bereits verfügbare (modifizierte) WLAN-Technologie und betont, der Standard könne für neue Technologien geöffnet werden.
Eine Allianz um BMW favorisiert dagegen den Mobilfunkstandard LTE und die C-V2X-Technologie. So sieht es auch Minister Scheuer: „Die Festschreibung des WLAN-Standards im delegierten Rechtsakt widerspricht dem Grundsatz der Technologieneutralität“, heißt es in der Unterlage, mit dem Scheuer eine ablehnende deutsche Position durchsetzen will. Auch sei es nicht möglich, den EU-Rechtsakt „fortzuschreiben, sobald LTE-V2X fertig standardisiert ist“. Scheuer übernimmt damit Argumente von BMW und Telekom, die gemeinsam in der Frage lobbyieren.
Nach Informationen aus Regierungskreisen pocht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) darauf, dem Vorschlag der EU-Kommission zu folgen. Ohne die Regeln würde das vernetzte Fahren nicht oder nur fragmentiert eingeführt werden, hieß es. Die Entscheidung in Brüssel fällt spätestens Mitte Juli.
Zum Hintergrund
Das Problem ist das folgende: Die WLAN-Lösung würde überall funktionieren, wo sich zwei Autos in unmittelbarer Nähe begegnen, denn die Reichweite von WLAN ist auf wenige Meter begrenzt. Die LTE-Lösung braucht eine SIM-Karte und möglichst ein Mobilfunknetz, was nicht immer da ist, wo man es bräuchte.
Wo kein Mobilfunknetz ist, könnten die Fahrzeuge in einem speziellen LTE-Protokoll auch direkt miteinander kommunizieren. Der Vorteil wäre, dass die LTE-Frequenzen reguliert sind. Störungen durch andere Funker, die da nichts zu suchen haben, sind daher relativ gering. WLAN hingegen findet auf allgemein öffentlichen Frequenzen statt, wo alles mögliche senden kann und darf. Nun wird man auf der Autobahn oder einer einsamen Landstraße eher keine Computermäuse, Babysitter oder Überwachungskameras finden, aber sicher ist das nicht, dafür senden in den Städten diese Geräte dafür umso mehr.
Der Fluch der schlechten Abdeckung
Die Mobilfunker haben sich diese Situation vielleicht auch selbst eingebrockt, weil der flächendeckende Netzausbau in der Fläche seit Jahren so zäh vorankommt. So geht der ehemalige Daimler-Benz-Chef Zetsche in einem YouTube-Video seines Unternehmens davon aus, dass "wir in absehbarer Zeit kein flächendeckendes Mobilfunknetz haben werden".
Warum die Zukunft rund um autonomes Fahren Tesla gehöre, lesen Sie in einer weiteren Meldung.