Test

LG G6 im Test: Flottes System & Dual-Cam mit Abstrichen

Nachdem das Modul-Konzept des LG G5 nicht fruchtete, versucht sich das LG G6 wieder an bewährten Konzepten. Trotzdem ist manches neu wie das 18:9-FullVision-Display. Ein Flaggschiff-Smartphone mit Eigenheiten im Test.
Von Stefan Kirchner

Prozessor, Leistung mit Benchmarks

LG G6

Schon im Vorfeld wurde häufig kritisiert, dass LG sich für einen Snapdragon 821 entschieden hat, anstatt gleich auf den Snapdragon 835 zu warten. Grund dafür ist die anfängliche Exklusivität des neuen Qualcomm-Prozessors für Samsung, was auch schon dem Sony Xperia XZ Premium mit einem Verkaufsstart im Juni zum Verhängnis werden könnte.
Rein von der Leistung her mag der neue Chip zwar schneller sein, im Alltag werden die wenigsten jedoch wirklich einen Unterschied spüren können. Das LG G6 flutscht nahezu immer durch die Menüs, öffnet Apps zügig und genehmigt sich auch sonst keine nennenswerten, geschweige denn bemerkbaren Denkpausen. Auch wird das Smartphone unter Last kaum heiß. Eine leichte Erwärmung ist immer vorhanden, aber nicht so extrem, dass es vor Hitze unangenehm werden würde.

Erreicht wird das von den Ingenieuren des LG G6 mit einer Heatpipe, Flüssigkühlung und ein unterstützendes Alu-Skelett. Ähnlich hat es Samsung ab dem Galaxy S7 in seinen Top-Modellen umgesetzt. Nachlesen können Sie das in unserem Test des Samsung Galaxy S7.

Mit 4 GB ist der RAM ausreichend groß dimensioniert und üblich für diese Leistungsklasse. Sicherlich, auf dem Datenblatt würden sich 6 GB besser lesen, aber auch hier ist im Alltag ein Mehr an RAM nur bedingt bemerkbar, sofern das RAM-Management stimmt. Nackte Benchmark-Werte sind eben nur theoretischer Natur und für das Smartphone-Quartett auf dem Hinterhof praktisch. Solange alles flott von der Hand geht und auch aktuelle Spiele ohne Ruckler auf das Display gezaubert werden, ist der verbaute Prozessor nebst Speicher ziemlich egal.

Allen Abneigungen gegenüber Benchmarkwerten zum Trotz, kann sich das LG G6 durchaus sehen lassen. So sind die 28 837 Punkte im Grafik-Benchmark 3DMark leicht vor dem Exynos 8895 im Samsung Galaxy S8. Hier zeigt sich die jahrelange Erfahrung von Qualcomm mit Grafikchips im Mobilbereich. Einzig wenn es auf die reine Leistung der CPU ankommt, hat der Snapdragon 821 das Nachsehen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Mit 1816 Punkten im Single-Core- und 4201 Punkten im Multi-Core-Test ist der Qualcomm-Prozessor am oberen Ende der Leistungsskala, muss sich aber gerade im Multi-Core-Test einem Exynos 8895 geschlagen geben. Bei diesem Test kann der Samsung-Prozessor seine Stärke von acht Kernen verglichen mit den vier Kernen des Qualcomm-Chips ausspielen.

So deutlich der Unterschied auch sein mag bei den reinen Benchmark-Werten, so schwerlich ist der Unterschied im Alltag letzten Endes zu spüren, beziehungsweise zu erleben. Grafisch anspruchsvolle Titel wie Asphalt 8, Asphalt Xtreme, Galaxy on Fire 2 HD, GTA San Andreas, Assasins Creed Pirates, Implosion - Never Lose Hope oder Dungeon Hunter 5 sehen trotzdem toll aus und ruckeln auch zu keiner Sekunde. Bei allen Spielen waren die Grafikdetails auf höchster Stufe. Für Gamer bietet das LG G6 mit der Adreno 530 GPU des Snapdraogn 821 genügend Leistung für aktuelle nicht mehr ganz so aktuelle Titel. Spannend dürfte es werden, wenn Galaxy on Fire 3: Manticore veröffentlicht wird, welches ja speziell von der Vulkan-API von Android 7.0 Nougat Gebrauch macht. Solche Spiele dürften das LG G6 und den Prozessor tatsächlich kräftig fordern.

Telefonie/Internet

Heutzutage muss man sich manchmal tatsächlich die Frage stellen: "Kann das überhaupt noch telefonieren?" Ja, das geht mit dem LG G6 tatsächlich noch und das in einer ausgesprochen guten Qualität. VoLTE wird ebenso unterstützt wie HD Voice, was sich deutlich auf die Sprachqualität auswirkt. Leider war es bei meinen Testtelefonaten im Telekom-Netz nicht aktiviert. Dennoch sind beide Gesprächsteilnehmer sehr gut zu verstehen, es gibt kein aufdringliches Hintergrundrauschen. Störgeräusche filtert das LG G6 ebenfalls zuverlässig heraus, wie vom Gesprächspartner bei einem Vergleichstelefonat mit einem anderen Gerät bestätigt wurde. Lediglich für Telefonate mit Freisprechfunktion ist der verbaute Mono-Lautsprecher nur bedingt zu empfehlen. Es mangelt einfach an einer kräftigen Lautstärke, die nicht zu einer blechernen Wiedergabe neigt in der Spitze. Auch das Mikrofon könnte einen Tick empfindlicher sein im Freisprechmodus. LG G6 Test Eine zweite SIM-Karte lässt sich leider nicht im G6 nutzen
Foto: teltarif.de
Ins mobile Internet geht es über ein Qualcomm X12 Modem, was 600 MBit/s im Download und 150 MBit/s im Upload bedeutet. Natürlich werden diese Geschwindigkeiten in Deutschland nicht erreicht, da die LTE-Netze gar nicht auf diese Geschwindigkeiten ausgelegt sind. Aber die tatsächlichen Datenraten liegen sehr nahe an dem, was die Netze von Telekom und o2 tatsächlich liefern können: Knapp 133 MBit/s Download bei der Telekom mit gut 82 MBit/s Upload. Auch per WLAN ist das LG G6 flott dabei. Große Downloads im Gigabyte-Bereich sind erfreulich schnell heruntergeladen, sofern WLAN-Router und DSL-Modem mitmachen. Das G6 selbst unterstützt die aktuellen WLAN-Standards bis einschließlich 802.11ac und Dualband mit 2,4 sowie 5 GHz. Im Schnitt bringt das WLAN-Modul des LG G6 eine Datenrate von bis zu 60 MBit/s im Download und knapp 25 MBit/s im Upload mit nur leichten Schwankungen.

Allerdings hatte der Autor öfters das Problem, dass das versteckte WLAN daheim nicht gefunden wurde und sich das LG G6 trotz manueller Auswahl nicht einwählen wollte. Ein Zurücksetzen des G6 hat keine Abhilfe gebracht, sodass wir von einem Fehler in der Firmware ausgehen. Ein Update im Testzeitraum haben wir nicht erhalten.

Warum das LG G6 eine der aktuell besten Kameras besitzt, erklären wir auf der nächsten Seite.

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