Überraschung: Huawei will nicht mehr zu Google zurück
Huawei will künftig keine Google-Dienste mehr nutzen
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Huawei will anscheinend nicht mehr zu Google zurück, selbst wenn sich die Ketten des
US-Banns lösen sollten. Das wäre definitiv ein Knaller. Woher die Info kommt? Fred Wangfei, "Country Manager für Österreich",
hat auf einem Presse-Event in Wien Einblick in die zukünftigen Pläne des Konzerns gegeben, berichtet das Online-Portal Der Standard.
Google sei demnach keine Option mehr, schließlich könne man nicht davon ausgehen, dass nicht nach Lockerung des Banns wieder eine Sperre in der Zukunft ergibt. Das klingt in der Theorie zunächst logisch.
Huawei stellt sich pro forma schon mal quer
Huawei will künftig keine Google-Dienste mehr nutzen
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Stellt sich Huawei nicht mehr unter den Scheffel von Google-Diensten, muss eine andere Lösung her. Neben Android und iOS
ist daher von einem dritten Ökosystem die Rede. Ganz ohne Google geht es dann aber doch nicht. Das neu angedachte
Betriebssystem soll weiterhin auf dem Open-Source-Code von Android basieren. Hintergrund bei der Orientierung am Original sei die Wahrung der Kompatibilität.
Das Ziel ist ambitioniert. Um keine Zeit zu verlieren, sollen in diesem Jahr drei Milliarden US-Dollar in die Entwicklung von neuen "Huawei Mobile Services" - also einem Ersatz für die wichtigen Google-Play-Dienste - gesteckt werden, rund 4000 Mitarbeiter sind zur Realisierung des Projekts gerufen.
Weiter heißt es in dem Bericht, dass Huawei anstrebt, App-Entwickler auf seine Seite zu ziehen. Sie sollen die Programme nicht nur für Googles Umgebung programmieren, sondern auch für das eigene Betriebssystem des chinesischen Konzerns verfügbar machen. Der Standard merkt richtig an: Das bedeutet für die Entwickler Mehrarbeit. Um dem entgegenzuwirken, will Huawei den zusätzlichen Programmieraufwand so gering wie möglich halten, in dem man sich an das Google-Vorbild halte - ein Android-Google-Dienste-Klon aus dem Hause Huawei sozusagen.
Google Play Services einfach so nachzubauen sei allerdings keine einfache Aufgabe. Im derzeitigen Entwicklungsstadium beschränke man sich daher auf 24 der 60 Google-Dienste, also jene, die für die meisten Apps als vordergründig erachtet werden.
App Gallery: Eigene Google-Play-Store-Alternative
Durchforstet man die Benutzeroberfläche beispielsweise eines Huawei Mate 30 Pro, so stößt man schnell auf "AppGallery" - das Huaweianische Gegenbeispiel des Google Play Stores. Hier sind vorwiegend Apps aus China zu finden. Das Angebot soll aber künftig ausgeweitet werden, auch mit Apps von US-Unternehmen. Wie das geht? Laut Bericht hat Huawei in Europa eine Proxy-Firma, also eine Vermittlungsstelle, geschaffen, mit der US-Firmen Verträge zur Nutzung der Dienste abschließen können - eine Aktion, die also am US-Bann vorbeiläuft.
Mit diesen Ankündigungen - und sollten sie sich in der Zukunft bewahrheiten - hat Huawei für Überraschung gesorgt. Allerdings sind Berichte darüber, dass Huawei ein eigenes (mobiles) Betriebssystem plane, nicht ganz neu. Nur wurde im Rahmen der Konferenz in Österreich mal mit mehr oder weniger offenen Karten gespielt und konkrete Einblicke in die Konzernpläne gegeben. Damit hatte sich Huawei in der Vergangenheit seit USA-China-Handelskrieg doch immer wieder zurückgehalten.
Mittlerweile ist Huawei aber wieder von den dauerhaft klingenden Aussagen zurückgerudert.
Interessant ist auch die Diskussion um Huawei als 5G-Netzausrüster. Unter anderem wird dem Konzern unterstellt, eng mit chinesischen Behörden zusammenzuarbeiten und Netzwerktechnik möglicherweise als Spionagewerkzeug ausnutzen zu können. Die EU-Kommission empfiehlt Sicherheitsprüfungen für riskante 5G-Anbieter.