US-Bann

Überraschung: Huawei will nicht mehr zu Google zurück

Huawei gibt über­raschend bekannt, keine Google-Dienste mehr nutzen zu wollen, selbst wenn sich der US-Bann lockern sollte. Dafür hat der Tech-Konzern eigene Pläne.
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Huawei will künftig keine Google-Dienste mehr nutzen Huawei will künftig keine Google-Dienste mehr nutzen
picture alliance/Andre M. Chang/ZUMA Wire/dpa
Huawei will anschei­nend nicht mehr zu Google zurück, selbst wenn sich die Ketten des US-Banns lösen sollten. Das wäre defi­nitiv ein Knaller. Woher die Info kommt? Fred Wangfei, "Country Manager für Öster­reich", hat auf einem Presse-Event in Wien Einblick in die zukünf­tigen Pläne des Konzerns gegeben, berichtet das Online-Portal Der Stan­dard.

Google sei demnach keine Option mehr, schließ­lich könne man nicht davon ausgehen, dass nicht nach Locke­rung des Banns wieder eine Sperre in der Zukunft ergibt. Das klingt in der Theorie zunächst logisch.

Huawei stellt sich pro forma schon mal quer

Huawei will künftig keine Google-Dienste mehr nutzen Huawei will künftig keine Google-Dienste mehr nutzen
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Stellt sich Huawei nicht mehr unter den Scheffel von Google-Diensten, muss eine andere Lösung her. Neben Android und iOS ist daher von einem dritten Ökosystem die Rede. Ganz ohne Google geht es dann aber doch nicht. Das neu ange­dachte Betriebs­system soll weiterhin auf dem Open-Source-Code von Android basieren. Hinter­grund bei der Orien­tierung am Original sei die Wahrung der Kompa­tibi­lität.

Das Ziel ist ambi­tioniert. Um keine Zeit zu verlieren, sollen in diesem Jahr drei Milli­arden US-Dollar in die Entwick­lung von neuen "Huawei Mobile Services" - also einem Ersatz für die wich­tigen Google-Play-Dienste - gesteckt werden, rund 4000 Mitar­beiter sind zur Reali­sierung des Projekts gerufen.

Weiter heißt es in dem Bericht, dass Huawei anstrebt, App-Entwickler auf seine Seite zu ziehen. Sie sollen die Programme nicht nur für Googles Umge­bung program­mieren, sondern auch für das eigene Betriebs­system des chine­sischen Konzerns verfügbar machen. Der Stan­dard merkt richtig an: Das bedeutet für die Entwickler Mehr­arbeit. Um dem entge­genzu­wirken, will Huawei den zusätz­lichen Program­mier­aufwand so gering wie möglich halten, in dem man sich an das Google-Vorbild halte - ein Android-Google-Dienste-Klon aus dem Hause Huawei sozu­sagen.

Google Play Services einfach so nach­zubauen sei aller­dings keine einfache Aufgabe. Im derzei­tigen Entwick­lungs­stadium beschränke man sich daher auf 24 der 60 Google-Dienste, also jene, die für die meisten Apps als vorder­gründig erachtet werden.

App Gallery: Eigene Google-Play-Store-Alter­native

Durch­forstet man die Benut­zerober­fläche beispiels­weise eines Huawei Mate 30 Pro, so stößt man schnell auf "AppGallery" - das Huawei­ani­sche Gegen­beispiel des Google Play Stores. Hier sind vorwie­gend Apps aus China zu finden. Das Angebot soll aber künftig ausge­weitet werden, auch mit Apps von US-Unter­nehmen. Wie das geht? Laut Bericht hat Huawei in Europa eine Proxy-Firma, also eine Vermitt­lungs­stelle, geschaffen, mit der US-Firmen Verträge zur Nutzung der Dienste abschließen können - eine Aktion, die also am US-Bann vorbei­läuft.

Mit diesen Ankün­digungen - und sollten sie sich in der Zukunft bewahr­heiten - hat Huawei für Über­raschung gesorgt. Aller­dings sind Berichte darüber, dass Huawei ein eigenes (mobiles) Betriebs­system plane, nicht ganz neu. Nur wurde im Rahmen der Konfe­renz in Öster­reich mal mit mehr oder weniger offenen Karten gespielt und konkrete Einblicke in die Konzern­pläne gegeben. Damit hatte sich Huawei in der Vergan­genheit seit USA-China-Handels­krieg doch immer wieder zurück­gehalten.

Mitt­lerweile ist Huawei aber wieder von den dauer­haft klin­genden Aussagen zurück­geru­dert.

Inter­essant ist auch die Diskus­sion um Huawei als 5G-Netz­ausrüster. Unter anderem wird dem Konzern unter­stellt, eng mit chine­sischen Behörden zusam­menzu­arbeiten und Netz­werk­technik mögli­cher­weise als Spio­nage­werk­zeug ausnutzen zu können. Die EU-Kommis­sion empfiehlt Sicher­heits­prüfungen für riskante 5G-Anbieter.

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