Tarife

So rechtfertigen Provider die teuren deutschen Handy-Verträge

In zehn EU-Ländern bekommt man für 30 Euro schon eine echte Flatrate, bei der Telekom sind zum gleichen Preis nur 2 GB inklusive. Aber auch Vodafone und o2 bieten ungünstigere Tarife als viele Anbieter im Ausland.
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Telefónica hat im September o2-Free-Tarife mit deutlich mehr Datenvolumen als zuvor eingeführt. Zudem können die Kunden über UMTS und auf 1 MBit/s beschränkt nach Verbrauch des Highspeed-Volumens "endlos weitersurfen". Ist die Begrenzung auf 1 MBit/s durchaus akzeptabel, so ist der Verzicht auf den LTE-Zugang eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Zudem liegen die o2-Free-Verträge mit monatlich 10 GB und mehr Highspeed-Volumen preislich auf einem Niveau, auf dem es in anderen europäischen Staaten schon echte Flatrates gibt.

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Foto: teltarif.de
Die Telekom bietet mit MagentaMobil XL Premium eine echte Flatrate an - allerdings auf einem ähnlichen preislichen Niveau wie Vodafone. Gegenüber dem Stern argumentierten die Bonner: "Unterschiedliche wirtschaftliche und geographische Rahmenbedingungen führen zu unterschiedlichen Tarif- und Preisgestaltungen in den Ländern der Europäischen Union." Der Ex-Monopolist verweist ferner auf sein unbegrenztes Streaming mit StreamOn, das aber wiederum nicht für alle Dienste, sondern nur für Anbieter gilt, die mit der Telekom eine entsprechende Vereinbarung getroffen haben.

Allerdings kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Telekom preislich die am wenigsten attraktiven Vertragsangebote auf dem deutschen Markt hat. Für rund 30 Euro im Monat bekommen die Kunden gerade mal 2 GB Highspeed-Volumen zusätzlich zur Allnet-Flat. Bei Vodafone gibt es fürs gleiche Geld das doppelte Volumen, bei o2 sogar 10 GB. In zehn EU-Staaten gibt es für ebenfalls etwa 30 Euro aber schon eine echte Flatrate, in Frankreich immerhin 100 GB.

Attraktivere Konditionen nicht absehbar

Eine Antwort darauf, wann die deutschen Mobilfunktarife preislich auf das Niveau der Nachbarstaaten fallen, gab es von keinem der drei Netzbetreiber - und das, obwohl die Unternehmen zugeben, dass die Kunden den mobilen Internet-Zugang auch hierzulande immer intensiver nutzen. Stattdessen freuen sich die Anbieter über Kunden, die Datenpakete nachbuchen, wenn ihr Internet-Zugang gedrosselt wurde, oder bei denen sogar die Datenautomatik greift, was schlussendlich zu zusätzlichen Einnahmen beim Provider führt.

Während Vodafone und o2 zumindest das Inklusivvolumen ihrer bestehenden Verträge nach oben anpassen, verhält sich die Telekom diesbezüglich sehr zurückhaltend. Die intensiv beworbene StreamOn-Option ist im günstigsten MagentaMobil-Tarif gar nicht erhältlich, Datenvolumen erhöht wurde in diesem Jahr nur in den beiden kleinsten Smartphone-Tarifen, nicht aber in den Verträgen für Vielnutzer, obwohl diese ohnehin schon vergleichsweise hohe Kosten für ihre Tarife zu tragen haben.

Eine Änderung der Preispolitik ist gerade bei der Telekom vorerst nicht absehbar, denn der Bonner Provider verfügt über einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern: Die Netzqualität der Telekom ist von Vodafone und Telefónica unerreicht, der Flächenausbau mit LTE ist deutlich weiter fortgeschritten wie bei den beiden anderen deutschen Mobilfunkbetreibern. Auch wenn vor allem Vodafone gegenüber der Telekom aufgeholt hat, zeigen alle in den vergangenen Monaten veröffentlichten Netztests, dass das Netz des Bonner Telekommunikations­unternehmens hierzulande derzeit die Referenz ist - und genau das lässt sich die Telekom von ihren Kunden entsprechend teuer bezahlen.

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