Gesichtserkennung: Mensch noch besser als der Computer
Gesichtserkennung: Menschen noch besser als Computer
Bild: dpa
Experten für Gesichtserkennung können Menschen auf
verschiedenen Bildern besser wiedererkennen als ungeschulte Menschen
oder Computer. Das ergab eine Studie, bei der erstmals eine Gruppe
dieser Experten und zwei Kontrollgruppen mehreren Bildvergleichstests
unterzogen wurden. Ein Forscherteam um David White von der University
of New South Wales in Sydney berichtet in den "Proceedings B" der
britischen Royal Society über die Ergebnisse.
Die Wissenschaftler hatten die Tagung der internationalen Facial Image Scientific Working Group (FISWG) im Mai 2014 genutzt, um Testpersonen zu gewinnen. 27 Teilnehmer, die nach eigenen Angaben regelmäßig Gesichtserkennungsaufgaben bei ihrer Arbeit erhalten, dienten als Gruppe der Experten. Weitere Tagungsteilnehmer, die Staatsangestellte waren, bildeten die Kontrollgruppe. Später absolvierten auch Studenten die drei Bildvergleichstests, bei denen sie entscheiden mussten, ob die Menschen auf zwei unterschiedlichen Bildern identisch sind oder nicht. Unterschiedliche Perspektiven und Lichtverhältnisse erschwerten die Aufgabe.
Geschulte Experten haben den besten Blick
Gesichtserkennung: Menschen noch besser als Computer
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In allen Tests lag die Gruppe der Experten vor der Kontrollgruppe und
diese wiederum vor den Studenten. Allerdings waren die Abstände nicht
sehr groß: Beim "Glasgow Face Matching Test" ordneten die Experten
etwa 92 Prozent aller Bildpaare richtig ein, die Kontrollgruppe 88 Prozent und die Studenten 83 Prozent. Bei einem weiteren Test wurden
die Bilder entweder zwei oder 30 Sekunden lang gezeigt. Bei der
30-Sekunden-Variante war der Abstand zwischen den Experten und den
anderen Gruppen am größten. Den Forschern zufolge kommen dabei den
Experten ihre Erfahrung und ihr geschulter Blick zugute.
Überrascht waren White und Kollegen von einem Test, bei dem die zu vergleichenden Gesichter auf dem Kopf standen. Frühere Studien hatten ergeben, dass Personen, die sich fremde Gesichter besonders gut merken konnten, schlechter als der Durchschnitt waren, wenn die Gesichter kopfüber standen. Jedoch hatten diesmal auch bei diesem Test die Experten die Nase vorn. Die Forscher schließen daraus, dass beim Vergleich zweier unbekannter Gesichter die Verarbeitung im Gehirn anders verläuft als bei bekannten.
BKA: Computer kann den Menschen nicht ersetzen
Auch beim Bundeskriminalamt (BKA) nehmen die geschulten Experten bei der forensischen Gesichtserkennung eine zentrale Rolle ein. Zunächst kommt jedoch die Software "Face Vacs" der Firma Cognitec zum Einsatz. "Das Gesichtserkennungssystem berechnet anhand besonderer Merkmale im Gesicht wie zum Beispiel Wangenknochen, Augenhöhlen, Seitenpartie des Mundes einen sogenannten Merkmalsdatensatz (Template)", teilt Sandra Clemens von der BKA-Pressestelle mit.
Der Abgleich mit dem Template anderer Bilder führe zu einer nach Identitätswahrscheinlichkeit gestaffelten Trefferliste. "Im Anschluss erfolgt zur Verifizierung immer ein 1:1-Lichtbildvergleich der infrage kommenden Lichtbilder durch Lichtbildexperten/-sachverständige, das heißt jedes einzelne Bild der Trefferliste muss manuell mit der Suchaufnahme abgeglichen werden."