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Wenn der Nachbar schneller jubelt: Darum fallen die Tore bei Ihrem Nachbarn eher

Warum sieht mein Nachbar die Tore der WM eher? Diese Frage stellen sich viele Zuschauer immer wieder. Wir geben Ihnen die Antwort und zeigen Ihnen, wie auch Sie die Tore als erstes sehen.
Von Thorsten Neuhetzki

Ein Spiel, drei Empfangswege und drei Szenen. Von hinten: DVB-S, Zattoo, Android App Ein Spiel, drei Empfangswege und drei Szenen. Von hinten: DVB-S, Zattoo, Android-App
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Wenn es bei einem WM-Spiel beim Nachbarn oder der Kneipe im Erdgeschoss schon "Toor" heißt und auf der eigenen Mattscheibe noch die Mauer für den Freistoß mit dem "Rasierschaum" markiert wird, dann schaut der Nachbar über einen anderen Empfangsweg das Spiel als man selbst. Doch wie groß sind die Unterschiede zwischen Satellit, Kabel und Livestream eigentlich? Und wie kann es sein, dass in Einzelfällen schon auf Facebook oder im Messenger von den Kumpels vom Tor berichtet wird, obwohl es noch gar nicht gefallen ist? Wir haben verschiedene Empfangswege miteinander verglichen.

HD-Bild ist langsamer als ein Standard-Bild

Ein Spiel, drei Empfangswege und drei Szenen. Von hinten: DVB-S, Zattoo, Android App Ein Spiel, drei Empfangswege und drei Szenen. Von hinten: DVB-S, Zattoo, Android-App
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Dass es Fernsehen auf verschiedenen Empfangswegen gibt, ist keine neue Erkenntnis. Gab es früher analoges Fernsehen über Kabel, Satellit und Antenne, so gibt es heute neben dem analogen Kabelfernsehen auch digitales in HD und SD, Satellitenempfang in SD und HD, DVB-T, IPTV (auch mit zwei Bild-Standards) sowie Smartphone-Apps, Livestreams der TV-Sender und Web-TV-Plattformen wie Zattoo. Dabei hat jeder Empfangsweg einen anderen Signalweg und somit auch unterschiedliche Verzögerungen. Selbst zwischen HD und SD gibt es einen Unterschied, weil das Aufbereiten eines HD-Signals für den Übertragungsweg und das Zurückrechnen beim Empfänger länger dauert als bei einem SD-Bild. Der Unterschied beträgt hier jedoch nur ein bis zwei Sekunden beim gleichen Empfangsweg.

In unserem Test am vergangenen Dienstag hatten wir die Möglichkeit, den Satellitenempfang im direkten Vergleich zum digitalen Kabel sowie Livestreams über die ZDF-Webseite und die Plattformen Zattoo und Magine zu testen. Dabei stellte sich der digitale Satellitenempfang in unserem Fall als schnellster Weg heraus. Der Sky-Empfänger, der die Grundlage für das Satelliten-Signal lieferte, war etwa acht Sekunden schneller als das DVB-C-HD-Signal, das direkt im Tuner eines Samsung-Fernsehers empfangen wurde. Das DVB-C-SD-Signal war "nur" sieben Sekunden langsamer. Der Kabel-Anschluss ist im Netz von Kabel Deutschland aktiv.

Auch der Receiver ist entscheidend für den Zeitunterschied

Doch laut Kabel Deutschland ist unser Testergebnis auf unseren Einzelfall bezogen. Eine pauschale Aussage zu der Frage "Wie hat man das Fußballspiel live am schnellsten auf dem Bildschirm?" könne nicht getroffen werden, weil neben dem Übertragungsweg auch das jeweilige Empfangsgerät zu Hause berücksichtigt werden müsse. Es könne auch sein, dass TV-Sender über Kabel schneller beim Zuschauer sind als über Satellit.

Techniker von Kabel Deutschland hätten jedoch bestätigt, dass DVB-T und IPTV langsamer sind. Bei anderen Kabelanbietern kann es ebenfalls anders aussehen. Denn während große Anbieter das TV-Signal direkt vom Sender bekommen, empfangen kleinere Anbieter die Signale per Satellit und codieren es für das Kabelnetz um. Dieser Vorgang nimmt ebenfalls Zeit in Anspruch.

Livestream dauert am längsten

Wer keinen Fernseher hat und per Livestream die Spiele guckt, muss deutlich länger auf das Signal warten. Bei unserem Test waren es 45 Sekunden, die der Livestream des ZDF hinter unserem HD-Satelliten-Signal hinterher hinkte. Auch die Android-App brauchte diese 45 Sekunden, bis sie das Spielsignal auslieferte. Hier ist gut beraten, wer nicht den Livestream des Senders, sondern Web-TV-Seiten nutzt. Überraschenderweise waren in unserem Test Dienste wie Zattoo (20 Sekunden) und Magine (14 Sekunden) schneller. Auch IPTV der Telekom hinkt dem Satelliten-Signal hinterher - auch hier ist der Zeitabstand zwischen Satellit und IPTV nur ein Einzelfall aufgrund der Konstellation. Der Abstand lag in unserem Fall bei zehn Sekunden.

DVB-T konnten wir mangels Vergleichs-Equipment nicht messen. Allerdings nennt das ZDF hier selbst Zahlen. Demnach liegt das Antennen-Signal etwa drei Sekunden hinter einem Satelliten-Signal. Da hier jedoch von SD ausgegangen wird, wird sich der Abstand gegenüber unserem Ausgangswert DVB-S HD noch verringern.

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