Fernsehen

ProSiebenSat.1: Was plant Milliardärin Kellnerová?

Die Witwe des tsche­chi­schen Unter­neh­mers Petr Kellner ist mit einem geschätzten Vermögen von fast 17 Milli­arden US-Dollar nicht knapp bei Kasse. Nun gehören ihr rund neun Prozent von ProSiebenSat.1. Was hat sie in Unter­föh­ring vor?
Von Björn König

Erst Daniel Kretinsky, nun Renáta Kellnerová: ProSiebenSat.1 scheint ein präfe­riertes Betei­ligungs­ziel tsche­chi­scher Milli­ardäre zu sein. Es gibt jedoch einen großen Unter­schied: Während das Invest­ment für Kretinsky seiner­zeit wohl eher rein finan­zieller Natur war, offen­bart sich bei Kellnerovás PPF-Gruppe ein stra­tegi­sches Inter­esse, denn sie ist mit ihren Enga­gements in der euro­päi­schen Medi­enland­schaft alles andere als eine unbe­kannte Größe.

Großes Konglo­merat

ProSiebenSat.1 hat eine neue Großaktionärin ProSiebenSat.1 hat eine neue Großaktionärin
(c) dpa
Kellnerovás Konglo­merat PPF setzt sich aus verschie­denen Unter­nehmen zusammen. Schwer­punkte sind dabei insbe­son­dere Banken, Tele­kom­muni­kation und Medien. Im Fokus steht Central European Media Enter­prises (CME). Die Gruppe versteht sich als eine Holding, unter deren Dach die TV-Akti­vitäten in Zentral- und Osteu­ropa gebün­delt werden.

Zuletzt hatte CME das Kroa­tien-Geschäft von RTL über­nommen. In Deutsch­land hingegen spielte die Medi­engruppe trotz ihrer Größe bislang keine signi­fikante Rolle, glei­ches gilt für PPF insge­samt. Die Vermu­tung liegt nahe, dass Kellnerová nun beab­sich­tigt, über CME in den deut­schen Markt einzu­treten und mit ProSiebenSat.1 das eigene Medi­enport­folio zu ergänzen.

Konflikt mit Berlus­coni vorpro­gram­miert

Eine euro­päi­sche Medi­enhol­ding mit ProSiebenSat.1? Das wäre ein deut­licher Affront gegen­über Media For Europe. Der bishe­rige italie­nische ProSiebenSat.1-Groß­aktionär hatte bislang ähnliche Pläne mit dem deut­schen Medi­enkon­zern, schei­terte bislang aber an den deut­schen und öster­rei­chi­schen Behörden. Während Berlus­conis Betei­ligung aufgrund poten­zieller poli­tischer Inter­ferenzen kritisch gesehen wird, hätte Kellnerová womög­lich bessere Karten in München und Wien.

Einen mehr als faden Beigeschmack hat die PPF-Betei­ligung aller­dings auch für RTL. So droht nun auf dem deut­schen Heimat­markt Konkur­renz von eben jener Medi­engruppe, an die erst kürz­lich RTL Hrvatska verkauft wurde. Dass man einen nicht unbe­deu­tenden Wett­bewerber in Deutsch­land aufbaut, dürfte so über­haupt nicht im Inter­esse der RTL-Manager in Köln und Luxem­burg sein.

Wie geht es weiter?

Entschei­dend ist die Frage, wie weit PPF bei ProSiebenSat.1 aufsto­cken will. Bleibt es bei unter zehn Prozent, wird sich vorerst nicht viel ändern. Bei einem deut­lichen Ausbau der Betei­ligung kommt es zwangs­läufig zu Diskus­sionen mit der Medi­enauf­sicht und auch Media For Europe wird sich die Entwick­lung kaum von der Seiten­linie anschauen.

Somit sind bei ProSiebenSat.1 zumin­dest vorerst alle Optionen offen. Aus poli­tischer Sicht ist die Sache aller­dings klar: Eine Mehr­heits­betei­ligung vom PPF scheint weitaus weniger konflikt­beladen als die bishe­rigen Avancen aus Mailand. Immerhin könnte Kellnerová aus eigener Erfah­rung deut­lich besser beant­worten, welche Syner­gien eine euro­päi­sche Medi­enhol­ding mit ProSiebenSat.1 wirk­lich erzeugt. Schließ­lich sammelte man in dieser Hinsicht im Gegen­satz zu MFE schon umfas­sende Erfah­rungen.

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