Chat-Symbole

Emojis in Firmenchats: Die Suche nach der seriösen Balance

Mal ein lächelnder Smiley, mal einer mit trau­rigem Gesicht oder gar einer mit vor Lachen tränenden Augen: Sollte man auf der Arbeit Emojis verwenden? Wenn ja: Wann - und wie?
Von dpa /

Da fliegen Herz­chen und Blumen­sträuße, schießen gelbe Däum­chen nach oben - oder rollende Augen drücken Unmut aus: Spätes­tens seit der Corona-Pandemie und der vielen Zeit im Home­office gehört für viele die digi­tale Kommu­nika­tion mit den Kollegen - und Chefinnen - zum Job dazu. Dazu zählen häufig auch Emojis.

Die sollen in firmen­internen Messenger- und Chat­pro­grammen dabei helfen, Emotionen, Wünsche oder Anmer­kungen zu verstärken. Und somit zum Teil Mimik und Gestik zu ersetzen. Während das in der Regel natür­liches Verhalten ist, ist der ange­mes­sene Einsatz von Emojis häufig ein Balan­ceakt. Wie viel braucht es, wann ist es zu viel?

Weniger Emojis - mehr Macht?

Lustige Emojis Lustige Emojis
Emojis: Apple, Foto/Montage: teltarif.de
Eine im März 2022 veröf­fent­lichte Studie der Coller School of Manage­ment in Tel Aviv zeigt, dass der Einsatz von Emojis und Bildern in E-Mails und Chats eine Person weniger über­zeu­gend und einfluss­reich wirken lassen kann.

Die Forschungs­gruppe fand in einem Expe­riment heraus, dass Menschen, die in der Lage sind, sich verbal ausrei­chend zu arti­kulieren und dabei auf visu­elle Unter­stüt­zung durch Emojis verzichten können, mehr Macht zuge­spro­chen bekamen.

"Unter­suchungen zeigen, dass visu­elle Botschaften oft als Signal für den Wunsch nach sozialer Nähe inter­pre­tiert werden", so Co-Studi­enau­torin Elinor Amit. Weniger mäch­tige Menschen würden sich demnach mehr soziale Nähe wünschen als einfluss­rei­chere.

Nahbar machen, Infor­mationen trans­por­tieren

Sollten Menschen, die Wert darauf legen, Macht zu signa­lisieren also eher auf Emojis verzichten? Die Karriere-Bera­terin Anne Forster-Berger sieht das nicht ganz so streng. Ihrer Einschät­zung nach machen sich insbe­son­dere Führungs­kräfte durch die Verwen­dung von Emojis nicht schwä­cher. "Ich finde, sie wirken vor allem nahbarer", so Forster-Berger.

Auch der Kommu­nika­tions­trainer Peter Rach verweist auf die posi­tiven Seiten der kleinen Symbole: "In einem Chat sieht man meine Körper­hal­tung und Mimik nicht. Ein Emoji hilft beim Trans­port von Infor­mationen."

Infor­melle und formelle Kommu­nika­tion unter­scheiden

Forster-Berger schränkt aber ein: Es bestehe ein gewisses Risiko, dass die Viel­zahl von Emojis zu Miss­ver­ständ­nissen führen könnte. "Nicht jede Funk­tion eines Emojis oder Smileys ist den Menschen bekannt."

Eine goldene Regel lautet daher: Es gibt auch in der digi­talen Welt einen Unter­schied zwischen lockeren Gesprä­chen mit Kollegen und offi­ziellen Gesprä­chen zwischen Führungs­ebene und Beschäf­tigten. Im Rahmen von schwie­rigen Gesprä­chen sieht Forster-Berger auch zukünftig keine Emojis.

Emoji-Einsatz im Job eigen­ver­ant­wort­lich abwägen

In vielen Konzernen werde ohnehin bewusst eine gewisse Distanz gewahrt, sagt Rach. Man müsse sich immer fragen: Wie weit ist mein Chef von mir entfernt? "Es kommt vor allem auf das Medium an, über das kommu­niziert wird", findet der Kommu­nika­tions­trainer. Handelt es sich um ein eher konser­vatives Medium wie die klas­sische E-Mail oder um einen Messenger-Dienst wie Slack oder Micro­soft Teams?

Darüber hinaus ist der Einsatz von Emojis zum Teil auch eine Frage des Alters. Nicht alle Gene­rationen am Arbeits­markt sind mit Chats, Messen­gern und Emojis aufge­wachsen und bewegen sich im Pool der Symbole so unbe­schwert wie jüngere Beschäf­tigte. "Der Einsatz kam ja erst mit der Nutzung von Smart­phones richtig in Schwung", sagt Forster-Berger.

Letzt­end­lich muss von Situa­tion zu Situa­tion entschieden werden, was ange­bracht ist. Kommu­nika­tions­trainer Peter Rach sagt: "Die Bedeu­tung eines Kommen­tars entsteht beim Empfänger." Jeder müsse also selbst erkennen, wann Ernst oder Spaß in einer Situa­tion ange­bracht sind.

In einer Über­sicht haben wir Emojis zusam­men­gefasst, die falsch verstanden werden können.

Weitere Meldungen mit Tipps & Tricks