eco-Verband fordert für 2022 den digitalen Aufbruch
2022 könnte ein Jahr des Aufbruchs und Wandels werden, schreibt "eco" - Verband der Internetwirtschaft e.V., wenn die neue Bundesregierung ihre Pläne für eine strategische Neuausrichtung der Digitalpolitik wahr mache, digitalpolitische Versäumnisse der letzten Jahre aufhole und "wir alle gemeinsam" noch stärker die enormen Chancen in den Blick nähmen, welche die Digitalisierung für viele große Herausforderungen unserer Zeit anbiete. Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender des eco-Verbandes, fordert in diesem Zusammenhang eine "konsistente und holistische Digitalstrategie", die Digitalisierung als Teil der Lösung verstehe, die innovative Effekte digitaler Infrastrukturen, Technologien und Dienste von Anfang an mitdenke und somit vorhandene Innovationspotenziale konsequenter nutze als bisher.
2021 habe gezeigt, dass Krisen nur bedingt beherrschbar seien. Das durch Covid-19 geschaffene "neue Normal" werde uns vermutlich deutlich länger begleiten dürfte, als es zu Anfang angenommen worden war.
Krisen zwingen zu Lösungen
Für den ECO-Verband ist 2022 das Jahr des digitalen Aufbruchs.
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Doch Süme sieht das optimistisch: "Krisen haben immer auch ihr Gutes. Sie zwingen uns, Lösungen zu finden, Wandel zu forcieren, neue Wege zu gehen." Die aktuelle Covid-19-Pandemie habe in Deutschland und in der ganzen Welt - gerade im digitalen Bereich - Entwicklungen ins Rollen gebracht, die unter anderen Umständen womöglich noch Jahrzehnte länger gebraucht hätten.
Neue Formen virtueller Kommunikation
Er nennt flexibles und mobiles Arbeiten, digitaler Unterricht von zuhause aus, virtuelle Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit im beruflichen wie privaten Bereich, die forcierte Digitalisierung vieler Wirtschaftsbereiche uns die Transformation analoger Geschäftsmodelle ins Digitale. Die Branche spricht häufig von der "disruptiven Wirkung technologischer Innovationen", in diesem Fall geschah die Disruption durch ein existierendes Virus, aber digitale Technologien seien der Schlüssel zur Gestaltung dieser Disruption, fordert der Verbands-Vertreter.
Was während der Pandemie funktioniere, nämlich die Digitalisierung, sei auch Teil der Lösung vieler Herausforderungen, die auf uns - Pandemie hin oder her - in den kommenden Jahren zukommen dürften. Sei es die Bewältigung des Klimawandels, sei es der Umgang mit dem demografischen Wandel oder der stetigen Kampf für Demokratie und Teilhabe auf der ganzen Welt.
Verwundbare digitale Gesellschaft
Vorfälle wie Sicherheitslücke Log4J machten immer wieder die Verwundbarkeit der "durchdigitalisierten Gesellschaft", Infrastrukturen und der Wirtschaft bewusst, die durch Cyberangriffe erheblich kompromittiert werden könnten. Besonders dringenden Handlungsbedarf sieht der ECO beim Thema Vertrauen und Sicherheit, ohne Vertrauen in Sicherheit und Integrität der digitalen Welt werde es nicht gelingen, die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenziale des digitalen Wandels zu nutzen.
IT-Sicherheit sei eine Schlüsseltechnologie und wichtig wie nie zuvor. Der ECO begrüße die "Security by Design", das Schließen von Sicherheitslücken, die Stärkung des BSI, die Pläne für ein effizienteres Schwachstellenmanagement und insbesondere das Recht auf Verschlüsselung. Die geplante "Überwachungsgesamtrechnung" stärke die Freiheitsrechte der Bürger und schaffe Transparenz gegenüber staatlichen Überwachungsbefugnissen. Der neue Justizminister Marco Buschmann habe der anlasslosen Vorratsdatenspeicherung eine Absage erteilt.
Digitale Chancen nutzen
Der digitale Wandel müsse politisch gestaltet werden, brauche Strategie und Rahmenbedingungen, welche Innovationen fördern und Unternehmen Rechtssicherheit und Handlungsspielräume bieten und gleichzeitig die Rechte der Nutzer wahren würden. Der ECO ist zuversichtlich, dass das neue Ministerium für Digitales und Verkehr die Dringlichkeit den digitalpolitischen Neustart in Deutschland hinbekommen und diverse Baustellen z.B. bei der digitalen Verwaltung, Infrastruktur und Bildung, zügig angehen werde.
Unter dem Thema „Chancen der Digitalisierung“ solle das Thema Nachhaltigkeit gesehen werden. Es biete Potenziale zur die Bewältigung des Klimawandels und weitere Nachhaltigkeitsziele. Das Vorziehen des Kohleausstiegs auf 2030 mache einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig, beispielsweise bei Rechenzentren, die bis 2027 klimaneutral betrieben werden sollen. Das geplante Ende der EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) ab 2023 sei hilfreich. Eine forcierte Digitalisierung trage durch das CO2-Einsparpotential nicht nur zum Umwelt- und Klimaschutz bei, sondern leiste einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele.
Wen vertritt der eco?
Im eco-Verband sind mehr als 1100 Mitgliedsunternehmen vertreten. eco sieht sich als "größter Verband der Internetwirtschaft in Europa". eco setzt sich nach eigenen Angaben "für ein freies, technikneutrales und leistungsstarkes Internet" ein.
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