DVB-T-Pläne

Privatsender wollen über DVB-T2 verschlüsseln

Der Wille zum Umstieg auf DVB-T2, aber auch Kritik am Vorhaben der Bundes­netzagentur, bisher vom digital-terrestrischen Fernsehen genutzte Frequenzen im 700 MHz-Band an den Mobilfunk zu versteigern, gab es auf einem Panel zum Thema DVB-T auf dem Medien­treffpunkt Mittel­deutschland.
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Privatsender wollen über DVB-T2 verschlüsseln Diesjähriger Medientreffpunkt Deutschland
Bild: teltarif.de
Die Zukunft des digital-terrestrischen Fernsehens (DVB-T) war eines der Themen auf dem diesjährigen Medientreffpunkt Deutschland. Als "Farce" bezeichnete Klaus Steffens, Leiter Technik und Distribution der ProSiebenSat.1, die von der Bundesnetzagentur geplante schnelle Auktionierung des 700-MHz-Frequenzbandes. Die Rundfunkveranstalter würden so gezwungen, eine bestehende Technologie - die Verbreitung über DVB-T - einzustellen, sagte er auf einer Podiumsdiskussion zum Thema DVB-T. Eine längere Simulcast-Phase zusammen mit dem neuen Standard DVB-T2 sei somit nicht möglich, da dafür die Frequenzen fehlten.

Kompromiss zwischen Mobilfunk und Rundfunk gefordert

Privatsender wollen über DVB-T2 verschlüsseln Diesjähriger Medientreffpunkt Deutschland
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Die durch die Migration verfügbaren Frequenzen können die Mobilfunkunternehmen dazu nutzen, den Breitbandausbau mittels LTE voranzutreiben. Das sei aktuell aber vor allem ein politisches Vorhaben, so beschreibt es von Ulrich Liebenow, Betriebsdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks(MDR. Daher macht er deutlich, dass in Deutschland die Politik nun dazu aufgerufen sei, den "richtigen Rahmen" zu schaffen, damit alle Betroffenen sich mit ihren Interessen wiederfänden - das Fernsehen und die Produktionstechnik auf der einen, und die Mobilfunkbetreiber auf der anderen Seite. Ansonsten sei DVB-T aber eine "weltweite Erfolgstory", so Liebenow auf dem Panel.

Eine "substantielle Programmverbesserung" und einen "Mehrwert für den Zuschauer" sagt Holger Meinzer, Senior Vice President Business Unit TV des Netzbetreibers Media Broadcast, durch den Umstieg auf DVB-T2 voraus. Die hochauflösende Übertragung im HD-Modus sei dann kein Feature mehr, sondern ein "Hygienefaktor".

ProSiebenSat.1 will verschlüsseln

ARD und ZDF wollen 2017 in DVB-T2 einsteigen. Unter den privatwirtschaftlichen Sendern ist es momentan die ProSiebenSat.1 Media AG, die sich diesen Weg offen hält. Ihr Vertreter auf dem Panel Klaus Steffens stellt jedoch klar, dass der Kunde zwar HD erwarte, die Ausstrahlung über DVB-T2 aber verschlüsselt sein müsse als "Kopierschutzmaßnahme für Lizenzgeber" wie beispielsweise Filmstudios aus den USA. Außerdem wolle man eine Refinanzierung. MDR-Betriebsdirektor Ulrich Liebenow hat für diese Haltung Verständnis. Für ihn ist klar, dass die "Privaten ein Finanzierungsmodell brauchen". Da wolle man sich auch gar nicht einmischen.

Für Nutzer heißt das allerdings, einen neuen Receiver anzuschaffen, da bisherige DVB-T-Receiver mit dem neuen Standard nicht kompatibel sind. Fraglich ist dabei auch, inwiefern es weiter eine solch breite Gerätepalette wie heutzutage gibt, mit Portable-Empfängern oder Sticks fürs Notebook, falls die Privatsender ihre Signale im neuen Standard verschlüsseln.

Reichweitengewinn, Lizenzverlängerung und ein Aussteiger

Unterdessen hat das ZDF seine Reichweite im digital-terrestrischen Fernsehen ausgebaut und ist ab sofort auch in der Müritz-Region im Süden Mecklenburg-Vorpommerns über DVB-T zu sehen. Möglich macht es eine neue Sendeanlage am Standort Röbel. Einen Rückzug aus der digitalen Terrestrik gibt es dagegen in Hessen: Der Privatsender Anixe will sein Programm nicht länger über DVB-T verbreiten, der Programmplatz im Rhein-Main-Gebiet wird neu ausgeschrieben.

Verlängert wurden die Sendelizenzen der Privatradiogruppen ProSiebenSat.1 und RTL durch die Versammlung der Niedersächsischen Landemedienanstalt (NLM) für die Region Hannover/Braunschweig. Bei RTL steht allerdings noch immer nicht endgültig fest, ob man über das Jahresende 2014 hinaus überhaupt weiter via DVB-T senden will. Darüber entscheiden wirtschaftliche Abwägungen sowie die aktuellen Verhandlungen mit dem Netzbetreiber Media Broadcast.

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