Erfahrungsbericht: LTE und 5G im Netz der Telekom
Seit einigen Jahren veröffentlichen wir regelmäßig Berichte zu Erfahrungen, die wir bei der mobilen Internet-Nutzung in den deutschen Mobilfunknetzen machen. Dazu untersuchen wir die Performance der Netze auf Reisen, die wir - dienstlich oder privat - ohnehin unternehmen. Für die Tests verwenden wir SIM-Karten bzw. eSIM-Profile der drei deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber, bei denen jeweils "LTE max" bzw. 5G freigeschaltet ist. In diesem Jahr haben wir für die Tests ein iPhone 13 Pro Max eingesetzt.
Der Testzeitraum erstreckte sich dieses Mal von Mai bis August. Unterwegs waren wir von Lübeck-Travemünde an der Ostsee bis nach München in Oberbayern sowie von Köln im Rheinland bis nach Wildeck-Obersuhl an der hessisch-thüringischen Grenze. Wir haben die Tests generell im Freien durchgeführt. Innerhalb von Gebäuden können die Erfahrungen anders aussehen, da die Wände die von außen kommenden Funkstrahlen abschatten.
Telekom-Netz: 5G an allen Test-Standorten
Erfahrungsbericht zu LTE und 5G im Telekom-Netz
Fotos: Telekom/teltarif.de, Logo: Telekom, Montage: teltarif.de
In dieser Woche beleuchten wir unsere Erfahrungen, die wir im Netz der Deutschen Telekom gesammelt haben. Es folgen die Berichte zum Vodafone- und o2-Netz. Besonders beeindruckend war der Ausbau des 5G-Netzes der Telekom. So war an allen 13 Test-Standorten der neue Netzstandard verfügbar - zumindest wenn man der Anzeige auf dem Handy-Display glaubt. Hier wird nämlich teilweise auch 5G suggeriert, obwohl lediglich eine LTE-Funkzelle genutzt wird, die sich mit 5G Non-Standalone kombinieren lässt.
Unterwegs hatten wir teilweise noch die LTE-Anzeige auf dem iPhone-Display, während das EDGE-Symbol wirklich selten geworden ist. Dabei waren wir nicht nur in Städten und auf Autobahnen unterwegs, sondern beispielsweise auch im Spessart, im Vogelsberg, in der Rhön und im Steigerwald. Wirklich überall ist 5G von der Telekom noch nicht verfügbar. Dennoch ist es beeindruckend, den Ausbaustand rund drei Jahre nach Netzstart ist sehen.
Das haben wir ausprobiert
5G ist nicht gleich 5G. Wird der Frequenzbereich um 3600 MHz genutzt, wo die Netzbetreiber viel Spektrum zur Verfügung haben, sind Surfgeschwindigkeiten im Gigabit-Bereich möglich. Setzt der Netzbetreiber 5G auf niedrigeren Frequenzen ein, so ist der Vorteil gegenüber LTE geringer. 5G-Standalone wird von der Telekom - wie auch von Telefónica - für Privatkunden noch nicht angeboten. Wir konnten den neuen Mobilfunkstandard demnach nur als LTE-Erweiterung testen.
Wir haben an allen Teststandorten Speedtests durchgeführt - natürlich mehrfach, um auszuschließen, dass es sich bei einzelnen Ergebnissen lediglich um Momentaufnahmen handelt. Hierfür kam in allen Netzen die Speedtest-App von Ookla zum Einsatz. Über die Speedtests hinaus haben wir den Internet-Zugang zum Surfen im World Wide Web genutzt. Dazu kamen Audio- und Videostreaming. Für Audio haben wir einen Radiostream mit 192 kBit/s genutzt, für Videostreaming haben wir auf die Mediatheken von ARD und ZDF zurückgegriffen.
Hier erreichten wir die höchsten Datenübertragungsraten
Besonders hohe Datenübertragungsgeschwindigkeiten im Downstream haben wir im Telekom-Netz in Oberbayern gemessen. In Unterföhring erreichten wir bis zu 973 MBit/s, in der Münchner Innenstadt immerhin 874 MBit/s. Aber auch auf dem Kölner Messegelände konnte das Telekom-Netz überzeugen. Hier kratzte der Upstream-Wert während der ANGA COM im Mai an der 100-MBit/s-Grenze. Im Downstream haben wir bis zu 780 MBit/s gemessen.
Dass das Telekom-Netz auch in ländlichen Regionen oft Übertragungsraten bietet, die selbst im Festnetz heutzutage noch nicht selbstverständlich sind, zeigte sich in Kirchehrenbach in Franken und in Wildeck-Obersuhl im ehemaligen Zonenrandgebiet an der hessisch-thüringischen Grenze. In Kirchehrenbach haben wir bis zu 105 MBit/s im Downstream und 19,5 MBit/s im Upstream gemessen, in Wildeck-Obersuhl lagen die Werte bei bis zu 244 bzw. 44,4 MBit/s.
Hohe Datenraten im 5G-Netz
Screenshot: teltarif.de
Gute Pingzeiten vor allem im Süden
Im Süden haben wir im Test nicht nur hohe Datenübertragungsraten, sondern auch kurze Ansprechzeiten gemessen. Diese lagen in Unterföhring teilweise und in München generell unter 20 ms. In Berlin waren die Ergebnisse in dieser Disziplin eher durchwachsen. Die Ergebnisse langen zwischen sehr guten 20 ms und eher unterdurchschnittlichen 37 ms. In Lübeck-Travemünde waren die Datenübertragungsraten zwar mit 262 bis 267 MBit/s im Downstream sowie 24,3 bis 24,9 MBit/s im Upstream in Ordnung. Die Reaktionszeiten waren mit 42 bis 46 MBit/s aber eher schlecht.
Beim Audio- und Videostreaming im Telekom-Netz gab es in unserem Test keine Probleme. Radio- und TV-Streams konnten an allen Standorten auch über einen längeren Zeitraum genutzt werden, ohne dass es zu Unterbrechungen der Wiedergabe kam. Einen weiteren Radio-Streaming-Test haben wir mobil auf der Autobahn 66 von Frankfurt am Main durchgeführt. Auch dabei gab es keine Aussetzer.
Testergebnisse im Telekom-Netz im Detail
Stadt | Downstream (in MBit/s) |
Upstream (in MBit/s) |
Ping (in ms) |
---|---|---|---|
Hanau | 157 bis 179 | 96,0 bis 111 | 29 bis 35 |
Frankfurt am Main-Ginnheim | 497 bis 536 | 10,7 bis 13,2 | 30 bis 34 |
Ingelheim | 197 bis 198 | 107 bis 113 | 26 |
Köln-Messegelände | 724 bis 780 | 93,1 bis 99,5 | 34 bis 35 |
Unterföhring | 820 bis 973 | 56,1 bis 62,1 | 17 bis 21 |
München-Innenstadt | 865 bis 874 | 26,6 bis 90,7 | 18 bis 19 |
Kirchehrenbach | 73,6 bis 105 | 18,3 bis 19,5 | 29 bis 32 |
Wildeck-Obersuhl | 225 bis 244 | 41,8 bis 44,4 | 23 bis 28 |
Rasthof Göttingen | 64,7 bis 146 | 21,7 bis 22,9 | 24 bis 49 |
Soltau-Autohof | 179 bis 193 | 41,1 bis 52,9 | 24 bis 25 |
Lübeck-Travemünde | 262 bis 267 | 24,3 bis 24,9 | 42 bis 46 |
Berlin-Friedenau | 249 bis 269 | 56,2 bis 59,6 | 20 bis 32 |
Berlin-Ku’damm | 424 bis 469 | 39,8 bis 42,4 | 23 bis 37 |
Messwert-Zeitpunkt: Mai bis August 2022 (je nach Standort) |
Telekom-Netz konnte im Test überzeugen
Das Telekom-Netz zeigte im Test kaum Schwächen. Der Internet-Zugang war stets mit guter Performance verfügbar. Einzig die Ansprechzeiten konnten an einigen Standorten nicht ganz überzeugen. Hier könnte der 5G-Standalone-Standort deutliche Verbesserungen mit sich bringen, der in Deutschland aber bisher nur von Vodafone angeboten wird.
Zu berücksichtigen ist, dass es sich bei unserem Test eher um einen Erfahrungsbericht aus Nutzersicht handelt. Darüber hinaus können die Ergebnisse zu anderen Tageszeiten, an anderen Wochentagen oder an anderen Test-Standorten in den besuchten Kommunen ganz anders aussehen. Auch mit anderen Smartphone-Modellen können die Ergebnisse von denen abweichen, die wir mit dem iPhone 13 Pro Max gemacht haben.
In einer weiteren Meldung haben wir über einen 5G-Test von OpenSignal berichtet.