Netztest

Erfahrungsbericht: LTE und 5G im Netz der Telekom

Wir haben von Mai bis August die deut­schen Mobil­funk­netze getestet und berichten heute über unsere Erfah­rungen im Telekom-Netz.
Von / Christian Bekker

Seit einigen Jahren veröf­fent­lichen wir regel­mäßig Berichte zu Erfah­rungen, die wir bei der mobilen Internet-Nutzung in den deut­schen Mobil­funk­netzen machen. Dazu unter­suchen wir die Perfor­mance der Netze auf Reisen, die wir - dienst­lich oder privat - ohnehin unter­nehmen. Für die Tests verwenden wir SIM-Karten bzw. eSIM-Profile der drei deut­schen Mobil­funk-Netz­betreiber, bei denen jeweils "LTE max" bzw. 5G frei­geschaltet ist. In diesem Jahr haben wir für die Tests ein iPhone 13 Pro Max einge­setzt.

Der Test­zeit­raum erstreckte sich dieses Mal von Mai bis August. Unter­wegs waren wir von Lübeck-Trave­münde an der Ostsee bis nach München in Ober­bayern sowie von Köln im Rhein­land bis nach Wildeck-Ober­suhl an der hessisch-thürin­gischen Grenze. Wir haben die Tests gene­rell im Freien durch­geführt. Inner­halb von Gebäuden können die Erfah­rungen anders aussehen, da die Wände die von außen kommenden Funk­strahlen abschatten.

Telekom-Netz: 5G an allen Test-Stand­orten

Erfahrungsbericht zu LTE und 5G im Telekom-Netz Erfahrungsbericht zu LTE und 5G im Telekom-Netz
Fotos: Telekom/teltarif.de, Logo: Telekom, Montage: teltarif.de

Apple iPhone 13 Pro Max

In dieser Woche beleuchten wir unsere Erfah­rungen, die wir im Netz der Deut­schen Telekom gesam­melt haben. Es folgen die Berichte zum Voda­fone- und o2-Netz. Beson­ders beein­dru­ckend war der Ausbau des 5G-Netzes der Telekom. So war an allen 13 Test-Stand­orten der neue Netz­stan­dard verfügbar - zumin­dest wenn man der Anzeige auf dem Handy-Display glaubt. Hier wird nämlich teil­weise auch 5G sugge­riert, obwohl ledig­lich eine LTE-Funk­zelle genutzt wird, die sich mit 5G Non-Stan­dalone kombi­nieren lässt.

Unter­wegs hatten wir teil­weise noch die LTE-Anzeige auf dem iPhone-Display, während das EDGE-Symbol wirk­lich selten geworden ist. Dabei waren wir nicht nur in Städten und auf Auto­bahnen unter­wegs, sondern beispiels­weise auch im Spes­sart, im Vogels­berg, in der Rhön und im Stei­ger­wald. Wirk­lich überall ist 5G von der Telekom noch nicht verfügbar. Dennoch ist es beein­dru­ckend, den Ausbau­stand rund drei Jahre nach Netz­start ist sehen.

Das haben wir auspro­biert

5G ist nicht gleich 5G. Wird der Frequenz­bereich um 3600 MHz genutzt, wo die Netz­betreiber viel Spek­trum zur Verfü­gung haben, sind Surf­geschwin­dig­keiten im Gigabit-Bereich möglich. Setzt der Netz­betreiber 5G auf nied­rigeren Frequenzen ein, so ist der Vorteil gegen­über LTE geringer. 5G-Stan­dalone wird von der Telekom - wie auch von Telefónica - für Privat­kunden noch nicht ange­boten. Wir konnten den neuen Mobil­funk­stan­dard demnach nur als LTE-Erwei­terung testen.

Wir haben an allen Test­stand­orten Speed­tests durch­geführt - natür­lich mehr­fach, um auszu­schließen, dass es sich bei einzelnen Ergeb­nissen ledig­lich um Moment­auf­nahmen handelt. Hierfür kam in allen Netzen die Speed­test-App von Ookla zum Einsatz. Über die Speed­tests hinaus haben wir den Internet-Zugang zum Surfen im World Wide Web genutzt. Dazu kamen Audio- und Video­strea­ming. Für Audio haben wir einen Radio­stream mit 192 kBit/s genutzt, für Video­strea­ming haben wir auf die Media­theken von ARD und ZDF zurück­gegriffen.

Hier erreichten wir die höchsten Daten­über­tra­gungs­raten

Beson­ders hohe Daten­über­tra­gungs­geschwin­dig­keiten im Down­stream haben wir im Telekom-Netz in Ober­bayern gemessen. In Unter­föh­ring erreichten wir bis zu 973 MBit/s, in der Münchner Innen­stadt immerhin 874 MBit/s. Aber auch auf dem Kölner Messe­gelände konnte das Telekom-Netz über­zeugen. Hier kratzte der Upstream-Wert während der ANGA COM im Mai an der 100-MBit/s-Grenze. Im Down­stream haben wir bis zu 780 MBit/s gemessen.

Dass das Telekom-Netz auch in länd­lichen Regionen oft Über­tra­gungs­raten bietet, die selbst im Fest­netz heut­zutage noch nicht selbst­ver­ständ­lich sind, zeigte sich in Kircheh­ren­bach in Franken und in Wildeck-Ober­suhl im ehema­ligen Zonen­rand­gebiet an der hessisch-thürin­gischen Grenze. In Kircheh­ren­bach haben wir bis zu 105 MBit/s im Down­stream und 19,5 MBit/s im Upstream gemessen, in Wildeck-Ober­suhl lagen die Werte bei bis zu 244 bzw. 44,4 MBit/s. Hohe Datenraten im 5G-Netz Hohe Datenraten im 5G-Netz
Screenshot: teltarif.de

Gute Ping­zeiten vor allem im Süden

Im Süden haben wir im Test nicht nur hohe Daten­über­tra­gungs­raten, sondern auch kurze Ansprech­zeiten gemessen. Diese lagen in Unter­föh­ring teil­weise und in München gene­rell unter 20 ms. In Berlin waren die Ergeb­nisse in dieser Diszi­plin eher durch­wachsen. Die Ergeb­nisse langen zwischen sehr guten 20 ms und eher unter­durch­schnitt­lichen 37 ms. In Lübeck-Trave­münde waren die Daten­über­tra­gungs­raten zwar mit 262 bis 267 MBit/s im Down­stream sowie 24,3 bis 24,9 MBit/s im Upstream in Ordnung. Die Reak­tions­zeiten waren mit 42 bis 46 MBit/s aber eher schlecht.

Beim Audio- und Video­strea­ming im Telekom-Netz gab es in unserem Test keine Probleme. Radio- und TV-Streams konnten an allen Stand­orten auch über einen längeren Zeit­raum genutzt werden, ohne dass es zu Unter­bre­chungen der Wieder­gabe kam. Einen weiteren Radio-Strea­ming-Test haben wir mobil auf der Auto­bahn 66 von Frank­furt am Main durch­geführt. Auch dabei gab es keine Aussetzer.

Test­ergeb­nisse im Telekom-Netz im Detail

Stadt Down­stream
(in MBit/s)
Upstream
(in MBit/s)
Ping
(in ms)
Hanau 157 bis 179 96,0 bis 111 29 bis 35
Frank­furt am Main-Ginn­heim 497 bis 536 10,7 bis 13,2 30 bis 34
Ingel­heim 197 bis 198 107 bis 113 26
Köln-Messe­gelände 724 bis 780 93,1 bis 99,5 34 bis 35
Unter­föh­ring 820 bis 973 56,1 bis 62,1 17 bis 21
München-Innen­stadt 865 bis 874 26,6 bis 90,7 18 bis 19
Kircheh­ren­bach 73,6 bis 105 18,3 bis 19,5 29 bis 32
Wildeck-Ober­suhl 225 bis 244 41,8 bis 44,4 23 bis 28
Rasthof Göttingen 64,7 bis 146 21,7 bis 22,9 24 bis 49
Soltau-Autohof 179 bis 193 41,1 bis 52,9 24 bis 25
Lübeck-Trave­münde 262 bis 267 24,3 bis 24,9 42 bis 46
Berlin-Frie­denau 249 bis 269 56,2 bis 59,6 20 bis 32
Berlin-Ku’damm 424 bis 469 39,8 bis 42,4 23 bis 37
Mess­wert-Zeit­punkt: Mai bis August 2022 (je nach Standort)

Telekom-Netz konnte im Test über­zeugen

Das Telekom-Netz zeigte im Test kaum Schwä­chen. Der Internet-Zugang war stets mit guter Perfor­mance verfügbar. Einzig die Ansprech­zeiten konnten an einigen Stand­orten nicht ganz über­zeugen. Hier könnte der 5G-Stan­dalone-Standort deut­liche Verbes­serungen mit sich bringen, der in Deutsch­land aber bisher nur von Voda­fone ange­boten wird.

Zu berück­sich­tigen ist, dass es sich bei unserem Test eher um einen Erfah­rungs­bericht aus Nutzer­sicht handelt. Darüber hinaus können die Ergeb­nisse zu anderen Tages­zeiten, an anderen Wochen­tagen oder an anderen Test-Stand­orten in den besuchten Kommunen ganz anders aussehen. Auch mit anderen Smart­phone-Modellen können die Ergeb­nisse von denen abwei­chen, die wir mit dem iPhone 13 Pro Max gemacht haben.

In einer weiteren Meldung haben wir über einen 5G-Test von OpenSignal berichtet.

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