Digital Radio

Zweiter bundesweiter DAB+-Multiplex auf Eis gelegt

Andere Beteiligte arbeiten aber bereits an neuem Projekt
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Neuer Sender in Bayern: BR Puls Neuer Sender in Bayern: BR Puls
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In Deutschland wird es vorerst nur einen bundesweiten Multiplex im Digitalradio (DAB+) geben. Ein zweites nationales Bouquet mit Privatradios, das ursprünglich bereits zur IFA 2012 auf Sendung gehen sollte, haben die an der Planung beteiligten Parteien auf Eis gelegt. "Das Thema zweiter Multiplex ist in der bisher geplanten Form nicht mehr aktuell", teilt der Kölner Rechtsanwalt und Mitinitiator Helmut G. Bauer gegenüber teltarif.de mit. Es gebe inzwischen jedoch "von anderen Beteiligten neue Überlegungen, über die ich informiert bin. Ich bin aber an dieser Planung nicht beteiligt. Ich würde sie aber unterstützen, wenn sie in die Umsetzung gehen würden", so Bauer. Zu weiteren Einzelheiten wollte er sich noch nicht äußern.

In der Szene wird unterdessen bereits spekuliert, ob anstelle einer zweiten bundesweiten Bedeckung ein Ballungsraum-Multiplex für die wichtigsten urbanen Zentren kommen könnte. Vorteil einer solchen Lösung wäre, dass mit nur wenigen Senderstandorten gleich 50 Prozent der deutschen Bevölkerung erreicht werden könnte. Bereits seit mehreren Monaten zeigt sich, dass die Nachfrage nach regionalen Kapazitäten für DAB+ in urbanen Zentren größer ist als nach großflächigen, landesweiten Netzen.

"Internet ist der Feind, DAB+ der Freund des Radios"

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Obwohl es den zweiten bundesweiten Multiplex vorerst nicht gibt, zogen die Digitalradio-Beteiligten ein positives Fazit auf den Medientagen Mitteldeutschland, die in der vergangenen Woche in Leipzig stattfanden. Nie waren die Voraussetzungen für das digitale Radio in Deutschland besser als jetzt, lautete der Tenor auf einem Panel zum Digitalradio, allerdings bedarf es noch vieler Anstrengungen, um nicht auch den zweiten Versuch des DAB-Hörfunks scheitern zu lassen.

Gerd Bauer, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland (LMS), freute sich auf dem Podium mit einer Portion Ironie über die Ankündigung der Deutschen Telekom, bei Internet-Flatrates die Leistung ab einem gewissen Datenvolumen zu drosseln. Die Nutzer würden sich dann wohl überlegen, ob sie ihren Internetzugang weiter dazu benutzen wollten, Radio zu hören.

Das Internet stellte sich in der Debatte generell eher als Feind denn Freund des Radios heraus. MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller etwa bezeichnete das Netz für die Radioverbreitung als "systemfremd". Der Umstieg auf DAB+ müsse gelingen, da die Radiobranche ansonsten "auf ein totes Gleis" gerate. Deutschlandradio-Intendant Willi Steul bläst ins gleiche Horn: "Mit dem Internet begeben wir uns in die Hände anderer", sagte er. Die Verbreitungskosten seien so nicht mehr kalkulierbar, was für die öffentlich-rechtlichen Sender wichtig sei. Bauer verwies darauf, dass die Telekommunikationsunternehmen Geld verdienen wollen, was das Radio teurer mache: "Wenn wir da hinein geraten, ist das Radio erledigt."

Das müsse auch die Politik erkennen, sagte Bauer und kritisierte, dass immer noch andere technische Möglichkeiten wie zuletzt DRM+ als Alternativstandard für digitales Radio in das Spiel gebracht würden. Diese "Katzenmusik" verunsichere nicht nur die Automobilhersteller, sondern auch die Verbraucher. Intendant Steul sieht DAB+ als "Rückgrat des Radios" und die "derzeit richtige Technologie" für die digital-terrestrische Verbreitung von Hörfunk und wandte sich mit einer Forderung an die Politik: "Gebt uns die Möglichkeit, und wir kriegen es hin."

PULS: BR startet neue Jugendwelle

Unterdessen hat der Bayerische Rundfunk (BR) ein neues Jugendprogramm angekündigt, das terrestrisch ausschließlich über DAB+ in Bayern (Kanal 12D) verbreitet werden soll. Am 15. Mai geht "PULS", so der Name des Programms, auf Sendung. PULS ist der Nachfolger von on3radio. Der BR verspricht ein junges 24-stündiges Radio-Vollprogramm mit Morningshow, Nachrichten, Promi-DJ-Shows sowie preisgekrönten journalistischen Formaten.

Musikalisch würden sowohl Mainstream-Pop als ausgefallene Indie-Geschmäcker bedient. Begleitet wird das neue Format durch die App "deinPULS", die Website deinpuls.de sowie eine Fernsehsendung unter dem Titel "PULS - Qualitätsfernsehen deines Vertrauens" im Bayerischen Fernsehen und dem ARD-Digitalkanal EinsPlus.

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