UKW-Zukunft

KEF drängt ARD und Deutschlandradio zur Abschaltung von UKW

Die Kommission zur Ermittlung des Finanz­bedarfs der Rund­funk­anstalten gibt die von ARD und Deutschland­radio beantragten Gelder bis 2016 für das Projekt DAB+ frei. Danach müssen die Rund­funk­anstalten jedoch ein festes UKW-Abschalt­datum präsen­tieren.
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KEF drängt ARD und Deutschlandradio zur UKW-Abschaltung KEF gibt Mittel zum DAB-Ausbau frei
Bild: Grundig
Die ARD und das Deutschland­radio können ihre terres­trischen Digitalradio-Netze zunächst weiter ausbauen, müssen aber bei der Anmeldung zur nächsten Gebühren-Periode ein Abschalt­datum für UKW benennen. Das hat die Kommission zur Ermittlung des Finanz­bedarfs der Rund­funk­anstalten (KEF) in ihrem in der vergangenen Woche veröffent­lichten 19. Bericht entschieden. Die KEF verlangte einen Nachweis, ob das Projekt DAB+ in Deutschland Aussicht auf Erfolg hat. Wie die Kommission mitteilt, erkenne sie zwar an, dass in Bezug auf Geräte­verfüg­barkeit, Programm­angebot, Netzaus­bau und die Beteiligung privater Veranstalter deutliche Fort­schritte im Vergleich zum gescheiterten alten DAB gemacht wurden. Sie merkt jedoch auch kritisch an, dass in punkto Marketing­maßnahmen und dem serien­mäßigen Einbau des Digital­radios in Fahrzeugen noch großer Nachholbedarf besteht.

KEF drängt ARD und Deutschlandradio zur UKW-Abschaltung KEF gibt Mittel zum DAB-Ausbau frei
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Bis 2016 räumt die KEF ARD und Deutschland­radio die Möglich­keit ein, weiter am Projekt DAB+ zu arbeiten. Die Kommission gibt die angemeldeten Mittel der ARD komplett frei, es handelt sich um 34 Millionen Euro bis zum Jahr 2016. Beim Deutschland­radio wurde etwas gekürzt - statt den beantragten 34,2 Millionen gibt sie nur 27,2 Millionen Euro frei. Der Kosten­anstieg sei gleich­bedeutend mit dem Ausbau des derzeit vorhandenen Sender­netzes. Da die drei Programme des Deutschland­radios mit Programmen privater Programm­anbieter in einem bundes­weiten Multiplex ausge­strahlt werden, wäre ein solcher Ausbau nur möglich, wenn auch die privaten Programm­anbieter einen vergleich­baren Kosten­anstieg tragen würden, was allerdings finanziell nicht möglich ist. Alternativ könnten Programme des Deutschland­radios in einem zweiten bundesweiten Multiplex untergebracht werden, für den ein gegenüber heute deutlich erweitertes Sendernetz in Betrieb ginge. Dies sei aber nicht absehbar, so die KEF.

UKW-Ausstieg: KEF drückt Parteien Pistole auf die Brust

In Anbetracht der Tatsache, dass es von ARD und Deutschland­radio weder eine Aussage zur Gesamt­laufzeit des Entwicklungs­projektes noch zur Gesamtsumme der benötigten Aufwendungen gibt, sieht sich die Kommission allerdings nicht in der Lage, eine Entscheidung über ein Gesamt­projekt zu treffen. Mit den Anmeldungen zum 20. Bericht erwartet sie nun allerdings endgültig die Vorlage eines Gesamtprojekt-Antrages einschließlich der Nennung der Kosten für die Einführung von DAB+. Sie erwartet außerdem die Aussagen zur Dauer des Simulcast - also der Parallel­aus­strahlung von DAB+ und UKW - und die Angabe eines Abschalt­termins für die UKW-Sender.

Besonders letzter Punkt dürfte in den kommenden Monaten zu heftigen Diskussionen führen. Denn fast alle privaten Hörfunk­veranstalter, aber auch einige ARD-Anstalten, wollen das analoge UKW gar nicht abschalten. Die Politik hat aus diesem Grund in ihrer letzten Rundfunk­staats­vertrags-Novelle auf ein verpflichtendes Abschalt­datum des analogen UKW-Hörfunks verzichtet. Hinzu kommt, dass vor allem die kommer­ziellen Veranstalter die Zukunft des digitalen Hörfunks eher im Internet sehen und DAB+ als Nachfolge­technik für UKW ablehnen. In gewisser Weise drückt die KEF den beteiligten Parteien nun einerseits die Pistole auf die Brust, sorgt aber anderer­seits auch dafür, dass es keine weitere jahre- oder gar jahrzehnte­lange Hängepartie bei der Digitalisierung des Hörfunks und einen weiter schleppenden Geräte­verkauf bei Digital­radios gibt.

Nun bestehen zwei Möglich­keiten: Entweder die Politik einigt sich mit öffentlich-rechtlichen Sendern, Landes­medien­anstalten, Netz­betreibern und Privat­sendern auf einen einheit­lichen UKW-Ausstiegs­termin. Oder man hält weiter stur am analogen UKW fest, mit dem Resultat, dass weitere Gelder für den Ausbau von DAB+ gestrichen werden und das Gesamt­projekt letztlich doch noch scheitern könnte. Das Bundes­wirtschafts­ministerium hatte zuletzt eine Studie ausgeschrieben, die untersuchen soll, ob und unter welchen Umständen UKW abgeschaltet werden kann, ob DAB+ der geeignete Nachfolger ist oder ob es doch noch Alternativen gibt.

DAB+: Planziel beim Geräteverkauf für 2013 verfehlt

Dass beim digital-terrestrischen Hörfunk noch nicht alles rund läuft, zeigen auch die Zahlen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikations­technologie (gfu). Demnach sind 2013 nur 515 000 Digital­radio-Empfänger über den Laden­tisch gegangen. Die Prognose sah für das vergangene Jahr ursprünglich 650 000 Geräte vor.

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