DAB+ im Auto: Werkslösung vs. nachgerüstetes Radio
Vor einem Jahr haben wir hier auf teltarif.de über Erfahrungen mit dem DAB+-Empfang im Auto berichtet. Nicht nur wir, sondern auch viele andere Nutzer hatten festgestellt, dass der Empfang mit den ab Werk erhältlichen Autoradios neueren Datums zum Teil deutlich schlechter ist als bei früheren Modellen.
Das Problem ist zum Teil "hausgemacht", wie sich in der weiteren Folge der Recherche herausgestellt hat. So ist nicht der eigentliche Empfang für die Misere verantwortlich, sondern die Software des Autoradios, die bei einem viel zu hoch eingestellten Schwellwert das Audiosignal stummschaltet - vergleichbar mit der Muting-Funktion bei vielen älteren UKW-Radios.
Smart hat den Empfang laut Nutzerberichten per Software-Update verbessert und bei Autos aus dem VW-Konzern, die in den vergangenen Monaten auf den Markt gekommen sind, wurde diese Stummschaltung Forenposts zufolge entschärft. Doch welche Möglichkeiten haben Besitzer von Autos, deren Radios mangels neuer Firmware weiterhin keinen zufriedenstellenden Empfang bieten?
Mit dem Albrecht DR 57 unterwegs
Foto: teltarif.de
Werksradio lässt sich in vielen Fällen nicht ersetzen
Bei vielen Neuwagen ist es nicht mehr möglich, das vorhandene Autoradio durch ein selbst gewähltes Modell eines Drittherstellers zu ersetzen. So bleibt nur die Möglichkeit, einen zusätzlichen Empfänger zu nutzen. Hersteller wie Kenwood und Pure, Albrecht und TechniSat bieten sogenannte DAB+-Adapter an. Das sind kleine Zusatzgeräte, mit denen sich der Digitalradio-Empfang nachrüsten lässt, wenn im Auto nur ein analoger UKW-Empfänger verbaut ist.
DAB+-Adapter lassen sich natürlich auch parallel zu einem im Fahrzeug bereits vorhandenen digitalen Empfänger nutzen. Was auf den ersten Blick überflüssig erscheinen mag, könnte bei näherer Betrachtung dazu beitragen, dass in einem Fahrzeug, dessen Autoradio von Haus aus nur mäßigen DAB+-Empfang bietet, das terrestrische Digitalradio erstmals sinnvoll nutzbar ist.
Skoda Business Columbus vs. Albrecht DR 57
Wir hatten für den Test in einem Skoda Octavia, Baujahr 2017 mit Ausstattungspaket Business Columbus, einen DAB+-Adapter vom Typ Albrecht DR 57 zur Verfügung, der zusammen mit einer Halterung für die Windschutzscheibe, einer aktiven Scheiben-Klebeantenne sowie den erforderlichen Anschlusskabeln geliefert wird.
Die Stromversorgung erfolgt über den Zigarettenanzünder, wobei man neben dem Anschluss für den DAB+-Adapter einen zweiten USB-A-Anschluss zur Verfügung hat. Wer den Anschluss also benötigt, um beispielsweise parallel zum Radioempfang den Smartphone-Akku mit Strom zu versorgen, sollte damit keine Probleme haben.
Blick ins Menü des DAB+-Adapters
Foto: teltarif.de
So kommt das Signal zum Car-HiFi-System
Das Audiosignal kann über eine Kabelverbindung zum schon vorhandenen Audioradio geleitet werden, sofern das Werksmodell über einen Line-Eingang verfügt. Alternativ steht auch ein integrierter FM-Transmitter zur Verfügung. Das funktionierte im Test gut, der DAB+-Adapter liefert sogar ein RDS-Signal mit, sodass er leicht von "herkömmlichen" Radiostationen unterschieden werden kann.
Dennoch ist die drahtlose Lösung nur dann empfehlenswert, wenn - aus welchem Grund auch immer - keine Kabelverbindung möglich ist. Per Kabel ist die Übertragungsqualität deutlich besser. Der Albrecht DR 57 hat auch einen Line-Eingang, über den sich weitere Audioquellen anschließen lassen. Dazu lässt er sich als Bluetooth-Freisprecheinrichtung für das Handy nutzen.
Erster Test mit mitgelieferter Antenne
Für den ersten Test haben wir die mitgelieferte Scheiben-Klebeantenne gemäß der Einbauanleitung installiert. Das ist auch für Laien problemlos möglich. In dieser Konstellation war der DAB+-Empfang nur geringfügig besser als mit dem ab Werk vorhandenen Autoradio. Die auch mit dem Skoda-Radio empfangbaren Programme waren in Unterführungen oder an der Grenze des Sendegebiets etwas stabiler zu empfangen. Zusätzliche störungsfrei hörbare Radiostationen gab es nicht.
Allerdings ist eine solche Antenne, wie sie der Einfachheit halber bei DAB+-Nachrüstungen im Auto fast immer zum Einsatz kommt, generell ein eher schlechter Kompromiss. Die Autoscheibe schirmt ab, die Antenne steht nicht frei und - wie auch der Bayerische Rundfunk gegenüber teltarif.de bestätigte - solche Hindernisse dämpfen den Empfang im DAB+-Frequenzbereich (rund 200 MHz) um den Faktor 2 bis 4 stärker als im UKW-Bereich (100 MHz).
Magnetfußantenne auf dem Autodach
Foto: teltarif.de
Die Dachantenne macht den Unterschied
Im zweiten Schritt haben wir eine Dachantenne installiert. Diese muss nicht fest installiert werden und es ist auch nicht nötig, ein Loch ins Autodach zu bohren. Eine Magnetfußantenne, deren Kabel zwischen Beifahrertür und Karosserie ins Wageninnere geführt wird, reicht aus. Magnetfußantennen sind zu Preisen ab etwa 20 Euro zu bekommen. Viele DAB+-Adapter lassen sich damit nachrüsten.
Beim Kauf ist es wichtig, auf die am Adapter verwendete Antennenbuchse zu achten und eine Antenne zu bestellen, die einen dazu passenden Stecker hat. Der Albrecht DR 57 kommt mit einer SMB-Buchse, sodass auch die Antenne mit einem SMB-Stecker ausgestattet sein muss, um zusätzliche Adapter zu vermeiden, die sich negativ auf die Empfangsleistungen auswirken könnten.
Deutliche Empfangsverbesserung
In Verbindung mit der Magnetfußantenne war sofort eine deutliche Empfangsverbesserung festzustellen. Die Anzahl der störungsfrei empfangbaren Programme hat sich gegenüber dem vorhandenen Autoradio und auch gegenüber dem DAB+-Adapter bei Verwendung der Scheibenantenne mehr als verdoppelt. Dabei gilt es zu beachten, dass es regionale Unterschiede beim Sendernetzausbau und Programmangebot gibt. Das heißt, in anderen Regionen können die Ergebnisse ganz anders aussehen.
Wir haben den ersten Test entlang der Bundesstraße 276 im hessischen Spessart vorgenommen. Dabei waren wir zwischen zehn und 20 Kilometer vom Senderstandort Gelnhausen (Schnepfenkopf) entfernt, über den der bundesweite DAB+-Multiplex im Kanal 5C und der Multiplex des Hessischen Rundfunks im Kanal 7B ausgestrahlt werden. Beide Programmpakete waren sowohl mit dem Werks-Autoradio als auch über den Albrecht DR 57 störungsfrei zu empfangen.
Komplette Liste der empfangbaren Programme
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Diese Programme holt der DAB+-Adapter zusätzlich herein
In der Region, in der wir getestet haben, können aber noch weitere DAB+-Multiplexe empfangen werden, etwa das regionale Ensemble für Unterfranken im Kanal 10A, der landesweite bayerische Mux im Kanal11D und der südhessische Privatfunk-Multiplex im Kanal 12C. Stationär sind die hier verbreiteten Programme zumindest mit einem in Fenster- oder Außenwand-Nähe aufgestellten Empfänger störungsfrei zu hören.
Das Skoda-Werksradio empfängt den Unterfranken-Mux, schaltet die Audio-Wiedergabe aber auf etwa 50 Prozent der Teststrecke stumm. Mit dem Albrecht DR 57 in Verbindung mit der Magnetfußantenne auf dem Autodach waren die hier verbreiteten Programme auf der gesamten Strecke ohne auch nur einen einzigen Aussetzer zu empfangen.
Noch größer waren die Unterschiede beim Empfang der Kanäle 11D (Bayern) und 12C (Hessen Süd). Die hier ausgestrahlten Programme konnten wir mit dem Skoda-Radio auf der Teststrecke nur hin und wieder hören. Mit dem zusätzlichen DAB+-Adapter war der Empfang zu 99 Prozent störungsfrei. Sprich: Je nach Messfahrt kam es auf der Strecke zu maximal einem bis zwei Aussetzern von weniger als einer Sekunde Dauer.
Fünf statt zwei Multiplexe
Unter dem Strich sind mit dem Einsatz des Zweit-Radios aus zwei gut empfangbaren Programmpakete fünf nutzbare Multiplexe geworden. Mit dem DAB+-Adapter konnten wir zudem stellenweise (allerdings im fahrenden Auto nicht stabil) die Multiplexe der nordhessischen Privatradios (Kanal 6A), des Südwestrundfunks aus Rheinland-Pfalz (Kanal 11A) und des Mitteldeutschen Rundfunks (Kanal 8B) empfangen, die mit dem Skoda-Radio an gleicher Stelle überhaupt nicht hörbar waren.
Der DAB+-Adapter liefert demnach einen erheblich besseren Empfang als das werksseitig verbaute Autoradio, das für das terrestrische Digitalradio eigentlich nur in unmittelbarer Sendernähe ernsthaft zu gebrauchen ist. Auch im weiteren Verlauf des Tests zeigte sich ein vergleichbares Bild. Auf der Weiterfahrt durch den Spessart Richtung Würzburg kam es mit dem Skoda-Radio selbst beim Empfang des bundesweiten Multiplexes immer wieder zu Aussetzern - etwa im Raum Frammersbach und Lohr. Mit dem Albrecht DR 57 waren die Programme durchgehend zu empfangen.
Mit dem Werks-Autoradio ist die Rock Antenne nicht zu hören
Foto: teltarif.de
Adapter während der Fahrt schlecht bedienbar
Das werksseitig verbaute Radio punktet dagegen mit der Bedienung über das große Auto-Display und der Möglichkeit, DAB+-Kanäle auch manuell aufzurufen. Das funktioniert beim DR 57 wie auch bei vielen anderen DAB+-Adaptern nicht. Stattdessen muss ein Suchlauf nach neuen Ensembles durchgeführt werden. Die Bedienung des Albrecht-Adapters während der Fahrt dürfte ähnlich gefährlich wie die Smartphone-Nutzung sein und sollte sich daher auf die Wahl eines Programms beschränken, das auf einem der fünf verfügbaren Speicherplätze hinterlegt wurde.
Der Albrecht DR 57 bietet auch Service Following. Das heißt, der Empfänger sucht sich für das gerade gehörte Programm immer die bestmögliche Frequenz. Beispiel Rock Antenne und Absolut hot: Diese Programme sind im Rhein-Main-Gebiet und Osthessen über die Multiplexe aus Unterfranken, Süd- und Nordhessen zu empfangen. Geht das Signal auf dem gerade genutzten Kanal verloren, so wird - falls verfügbar - automatisch auf einen Multiplex umgeschaltet, wo die gleiche Radiostation weiterhin zu empfangen ist.
Ein Manko des DAB+-Adapters ist, dass er anders als das Skoda-Radio nur ein Empfangsmodul an Bord hat. Dadurch kommt es beim Umschalten zwischen zwei Multiplexen zu einer kurzen Unterbrechung der Wiedergabe. Das Werksradio macht das unterbrechungsfrei.
Selbst der Mitteldeutsche Rundfunk ist im östlichen Rhein-Main-Gebiet zu hören
Foto: teltarif.de
UKW als "Backup" fehlt
Mit dem DAB+-Adapter entfällt zudem das "Backup" auf UKW, wenn man ein Programm hört, das sowohl analog als auch digital sendet. Das Skoda-Radio schaltet auf UKW um, wenn der DAB+-Empfang des gehörten Programms nicht mehr möglich ist. Dabei werden sogar die Laufzeitunterschiede zwischen dem analogen und digitalen Signal ausgeglichen, sodass man den Wechsel der Betriebsart oft gar nicht merkt.
Unter dem Strich kann man sagen, dass der Digitalradio-Empfang mit dem zusätzlichen DAB+-Adapter erheblich verbessert werden konnte. Der Bedienkomfort ist mit dem werksseitig verbauten Autoradio wiederum deutlich besser. Allerdings hilft die benutzerfreundlichste Bedienung nicht, wenn der Empfang vieler Programme gar nicht erst möglich ist.