WorldDAB: 5G kann DAB+ ergänzen, aber nicht ersetzen
Der Branchenverband WorldDAB hat seine jährliche Generalversammlung (WorldDAB General Assembly) am 5. und 6. November in Brüssel abgehalten. An dem Event haben 200 Delegierte aus der Rundfunk-, Automobil- und Empfängerindustrie teilgenommen. Tenor der Veranstaltung: DAB+ ist in vielen Ländern im Aufwind, es gibt jedoch auch wenige Rückschläge.
Zu den Hauptrednern der Veranstaltung gehörten Heike Raab, Staatssekretärin in Rheinland-Pfalz, Antonio Arcidiacono, Direktor für Technologie und Innovation bei der European Broadcasting Union (EBU), Jean-Philippe Philippot und Paul Lembrechts, Geschäftsführer von RTBF und VRT, Jonathan Wall von der BBC, Ladina Heimgartner von der SRG SSR, Christer Modig von NENT sowie Nicolas Curien von der französischen Medienaufsicht CSA.
Zu den wichtigsten Themen auf der Tagesordnung gehörten die Zukunft des Digitalradios und der digitalen Vertriebsplattformen, DAB+ im Auto, die DAB-Marketingstrategie und die Frage, wie fundierte Investitionsentscheidungen getroffen werden können, um die Zukunft des Rundfunks zu sichern.
Fortschritte in vielen Ländern
Die bedeutendsten Fortschritte bei der weltweiten Einführung von DAB/DAB+ wurden während der zwei Tage in Brüssel hervorgehoben - von Frankreichs nationalen DAB+-Netzausbauplänen für 2020 bis hin zur Einführung von DAB+-Diensten im Regelbetrieb im französisch- und flämischsprachigen Teilen Belgiens, Österreichs, Schwedens und Tunesiens.
WorldDAB General Assembly in Brüssel
Foto: Digitalradio Deutschland
Herausragend sei die EECC-Richtlinie, die vorschreibt, dass neue Autoradios in der EU bis Ende 2020 digital-terrestrischen Rundfunk empfangen können. Wie sichergestellt werden kann, dass die EU-Mitgliedstaaten diese Richtlinie in nationales Recht umsetzen, stand auch auf der Tagesordnung der Veranstaltung in Brüssel. Italien und Frankreich haben bereits Gesetze haben, die mit dem EECC im Einklang stehen.
DAB+-Pflicht in Deutschland kann kommen
In Deutschland hat nach dem Bundestag jetzt auch der Bundesrat der Novelle zugestimmt und das sechste Gesetz zur Änderung des Telekommunikationsgesetzes in seiner letzten Plenarsitzung gebilligt. Der Bundestag hatte den Gesetzesentwurf zuvor am 17. Oktober nach einer Empfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Energie angenommen. Das Gesetz tritt in Kraft, nachdem es im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde.
UKW-Abschaltung in der Schweiz
Hervorgehoben wurde auch die wachsende Popularität von DAB+ im Auto und die Frage, wie sichergestellt werden kann, dass DAB+ im vernetzten Automobil relevant bleibt, insbesondere im Zusammenhang mit der Einführung der EECC-Richtlinie. Die Automobilhersteller betonten die Bedeutung von Metadaten, die Reduzierung von Interferenzen und die Sicherstellung, dass der DAB-Empfang immens wichtig seien, um dem Fahrer ein reichhaltiges und einheitliches Benutzererlebnis zu bieten.
Die UKW-Abschaltung in der Schweiz, die spätestens 2024 - möglicherweise aber bereits im Januar 2023 - abgeschlossen sein soll, wurde auf der Generalversammlung ebenso thematisiert wie die punktuelle Abschaltung analoger UKW-Sender in Märkten wie dem Vereinigten Königreich, Italien und Deutschland.
Rundfunkanstalten aus ganz Europa nutzten ebenfalls die Bühne, um die Vorteile des DAB+-Digitalradios hervorzuheben. Dazu zählen Markenerweiterung, neue Einnahmequellen sowie Werbeplattformen und der Zugang zu größeren und vielfältigeren Zielgruppen.
5G maximal Ergänzung für den Hörfunk
Die Auswirkungen des neuen Mobilfunkstandards 5G auf den Rundfunk und seine Fähigkeit, das Funkökosystem zu erhalten, war erwartungsgemäß auch in Brüssel ein Schwerpunkt. Während sein Potenzial erkannt wurde, DAB+ als Teil eines Hybridfunksystems zu ergänzen, wurde die Verwendung von 5G als ausschließliches Rückgrat für den Hörfunk so gut wie ausgeschlossen.
Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Einzelhändlern und der Aufklärung der Hörer über den Wert des DAB+-Digitalradios durch Marketingkampagnen wurde auch auf der Generalversammlung mit einer Reihe erfolgreicher Kampagnen und Fallstudien aus Deutschland und den Niederlanden unterstrichen.
Neue aufstrebende europäische Märkte wie Slowenien, die Tschechische Republik, aber auch etablierte Märkte wie Polen und die Niederlande zeigten erhebliche Wachstums- und Expansionspläne für DAB+ in ihren jeweiligen Märkten, während auf dem Event offiziell die Einführung des Regelbetriebs im Gastgeberland Belgien in der Wallonie gefeiert wurde.
Irischer Rundfunk steigt aus DAB aus
Trotz diverser Erfolge gibt es aber auch Rückschläge: Der öffentlich-rechtliche irische Rundfunk RTÉ beendet sein Engagement im digital-terrestrischen Radio zum Jahresende und nimmt seinen nationalen Multiplex aus der Luft. Gleichzeitig stellt der Sender seine exklusiven DAB-Kanäle RTÉ 2XM, RTÉ Pulse, RTÉ Gold, RTÉjr Radio und RTÉ Radio 1 Extra ein. Laut RTÉ habe das DAB-Engagement nur unnötig Kosten verursacht, RTÉ sei aber dazu verpflichtet rund 60 Millionen Euro bis 2023 zu sparen.
Das DAB-Aus bei RTÉ bedeutet faktisch auch ein Ende des digital-terrestrischen Radios in Irland. Neben dem öffentlich-rechtlichen Multiplex gibt es nur noch ein Bouquet mit drei religiösen Programmen in der Region Cork. Es ist fraglich, ob dieses Ensemble auf Sendung bleibt. Die kommerziellen Radios haben ihr Engagement im Digitalradio bereits vor einiger Zeit beendet. Irland setzt beim terrestrischen Radio in Zukunft damit wieder ausschließlich auf die alte, analoge UKW-Technologie. Somit bleibt Europa bei der Einführung von DAB/DAB+ ein Flickenteppich.
Eine politisch angeordnete UKW-Abschaltung in Deutschland ist endgültig vom Tisch. Radiohörer können bis mindestens 2032 ihre Geräte behalten. Mehr Informationen zu dem Thema lesen Sie in einer weiteren News.