Digitalradio-Haushalte: DAB+ erstmals erfolgreicher als UKW
In Haushalten mit einem Digitalradio ist DAB+ erstmals meistgenutzter Empfangsweg
Foto: 1byone
Das Digitalradio DAB+ ist erstmals in Deutschland laut dem Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten erfolgreicher als der UKW-Hörfunk, allerdings nicht absolut, sondern nur, wenn in einem Haushalt auch mindestens ein Digitalradio vorhanden ist. In diesen Haushalten wird laut der Erhebung nun mehr DAB+ gehört (41,2 Prozent) als der klassische UKW-Hörfunk (38 Prozent). Abgeschlagen folgen Internetradio (15,5 Prozent) und Kabel/Satellit (1,9 Prozent).
Die Digitalisierung des Hörfunks macht weiter insgesamt Fortschritte, denn die Deutschen kaufen immer mehr DAB+-Radiogeräte: Im Vergleich zum Vorjahr nimmt die Zahl von DAB+ Radios in Haushalten um 14 Prozent zu, teilen die Medienanstalten im Digitalisierungsbericht 2020 weiter mit. Inzwischen finden sich knapp 10 Millionen DAB+-Radios in den Haushalten (2019: rund 9 Millionen). Damit kann bereits knapp ein Viertel der Bevölkerung digital-terrestrische Radioprogramme über DAB+ hören. Die Zahl der UKW-Radios sinkt weiter.
Dennoch bleibt UKW insgesamt noch der klar dominierende Weg beim Radioempfang: Bei der meistgenutzten Empfangsart liegt der analoge Empfang mit 63,8 Prozent deutlich vor Internetradio (14 Prozent) und DAB+ (10,4 Prozent).
Besonders hoch ist der Anteil von DAB+-Radios in bayerischen Haushalten (absolut 31 Prozent) und in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (29 Prozent). In den bevölkerungsreichen Ländern Nordrhein-Westfalen und Bayern gibt es damit fast zwei Millionen DAB+-Haushalte, danach folgt Baden-Württemberg mit über einer Million DAB+ Empfangshaushalten.
Erfreulich ist die Entwicklung im Vorjahresvergleich: Der größte relative Zuwachs findet sich in der Ländergruppe Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit plus 20 Prozent. Auch Berlin-Brandenburg (plus 14 Prozent) sowie Rheinland-Pfalz und das Saarland (plus 13 Prozent) entwickeln sich positiv. Im zweiten Jahr in Folge verzeichnet auch Niedersachsen, das in der Vergangenheit zu den DAB+-Schlusslichtern zählte, eine relative Zuwachsrate in Höhe von 10 Prozent. Inzwischen empfangen rund ein Viertel der niedersächsischen Haushalte DAB+.
Ausstattung in Haushalten nimmt zu
In Haushalten mit einem Digitalradio ist DAB+ erstmals meistgenutzter Empfangsweg
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Nachdem sich in 2019 DAB+ im Auto sehr gut entwickelte, wächst DAB+ in diesem Jahr vor allem in den Haushalten. Hier gibt es gut 1,8 Millionen Radios mehr als im Vorjahr. Betrachtet man Haushalte und Autos gemeinsam, beträgt das Wachstum im Vorjahresvergleich knapp zwei Millionen Geräte, bei einem Bestand von knapp 17 Millionen DAB+ Radios in Deutschland. Die kommende Digitalradiopflicht für Autos und handelsübliche Radios ab dem 21. Dezember wird die Marktdynamik weiter verstärken.
Knapp zwei Drittel der Deutschen können mit mindestens einem Gerät im Haushalt digitales Radio empfangen. Das Wachstum wird insbesondere durch DAB+ und Webradio beflügelt. Die Digitalisierungsquote liegt bei 25,3 Prozent DAB+ und 44,8 Prozent Webradio (hier meist über das Smartphone). In Summe ergibt sich eine Quote von 54,6 Prozent (2019: 50,1 Prozent). Zählte man noch den digitalen Radioempfang über Satellit und digitales Kabel hinzu, läge die Digitalisierungsquote der Deutschen insgesamt bereits bei über 63 Prozent.
Sogenannte hybride Radiogeräte, die DAB+ und IP empfangen, spielen mit 2,4 Prozent Marktanteil in Haushalten eine untergeordnete Rolle. Smart Speaker spielen mit 6 Prozent (2019: ebenfalls 6 Prozent) ebenfalls eine Nebenrolle und scheinen den Zenit als Trendgerät offenbar schon erreicht, so die Medienanstalten.
Öffentlich-rechtliche sehen sich bestätigt
MDR-Intendantin Karola Wille und der Intendant des Deutschlandradio, Stefan Raue, sehen sich mit Blick auf den Digitalisierungsbericht Audio in ihrer digitalen Radio-Strategie bestätigt. MDR-Intendantin Wille, die im ARD-Verbund federführend für die Einführung und Bewerbung des digital-terrestrischen Radiostandards ist: "Damit zeigt sich einmal mehr, dass DAB+ mit seiner Vielfalt für unsere Hörerinnen und Hörer höchst attraktiv ist, wenn die Nutzungsmöglichkeiten erst einmal gegeben sind."
Den zunehmenden Erfolg von DAB+ belegt auch die jüngste Media Analyse Audio: Demnach ist DAB+ aktuell der Radioverbreitungsweg mit dem stärksten Nutzungszuwachs in Deutschland. "Besonders in der Corona-Krise haben die Menschen ihren bekannten Radiosendern vertraut und sie vermehrt eingeschaltet, um sich informieren und unterhalten zu lassen. Und dies zunehmend über digitale Verbreitungswege, also DAB+ und Internet", so Wille im Rahmen ihres Videostatements beim Digitalradiotag.
Sie betonte außerdem, dass in Europa und Deutschland die Weichen auf dynamisches Wachstum gestellt seien: Die zum Ende des Jahres in Kraft tretende europaweite Verpflichtung, Neuwagen mit DAB+-Empfang auszustatten, stelle ebenso einen Meilenstein dar wie der bevorstehende Start der zweiten bundesweiten Senderkette für DAB+.
Weitere Impulse werden vom Handel erwartet, denn auch die meisten stationären Radiogeräte müssen ab Jahresende in Deutschland einen digitalen Empfang ermöglichen. Dies sieht das Telekommunikationsgesetz (TKG) vor. "Wir gehen fest davon aus, dass mit dann signifikant zunehmender Verbreitung digitaler Empfangsmöglichkeiten auch die Nutzung von digitalem Radio nochmals einen starken Schub erfahren wird", so Karola Wille.
Stefan Raue, Intendant Deutschlandradio: "Wir setzen auf die Digitalisierung des Hörfunks, mit DAB+ als robustem Rückgrat der Verbreitung und Webradio mit non-linearen Inhalten als Ergänzung. Als nationaler Programmanbieter erreichen wir die Hörerinnen und Hörer von Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova mit DAB+, dem überall frei empfangbaren Rundfunkstandard", so Raue weiter. "Wir sehen uns als DAB+-Pionier und stellen regional dort auf digitalen Radioempfang um, wo UKW unwirtschaftlich ist. Unsere Erfahrungen damit sind positiv; die Bevölkerung nimmt es an. Wir wünschen uns nun von Bund und Ländern, dass sie den Übergang vom analogen zum digitalen Rundfunk aktiv gestalten und wichtige Impulse für die Zukunftssicherung des Radios setzen."