Digital Radio

Landesmedienanstalt will Lokalradios DAB+ schmackhaft machen

DAB+ ist bisher für kleine lokale Sender unattraktiv und in den meisten Fällen unbezahlbar. Jetzt stellt die Landesanstalt für Medien (LMK) in Rheinland-Pfalz eine neue preisgünstige Möglichkeit vor, um den Einstieg ins Digitalradio attraktiver zu machen.
Von

Viele kommerzielle Sender lehnen bisher einen Einstieg ins digital-terrestrische Radio (DAB+) ab. Vor allem für lokale Privat­radios ist DAB+ aus mehreren Gründen unattraktiv. Neben den hohen Kosten stören sie sich vor allem an der un­attraktiven Bouquet-Struktur von DAB+. Häufig stehen pro Bundes­land nur landes­weite oder groß­flächige regionale Ensembles zur Verfügung. Resultat: Die Streu­verluste wären für kleine Lokalradios zu hoch, abgesehen von den Kosten einer landes­weiten DAB-Aus­strahlung. Diese wäre gar nicht nötig, da eigentlich nur ein kleines Ziel­gebiet versorgt werden muss. Aus Rheinland-Pfalz gibt es nun einen Vorstoß, um dieses Problem zu lösen.

Open-Source-Lösungen via DAB/DAB+ in Großbritannien Open-Source-Lösungen via DAB/DAB+ in Großbritannien
Bild: teltarif.de
In den letzten Monaten hat die Technische Universität Kaiserslautern im Auftrag der Landes­anstalt für Medien und Kommunikation (LMK) und mit Unter­stützung der FH Kaiserslautern sowie des Fraunhofer Instituts für Integrierte Schaltungen (ILS) einen portablen, digitalen Hörfunksender für DAB/DAB+ im VHF-Band III mit einem Multi­plex­generator und einer VHF-Sende­einheit ent­worfen und aufgebaut. Dieser Sender besteht aus preis­günstigen Komponenten sowie Open-Source-Software. Mit dieser Hardware könnte laut den Projektpartnern insbesondere für lokale Hörfunkveranstalter und Bürger­radios eine bezahlbare DAB-Sende­infra­struktur bereit­gestellt werden, um diesen den Weg in die digitale terrestrische Ver­breitung zu er­leichtern. Dabei ist auch ein Eigen­betrieb der Sende­anlage möglich, etwa über eine Antenne auf dem Studio­dach oder über einen an­gemieteten Platz auf einem Fernmelde- oder Mobil­funkturm, einem Windrad oder einer sonstigen Infra­struktur. Ähnliche Versuche mit günstigen Open-Source-Lösungen via DAB/DAB+ gibt es aktuell in Großbritannien (siehe Foto) oder Dänemark.

DAB+ Verbreitung kann im Idealfall Gewinne abwerfen

Eigentlich basiert die DAB-Technik auf Programm-Bouquets. Aber selbst wenn ein Daten­strom nur ein einziges Programm übertragen würde, wäre dies mit der Open-Source-Lösung preisgünstiger zu realisieren als aktuell eine UKW-Ver­breitung. Freilich hätte der Programmanbieter die Möglichkeit weitere Programme - Ableger des Haupt­programms wie Nonstop-Musikkanäle oder Loop-Kanäle für Lokalnachrichten oder Veranstaltungs-Tipps - via DAB+ zu verbreiten, ohne dass es ihn mehr kostet. Vermietet er zusätzlich Sendeplätze an weitere Programm­anbieter, könnte die DAB-Verbreitung im günstigsten Fall sogar Gewinn erwirtschaften. Zu den weiteren Programm­anbietern zählen beispielsweise Internetradio-Veranstalter, die sich bisher DAB+ als terrestrischen Verbreitungsweg nicht leisten können.

Wie die Projektpartner weiter mitteilen sei es erstmals gelungen, zusätzlich einen Demonstrator für die Technik DRM+ im VHF-Band III in diesen Sender zu integrieren, der für weitere Projekte genutzt werden kann. Manko hierbei ist jedoch, dass es für DRM+ bisher keine Endgeräte gibt. Viele Experten halten diesen Weg daher für nicht realisierbar, zumal ein weiterer digitaler Standard die Verbraucher unnötig verunsichern würde und es bereits mehr als drei Millionen Digitalradios in Deutschland gibt. Auch im restlichen Europa scheint sich DAB+ als künftig einzige terrestrische Technologie für digital-terrestrischen Hörfunk durchzusetzen.

Live-Demonstration in Kaiserslauterm

Die Projektpartner möchten auf einem Symposium am 3. Juli die Motivation, das Konzept, den Aufbau und die Ergebnisse der Labormessungen mit dem digitalen Hörfunksender vorstellen. Die Praxistauglichkeit wird über eine Live-Ausstrahlung mit dem digitalen Hörfunksender und Empfang der Programme in Kaiserslautern gezeigt, die Sendeantenne werde am Fritz-Walter-Stadion angebracht. Laut früheren Angaben will die LMK den DAB-Sender interessierten Hörfunkveranstaltern auch nach der Demonstration am 3. Juli im Rahmen von Pilotprojekten oder Veranstaltungsfunk für Versuchszwecke bereitstellen.

Auch in Österreich sieht man der Zukunft des digitalen Radios positiv entgegen.

Mehr zum Thema DAB+