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Chromebook im Test: Samsung Series 5 hat zwei Seiten

Zwei Seiten der Medaille bei Hard- und Software
Von Steffen Herget

Wie bereits von Anfang an klar war, ist Google Chrome OS voll und ganz auf die Nutzung in Verbindung mit Internet-Diensten ausgelegt. Einmal - in handgestoppten rund acht Sekunden - gestartet, verlangt das Chromebook nach einer Anmeldung mit dem eigene Google-Konto. Auch ein Gastzugang ist möglich, dann aber natürlich ohne Zugriff auf entsprechende Google-Dienste. Im Normalfall aber kann der Nutzer über Shortcuts problemlos auf sein Google-Mail-Konto, Google Docs oder ähnliche Dinge zugreifen. Für weitere Programm und Apps steht der Google Web Store zur Verfügung. Hierbei gilt es aber zu beachten, dass viele der dort angebotenen Anwendungen nichts weiter sind als Shortcuts auf die entsprechenden Webseiten.

Das Browsen als Kernkompetenz erledigt Chrome OS auf dem Samsung Series 5 ohne nennenswerte Probleme. Wie vom Chrome-Browser gewohnt, werden Seiten meist flott aufgebaut. Die schlanke Optik des Browser bietet zudem viel Platz zum Darstellen der Webseiten, wem das noch nicht reicht, der kann mit einer Funktionstaste auch in den Vollbildmodus schalten. Einzig sehr aufwendig gestaltete Webseiten zwingen das Chromebook ab und an in die Knie. Dieses auch von normalen Windows-Netbooks bekannte Phänomen dürfte unter anderem am fehlenden Zusatz-Grafikchip liegen, denn der Browser nutzt diesen auch zur Darstellung von Internet-Inhalten. Auch lassen sich nicht alle notwendigen Plug-Ins, etwa für Webradio-Dienste, installieren. Insgesamt aber macht das Surfen im Internet mit dem Chromebook durchaus Spaß.

An einigen Ecken ist Chrome OS noch im Beta-Stadium

Rudimentärer File-Browser ist gut versteckt Rudimentärer File-Browser ist gut versteckt
Bild: teltarif.de
Ab und an ist dem Betriebssystem allerdings deutlich anzumerken, dass es sich noch in einem sehr frühen Stadium befindet. So fehlen etwa diverse Einstellungsmöglichkeiten, die bei Windows oder Linux seit Jahren zum Standard gehören. So gibt es etwa keinen Bildschirmschoner oder die Möglichkeit, einen Timeout einzurichten. Obwohl Chrome OS nicht für die Nutzung lokaler Dateien ausgelegt ist, hat Google dem System einen gut versteckten File-Browser spendiert. Dieser lässt sich mit Strg+M aufrufen und zeigt die lokal gespeicherten oder auf einem USB-Stick oder einer Speicherkarte abgelegten Dateien an. Diese lassen sich dann öffnen, zum entsprechenden Google-Dienst hochladen (Bilder zu Picasa etc.) oder Abspielen (Musikdateien). Sollen etwa heruntergeladene Dateien gelöscht werden, gibt es hierfür keinen Button oder ähnliches, sondern nur die umständliche Tastenkombination Alt+Backspace. Bedienerfreundlich sieht anders aus.

Auch die Druckfunktion Google Cloud Print ist noch im Entwicklungsstadium, sollte aber unter Chrome OS funktionieren. Gab es zu Anfang noch ab und an Probleme bei der Verbindung mit der heimischen AVM FRITZ!Box 7390 - die WLAN-Verbindung wurde in unregelmäßigen Abständen beendet und dann nicht wiederhergestellt - treten diese nach dem letzten kleinen Update von Chrome OS nicht mehr aus. Für die Medienwiedergabe hat Chrome OS einen kleinen Musikplayer auf Lager, Videos etwa in Form von .avi-Dateien lassen sich nicht abspielen. Insgesamt macht das System noch nicht überall einen ausgereiften Eindruck, funktioniert aber im Großen und Ganzen.

Fazit: Chromebook ist seiner Zeit voraus

Samsung Series 5 Chromebook im Test Samsung Series 5 Chromebook im Test
Bild: teltarif.de
Letzten Endes ist das Fazit zum Series 5 Chromebook von Samsung recht gemischt ausgefallen, und zwar sowohl in Sachen Hardware als auch in Sachen Software. Während Akku-Laufzeit und Startzeit begeistern sowie die Tastatur und die allgemeine Arbeitsgeschwindigkeit - zumindest meist - wirklich gut sind, will das billig wirkende Material so gar nicht zu der guten Verarbeitung passen. Die wenigen Schnittstellen und der fest verbaute Akku sind ebenfalls nicht gerade Pluspunkte. Das Display ist matt und an sich gut für den Einsatz unterwegs geeignet, auch wenn die Blickwinkelstabilität nicht die beste ist.

Beim Betriebssystem gibt es ebenfalls zwei Seiten der Medaille, deren sich der Käufer des Chromebook bewusst sein sollte. Bei einem Gerät der Netbook-Klasse ist Surfen sicher einer der Haupt-Einsatzzwecke, und den erfüllt Chrome OS ohne größere Probleme. Einfache Bildbearbeitung oder Office-Tätigkeiten sind mit den entsprechenden Google-Diensten ebenfalls möglich. Ist allerdings einmal keine Internetverbindung verfügbar, lässt sich mit dem Chromebook kaum noch etwas anfangen. Zwar sollen in Zukunft einige Dinge auch offline möglich sein, aber der grundsätzliche Ansatz von Chrome OS bleibt bestehen: Ohne Internet geht (fast) nichts. Das System hat insgesamt aber durchaus Potenzial, manches erinnert an die frühen Tage von Android, als auch noch nicht alles rund lief, aber die Faszination bereits da war. Der Preis von 399 Euro für die WLAN-Variante des Samsung Series 5 Chromebook ist allerdings eine Spur zu hoch geraten, die UMTS-Variante ist noch immer nicht erhältlich.

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