Übernahme

E-Plus-Verkauf über den Kopf von KPN-Großaktionär Slim hinweg

América-Móvil-Vertreter haben nicht für den Verkauf gestimmt
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

KPN-Großaktionär Carlos Slim war nicht für den Verkauf von E-Plus. KPN-Großaktionär Carlos Slim war nicht für den Verkauf von E-Plus.
Bild:dpa
Der niederländische Telekomkonzern KPN hat den Verkauf der deutschen Mobilfunktochter E-Plus einem Zeitungsbericht zufolge über den Kopf des Großaktionärs Carlos Slim hinweg beschlossen. Die beiden Vertreter seiner mexikanischen Firma América Móvil, die bei KPN im Top-Management sitzen, hätten nicht für den Abstoß der Ertragsperle gestimmt. Das berichtet die britische Financial Times und beruft sich auf eingeweihte Kreise.

Die mexikanische América Móvil konnte im vergangenen Sommer trotz erheblichen Widerstandes der Niederländer knapp 28 Prozent von KPN übernehmen. Damit hatte Slim ein wichtiges Etappenziel erreicht, um den Einfluss seines Konzerns in Europa erhöhen. Eigentlich strebte er aber eine langfristige Allianz mit dem Mutterkonzern von E-Plus an, um von Partnerschaften beim Roaming oder beim Vertrieb zu profitieren. Insofern kommt ihm die Fusion ungelegen. Carlos Slim ist unter anderem dank seines Telekom-Konzerns América Móvil zu einem der reichsten Männer der Welt aufgestiegen.

Wie berichtet hat KPN gestern den Verkauf von E-Plus an Telefónica Deutschland (o2) bekanntgegeben. Damit zieht sich KPN aus Deutschland zurück und konzentriert sich auf das Geschäft in den Niederlanden und Belgien. Indirekt bleiben die Niederländer aber in Deutschland engagiert. Nach Abschluss des Verkaufs werden sie 17,6 Prozent an Telefónica Deutschland halten.

Es ist noch ein langer Weg zurückzulegen

KPN-Großaktionär Carlos Slim war nicht für den Verkauf von E-Plus. KPN-Großaktionär Carlos Slim war nicht für den Verkauf von E-Plus.
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Bevor es zur Fusion der beiden kleineren deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber kommt, müssen allerdings noch die Kartell- und Aufsichtsbehörden zustimmen - das kann sich durchaus bis Mitte 2014 hinziehen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich für die Kunden während dieser Prüfungsphase durch die Behörden etwas ändern wird.

Mögliche Synergien durch die Fusion liegen laut Telefónica o2 vorallem in Vertrieb, Kundenservice und beim Netzbetrieb. Hier bleibt abzuwarten, ob durch den Zusammenschluss eine bessere Versorgung der Kunden erreicht werden kann oder ob sich daraus eher Nachteile ergeben, wenn aus Kostengründen beispielsweise Mobilfunkmasten abgeschaltet werden oder wenn bestimmte Sendemasten künftig von wesentlich mehr Kunden genutzt werden und sich deshalb die Qualität verschlechtert.

Die Reaktionen auf die Nachricht über die Fusion von E-Plus und o2 haben wir in einem eigenen Artikel zusammengefasst.

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