Wettbewerber wollen Neudefinition des Nahbereiches
Ein Multifunktionsgehäuse (auch als Kabelverzweiger, Kvz, bezeichnet) der Telekom. Hier wird VDSL realisiert.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die in den Wettbewerbsverbänden Breko und VATM organisierten Wettbewerber
der Telekom haben der Bundesnetzagentur einen Alternativ-Vorschlag gemacht,
wie die Zukunft von VDSL im Nahbereich der Vermittlungsstellen (Hvt) aus ihrer
Sicht fair gelöst werden könnte. Dabei geht es - kurz gefasst - um eine Neudefinition
des Nahbereiches. Aus Sicht der Wettbewerber sei dadurch einerseits
der Bestand von VDSL aus den Vermittlungsstellen für alle Marktteilnehmer weiterhin möglich,
andere Kabelverzweiger könnten nach dem Windhund-Prinzip an alle Anbieter vergeben werden und
das Breitbandziel der Bundesregierung werde erreicht.
Konkret schlagen die beiden Verbände in ihrem an den Vorsitzenden der Beschlusskammer 3 der Bundesnetzagentur gerichteten Brief vor, die Abgrenzung der Nahbereiche nach Dämpfungswerten vorzunehmen. Heute erfolgt die Abgrenzung leitungslängenabhängig. Das heißt, dass alle Kabelverzweiger auf einem Hauptkabel im Umkreis von 550 Metern um die Vermittlungsstelle herum dem Nahbereich zugeordnet sind. Das wiederum bedeutet, dass in den Kabelverzweigern VDSL nur unter bestimmten Voraussetzungen realisert werden kann und Vectoring bislang gar nicht eingesetzt werden darf.
Windhundrennen für "neue" Kvz
Ein Multifunktionsgehäuse (auch als Kabelverzweiger, Kvz, bezeichnet) der Telekom. Hier wird VDSL realisiert.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Dem Vorschlag der Lobbyisten zufolge soll der Nahbereich anhand von Dämpfungswerten definiert werden.
Demnach wären jene Kabelverzweiger (Kvz) weiterhin dem Nahbereich zuzuordnen, in deren Bereich heute
bereits VDSL aus dem Hvt mit 50 MBit/s erreicht werden kann. Hier bestehe kein Bedarf für einen VDSL-Vectoring-Ausbau
heißt es. Kvz, deren Einzugsbereich nicht vom Hvt aus mit 50 MBit/s versorgt werden kann, sollen nicht mehr dem Nahbereich angehören
und in die Vectoring-Liste aufgenommen werden, die mit der Einführung von VDSL Vectoring im Nicht-Nahbereich
gestartet wurde. Hier gibt es ein "Windhundrennen" um den Ausbau.
Die Verbände argumentieren, dass mit diesem Vorschlag die Investitionen genau dorthin gelenkt würden, wo heute eine Versorgung von weniger als 50 MBit/s bestehe. Es gäbe keine Verteilung "mit der Gießkanne" auch auf bereits gut versorgte Gebiete.
VDSL aus dem Hvt wäre weiter möglich
VATM und Breko sehen in ihrem Vorschlag eine Sicherstellung des chancengleichen Wettbewerbs. Das beträfe vor allem auch die VDSL-Leitungen aus dem Hvt. Hier haben derzeit oftmals mehrere Wettbewerber Infrastruktur errichtet. Sollte der Telekom-Antrag genehmigt werden, müssten die Wettbewerber ihre VDSL-Technik zugunsten des VDSL Vectoring der Telekom abbauen und Vorleistungen bei der Telekom einkaufen, um die Kunden weiter bedienen zu können.