Messegespräch

Insider: Mobilfunkbetreiber bremsen beim mobilen Breitband

Hardware-Hersteller sollen sich auf günstigere Modems konzentrieren
Von Björn Brodersen

Vodafone, o2 und Huawei - gleich mehrere Unternehmen der Mobilfunkbranche haben in den vergangenen Wochen deutliche schnellere Datenübertragungen über das Mobilfunknetz angekündigt oder demonstriert. Zuletzt hat o2 auf dem Mobile World Congress in Barcelona die Absicht geäußert, in diesem Jahr noch in seinem Netz per HSPA+ mobile Datenübertragungen mit bis zu 28 MBit/s im Downstream anbieten zu wollen. Auch T-Mobile bekräftigte auf dem Mobilfunktreff seine Pläne, über den Zwischenschritt 14,4 MBit/s die maximale Datenrate noch zu verdoppeln. Offenbar machen aber bestimmte Mobilfunkbetreiber hinter vorgehaltener Hand Druck auf die Modem-Hersteller, die Entwicklung entsprechender Hardware zu verlangsamen oder gar vorerst auszusetzen.

Jan Poté, Pressesprecher des belgischen Herstellers von Datenkarten, Datensticks und Embedded-3G-Lösungen Option, bestätigte im Gespräch mit teltarif.de am Rande des Mobile World Congress Gerüchte darüber, dass die Mobilfunkbetreiber momentan weniger an höheren Datenübertragungsraten via HSPA+ in ihren Netzen als an höherer Netzauslastung interessiert sind und deswegen in vielleicht schon zwei Jahren lieber gleich LTE einführen wollen. Der UMTS-Nachfolgestandard wird Downstreamraten von mehr als 100 MBit/s in mobilen Breitbandnetzen ermöglichen.

"Wir erhalten zurzeit zwei verschiedene Signale von den Netzbetreibern", erklärte Poté gegenüber teltarif.de. "Sie wollen in zwei Jahren vielleicht doch gleich LTE einführen und sie wollen jetzt erst einmal eine maximale Auslastung in ihren bestehenden Netzen erreichen." Um die Nutzung von mobilen Breitbanddiensten durch die Kunden zu forcieren, forderten die Mobilfunkbetreiber von den Hardware-Herstellern vor allem günstige UMTS-Modems, damit die Einstiegskosten für die Nutzer in das mobile Breitband-Internet niedriger werden. Aus diesem Grund habe Option bislang auch noch keine Produkte für HSPA+ angekündigt, sondern zeigt nur Demonstrationen in Barcelona.

Poté nennt keine Namen

Die Aussage Potés überrascht, klingt vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und des Kostendrucks für die Unternehmen der Mobilfunkbranche jedoch nicht unglaubwürdig. Es bleibt abzuwarten, was von den offiziellen Verlautbarungen von Mobilfunkbetreibern wie T-Mobile und o2 in Barcelona zu halten ist. Welche Mobilfunkbetreiber versuchen, den schnellen Übergang auf die übernächste Ausbaustufe HSPA+ zu bremsen und ob sich darunter auch deutsche Mobilfunkbetreiber befinden, wollte Poté nicht sagen. Etliche Mobilfunknutzer in Deutschland wünschen sich ohnehin, dass die Mobilfunkbetreiber erst einen weiteren Ausbau von UMTS in der Fläche vornehmen würden als schon jetzt deutlich höhere Bandbreiten in bestimmten Regionen voranzutreiben.

Im Moment werden in den deutschen Mobilfunknetzen per HSDPA Datenraten von bis zu 7,2 MBit/s im Downstream und per HSUPA Übertragungsraten von bis zu 2 MBit/s beim Datenversand erreicht. In Kürze werden den mobilen Internetnutzern auch Downstreamraten von bis zu 14,4 MBit/s zur Verfügung stehen. o2 hat in Barcelona die Vermutung geäußert, der erste HSPA+-Anbieter in Deutschland mit bis zu 28 MBit/s im Downstream zu werden. Um diese maximale Datenrate zu erreichen, verwendet HSPA+ die MIMO-Technologie mit je zwei Antennen beim Sender und beim Empfänger, die unabhängige voneinander Signale auf derselben Frequenz übertragen.

Für LTE wird weiteres Spektrum benötigt

Die darauf folgende Ausbaustufe wird voraussichtlich LTE werden. Dafür fordern die Mobilfunkbetreiber allerdings noch zusätzliches Frequenzspektrum. Sowohl T-Mobile-International-Chef Hamid Akhavan als auch E-Plus-Chef Thorsten Dirks haben in Barcelona betont, dass sie dafür zusätzliches Spektrum benötigen, beispielsweise die Digitale Dividende - also Frequenzen, die zurzeit noch dem Rundfunk vorbehalten sind und durch die Digitalisierung des Rundfunks frei werden.

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