Datentarife

Editorial: Ein Smartphone kommt selten allein...

...denn auch der passende Datentarif muss unbedingt sein
Von Marc Kessler

Der Mobile World Congress hat geradezu eine Flut neuer Smartphones beschert. Samsung 8910 Omnia HD, HTC Touch Diamond 2, das HTC Magic oder das LG Arena KM900 sind nur einige der Neuvorstellungen anlässlich des MWC.

Doch wer mit dem Kauf eines Smartphones liebäugelt, sollte sich ein solches Gerät nicht nur zulegen, weil es "hip" ist oder gut aussieht, sondern primär nach dem eigenen Bedarf. "Wofür will ich das Smartphone überhaupt einsetzen und welche Funktionen sind mir wichtig?" sollte im Vorfeld der Kaufentscheidung die wichtigste Frage sein.

Mit dem Kauf des Geräts ist es nicht getan

Wer sich für mehrere Hundert Euro ein Smartphone ohne Vertrag - zum Beispiel in einem Onlineshop - zulegt, muss sich bewusst sein, dass nicht nur die einmalige Investition für das Gerät ins Haus steht, sondern auch mit Folgekosten gerechnet werden muss: Wer sein Smartphone sinnvoll nutzen und die vielfältigen Möglichkeiten der aktuellen Produktgeneration auch ausschöpfen will, wird unweigerlich auch das mobile Internet nutzen. Und hier droht ebenso unweigerlich eine Kostenfalle, wenn ohne geeigneten Datentarif - zum Beispiel mit der bisherigen Vertragskarte - losgesurft, gemailt oder per Instant Messenger kommuniziert wird.

Zudem gehen viele Geräte - wie beispielsweise der Blackberry oder das T-Mobile G1 - selbständig ins Internet, ohne den Benutzer zu fragen. So entstehen im Falle des G1 allein für die obligatorischen Ping-Anfragen an den Google-Server Datenmengen zwischen 12 und 15 MB pro Monat. Die Datenkosten dafür variieren in Deutschland ganz erheblich: Zahlt man bei Discountern meist zwischen 24 und 49 Cent pro MB, kassieren die Netzbetreiber im Vertragstarif ohne spezielle Datenoption ("by call") bis zu 19 Euro pro MB. Wer sein frei erworbenes Gerät hier ohne Nachdenken mit seiner Vertragskarte nutzt, zahlt mit dem G1 im worst case also bis zu 285 Euro - wohlgemerkt: ohne aktive Nutzung. Zum Vergleich: Bei simyo und Blau erhält man 1 GB Datenvolumen bereits für 9,90 Euro pro Monat.

Die Konvergenz schreitet auch bei der Internet-Nutzung weiter voran

Die enge Verknüpfung zwischen internetbasierten Diensten und modernen Smartphones wird weiter zunehmen. Künftig werden immer mehr Daten über immer breitbandigere Zugangswege wie HSPA, HSPA+ oder dem Mobilfunknetz der vierten Generation, LTE, übertragen. Schon die derzeit immer weiter zunehmende mobile Nutzung stark Traffic-verursachender Anwendungen wie Musik- oder Videoportalen (z.B. YouTube) lässt die Datenmengen immer weiter ansteigen.

Wer solche Dienste auch auf dem Smartphone nutzen will, sollte sich dringend einen großvolumigen Datentarif oder gleich eine Daten-Flatrate zulegen. Mit einer ohne großes Nachdenken genutzten Vertrags-SIM droht sonst am Ende des Monats der monetäre Exitus. Der kann im übrigen auch schon bei unbemerkt ablaufenden Updates des Smartphones beziehungsweise darauf installierter Programme eintreten.

WLAN-Nutzung kann die Kosten stark reduzieren

Doch es gibt auch eine gute Nachricht zwischen all den potenziellen Fallstricken: Der Smartphone-Käufer kann sein Gerät durchaus auch sehr kostensparend einsetzen, ohne auf einen mobilen Internetzugang verzichten zu müssen. Die Lösung heißt WLAN, mit dem nahezu allen modernen Smartphones ausgerüstet sind. Viele Nutzer haben WLAN-Zugang in der Firma, zuhause oder in öffentlichen Gebäuden, so dass über diesen Zugangsweg keine weiteren Kosten anfallen. Gefahr droht hier nur durch die Konfiguration mancher Geräte, die trotz vorhandenem WLAN-Netz automatisch eine Mobilfunkverbindung aufbauen und es dem Nutzer mit extrem komplizierten oder verschachtelten Menüstrukturen bisweilen nicht einfach machen, ein solches Verhalten zu unterbinden.

Auch die Netzbetreiber tragen Verantwortung

Aber auch die Netzbetreiber sind gefragt, um das Vertrauen ihrer Kunden nicht zu verlieren. Wenn der Nutzer keine Datenoption gebucht hat, wäre es angesichts der dann extrem hohen Datenpreise nur fair, ab einem gewissen Datenverbrauch tariflich die Notbremse zu ziehen. Denkbar wäre etwa ein Tageskostenlimit, das ab einer bestimmten Datenmenge - zum Beispiel 10 MB - eine Höchstgrenze, quasi einen Deckel darstellt. Alternativ könnten die Betreiber auch eine Tarifautomatik einführen, die je nach Datenverbrauch des Kunden automatisch eine passende Tarifoption bucht, um Fälle horrender Abrechnungen erst gar nicht mehr entstehen zu lassen. In vielen Fällen würde es schon reichen, den Kunden grundsätzlich und flächendeckend - zum Beispiel per SMS oder Anruf - zu warnen, bevor das Kind mit der Monatsabrechnung endgültig in den Brunnen gefallen ist.

Auf diese Weise hätten die Netzbetreiber die Chance, langfristig Vertrauen bei ihren Kunden zu schaffen und damit die Nutzung des mobilen Internets weiter zu fördern. Ein Kunde, der sich einmal die Finger verbrannt hat, wird sich so schnell wohl nicht mehr ins mobile Internet wagen. Letztlich schneiden sich die Netzbetreiber also ins eigene Fleisch, wenn sie dem Kunden nicht stärker entgegenkommen.

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