Cyber-Mobbing

Safer Internet Day: Netzwerke sollen für Kinder sicherer werden

Abkommen sieht "Alarmknöpfe" beim Kontakt mit mutmaßlichen Pädophilen vor
Von AFP / dpa / Sascha Recktenwald

Minderjährige sollen in sogenannten sozialen Netzwerken im Internet besser geschützt werden. 17 Betreiber von Seiten wie Facebook oder StudiVZ [Link entfernt] unterzeichneten heute ein Abkommen, das etwa den Zugang zu privaten Profilen junger Nutzer über Suchseiten erschwert, wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte. Schon jedes zehnte Kind, das das Internet nutzt, stellt laut einer in Mainz vorgelegten Studie persönliche Daten online.

Das in Luxemburg unterzeichnete und von der EU-Kommission initiierte Abkommen sieht zudem "Alarmknöpfe" beim Kontakt mit mutmaßlichen Pädophilen vor. Zudem sollen die Minderjährigen stets im Blick haben, wer ihre Einträge einsehen kann. Zu den Unterzeichnern der freiwilligen Selbstverpflichtung gehören auch das soziale Netzwerk MySpace, das Internetportal Yahoo Europa, der Suchmaschinenriese Google mit seinem Videodienst YouTube, der Softwaregigant Microsoft Europa und andere, von denen einige schon ähnliche Abmachungen in Großbritannien und den USA eingegangen sind.

Die EU-Kommission erklärte heute, dem "Tag für ein sichereres Internet", in Europa besuchten rund 42 Millionen Menschen regelmäßig soziale Internet-Netzwerke, wo sie sich etwa über gemeinsame Interessen austauschen oder verabreden. Dabei müsse garantiert werden, dass Minderjährige "die richtigen Werkzeuge haben, sich zu schützen, wenn sie neue Freunde kennenlernen und persönliche Daten im Internet mitteilen", erklärte Medienkommissarin Viviane Reding.

Sechs- bis 13-Jährige stellen sensible Daten von sich online

Der heute in Mainz vorgelegten repräsentativen Studie "Kinder und Medien, Computer und Internet" (KIM) zufolge nutzen insgesamt 59 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland das Internet. Jeder zehnte der jungen Internetnutzer hat nach eigenen Angaben persönliche Informationen wie die eigene E-Mail-Adresse (zwölf Prozent) oder die eigene Handynummer (drei Prozent) ins Netz gestellt, teilweise auch für rein "virtuelle Freunde" oder sogar für jeden einsehbar.

Der Studie zufolge hat ein Teil der Kinder im Internet auch schon negative Erfahrungen gemacht. Jeweils gut ein Drittel der jungen Internetnutzer hat demnach Chaterfahrung und besitzt mindestens eine E-Mail-Adresse. Von ihnen berichten 17 Prozent, dass sie in Chaträumen schon einmal auf unangenehme Leute getroffen seien. 15 Prozent haben nach eigenen Angaben schon einmal unangenehme E-Mails mit Kaufangeboten, allgemeiner Anmache oder Sex-Angeboten bekommen.

Jeder zwölfte der sechs- bis 13-jährigen Internetnutzer ist laut der Studie schon einmal auf Seiten gestoßen, die ihm unangenehm waren oder Angst gemacht haben. Bei sieben Prozent der Kinder wissen die Eltern davon, dass ihr Nachwuchs schon einmal auf brutale, pornografische oder rechtsextreme Websites geraten ist, wie der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest mitteilte. 17 Prozent der Eltern sind sich nicht sicher. Um ihren Nachwuchs zu schützen, hat gut ein Viertel der Eltern auf dem Rechner ein Filterprogramm installiert. Für die Studie wurden 1200 Kinder und deren "Haupterzieher" befragt. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) forderte in Berlin, gerade jungen Internetnutzern müsse ein "kompetenter und kritischer Umgang mit Onlinemedien" vermittelt werden.

Video soll Mobbing-Opfer helfen

Von den Internetnutzern im Alter ab 14 Jahren stellen einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom zufolge inzwischen 23 Prozent persönliche Profile sowie Meinungen, Ideen und Bilder ins Internet. Bei den jungen Leuten im Alter bis 29 Jahren seien es sogar zwei Drittel, erklärte der Verband in Berlin. Besonders beliebt seien Steckbriefe in Online-Netzwerken. 16 Prozent der Bundesbürger seien dort präsent, bei den 14- bis 29-Jährigen sei es jeder Zweite.

Anlässlich des "Safer Internet Day" stellte die Europäische Kommission zudem ein Video vor, das in den kommenden Monaten europaweit im Fernsehen ausgestrahlt werden soll. In Deutschland waren alle Schulen aufgerufen, sich mit Aktionen am "Tag des sichereren Internets" zu beteiligen.

Das Video der Kommission zeigt eine Form von Cyber-Mobbing und was das Opfer dagegen tun können: Eine um einen Computer versammelte Gruppe von Jugendlichen verzerrt das Foto eines Mädchens, das das Geschehen von seinem Rechner aus online verfolgt - bis es auf die neu eingerichtete "Missbrauch"-Schaltfläche klickt. Daraufhin werden eine Internetseite und Telefonnummer eingeblendet, über die das Mobbing-Opfer Hilfe bekommen kann.

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