Systemwechsel?

Der Netbook-Boom bereitet Microsoft Kopfzerbrechen

Auch auf Desktop-PCs wird gern das günstigere Linux eingesetzt
Von Marie-Anne Winter

Nach den Plänen des Software-Riesen Microsoft sollte das Betriebssystem Windows XP in diesem Sommer vom Markt verschwinden. Die Anwender machen allerdings nicht so richtig mit: Trotz relativ guter Verkaufszahlen für Windows Vista halten viele am bewährten Betriebssystem fest. Und der Siegeszug der Netbooks trägt dazu bei, dass XP keineswegs verschwindet, sondern im Gegenteil auf immer mehr abgespeckten Billig-Rechnern zu neuen Ehren kommt: Laut einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) wird auf rund 70 Prozent der aktuellen Netbook-Modelle Windows eingesetzt - und in den allermeisten Fällen handelt es sich um eine weniger anspruchsvolle XP-Version.

Bei den Desktop-PC dagegen sind auf rund 90 Prozent der Rechner Microsoft-Betriebssysteme installiert. Die Frage ist allerdings, ob das in Zukunft auch so bleibt: Statt auf das teuere Windows Vista, das zudem hohe Anforderungen an die Hardware-Ausstattung stellt, zu setzen, gehen immer mehr Hersteller dazu über, ihre Geräte mit dem Betriebssystem Linux auszustatten. Laut der taiwanesischen Beratungsfirma CLSA muss ein Hersteller pro Gerät für Linux rund 5 Euro Kosten einplanen - bei Windows XP fällt mit 40 bis 50 Euro schon der zehnfache Betrag an für Windows Vista müssen etwa 100 Euro aufgewendet werden.

"Wenn Hersteller für ihre Geräte Windows nutzen wollen, dann entscheiden sie sich in der Regel für eine ältere und günstigere Version des Betriebssystems", erklärt Dickie Chang, Analyst bei IDC in Taipei. "Das ist eine wirkliche Herausforderung für Microsoft." Der Vista-Nachfolger Windows 7 werde jedoch besser auf die Netbooks passen, sagte Microsoft-Manager Jon DeVaan. "Die Leute werden positiv überrascht sein." Windows 7 soll spätestens 2010 auf den Markt kommen. Auch eine stärker aufs Internet ausgerichtete Variante des Betriebssystems mit der Bezeichnung Windows Azure ist in Planung.

Der Boom der Netbooks begann mit dem EeePC von Asus. In der ursprünglichen Version mit einem Linux-System ausgestattet, folgte einige Monate später eine XP-Variante. Nach dem Erfolg des Mini-Laptops zogen zahlreiche Hersteller nach. Der Software-Gigant jedoch wurde von dem Auftreten der Netbooks überrumpelt: "Noch vor einem Jahr hatten wir keine klare Strategie für den Markt der Netbooks", räumte eine Microsoft-Sprecherin gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg ein.

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