Linux

Wird Linux sich zu einer echten Windows-Konkurrenz entwickeln?

Steigendes Interesse an Linux auf dem Arbeitsplatzrechner
Von dpa / Julia Scholz

Internet und Linux gehören zusammen wie Henne und Ei. Programmierer und Enthusiasten erschufen das Open-Source-Betriebssystem aus dem Betriebssystem Unix. Die Programmierarbeit wurde oft online koordiniert. Heute werden neue und verbesserte Open-Source-Programme im Internet veröffentlicht. In Foren finden sich Programmierer, um an der Entwicklung von Software zu arbeiten. So wundert es nicht, dass sich Linux als Betriebssystem zuerst im Bereich der Webserver etablierte. Linux müsste also eigentlich ein ideales Betriebssystem für das Internet sein. Aus Sicht technisch wenig versierter Nutzer ist es das aber nicht in jedem Fall.

"Linux eignet sich besonders für professionell gemanagte Umgebungen, wie zum Beispiel in Betrieben", sagt Alfred Schröder, Sprecher des Arbeitskreises Desktop beim Linux-Verband [Link entfernt] mit Sitz in Frickenhausen (Bayern). Bei Unternehmen oder im öffentlichen Dienst steige das Interesse, Linux nicht nur auf den Servern zu nutzen, sondern es auch auf die Arbeitsplatzrechner zu bringen. Aber auch für Nutzer zu Hause, die hinter die Fassade einer Benutzeroberfläche sehen wollten, sei Linux ein interessantes Betriebssystem.

Linux - das sichere Zweitsystem auf dem Rechner?

Zahlreiche Programme helfen, den Datenverkehr ins und vom Internet zu überwachen und zu kontrollieren, sagt Schröder. "Die Zahl der Programme ist so umfangreich, dass viele Neueinsteiger erstmal überfordert sind." Grundfunktionen, zu denen auch das Einrichten des Internetzugangs zählt, seien aber auch für den Anfänger zu meistern. Die meisten Linux-Softwarepakete, so genannte Distributionen, stellen Installationsassistenten bereit, die beim Einrichten des Betriebssystems sowie beim Konfigurieren des Internetzugangs helfen.

Beim automatischen Erkennen von Hardwarekomponenten, wie zum Beispiel Modems, kann es zu Problemen kommen. Die meisten Linux-Distributoren haben darum im Internet eine Liste von Hardware veröffentlicht, die von den Linux-Paketen unterstützt wird.

"Linux ist im Internet sicherer als Windows, verlangt aber Spaß am administrieren", sagt Peter Knaak von der Stiftung Warentest in Berlin. Da es so gut wie keine Viren für Linux gebe, eigne sich das Betriebssystem besonders gut für das Surfen im Web. Linux könne zum Beispiel leicht als Zweitsystem auf demselben Computer wie Windows installiert werden. Die meisten Linux-Distributionen wie Fedora, Ubuntu oder Suse Linux lassen sich aus dem Internet herunterladen. Einige sind aber auch mit Handbüchern auf CD oder DVD im Laden ab etwa 40 Euro erhältlich.

Wer mit Hilfe von Linux die Onlinewelt betritt, kann sich auf einen alten Windows-Bekannten, den Firefox-Browser, freuen. Dieser wird von Open-Source-Entwicklern programmiert und findet sich daher in den meisten Linux-Distributionen. Auf zahlreiche Windows-Programme wie den MSN Messenger, den Internet Explorer oder das E-Mail-Programm Outlook Express muss allerdings verzichtet werden. Sie können durch Programme wie Kmail oder Mozilla Thunderbird ersetzt werden. Bei den Instant Messengern kann auf systemübergreifende Programme wie AIM von AOL oder den Yahoo-Messenger zurückgegriffen werden.

Linux - die Sicherheitsempfehlung aus Bonn

Ärger kann beim Surfen unter Linux auch die eine oder andere Webseite machen. Verschiedene Internet-Seiten, zum Beispiel von Internet-Musikshops, werden den Nutzer auffordern den Internet-Explorer zu installieren.

Der Komfort beim Surfen unter Linux lässt also manchmal zu wünschen übrig. Darum sieht man auch beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn den Sicherheitsaspekt als eines der Hauptargumente, um unter Linux online zu gehen: "Die Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern, und die Vielfalt an Softwarelösungen sowie die Verwendung von offenen Standards bieten viele Vorteile und tragen zu mehr Sicherheit in der Informationstechnik bei", sagt BSI-Sprecher Michael Dickopf.

Das BSI setze auch intern auf Open-Source-Software und biete sie an. In Kooperation mit der Wirtschaft seien bereits verschiedene Tools entstanden - zum Beispiel die Sichere Inter-Netzwerk Architektur (SINA [Link entfernt] ), über die deutsche Botschaften im Ausland kommunizieren. Sie läuft auf einem speziell gesicherten SINA-Linux.

Für den Normalverbraucher, der das Surfen unter Linux einmal ausprobieren möchte, bietet sich Knoppix [Link entfernt] -Linux an. Es ist ein vollständiges Betriebssystem, das sich ohne vorherige Installation auf der Festplatte direkt vom CD-ROM-Laufwerk starten lässt. Einstellungen, wie die Telefonnummer des Internetanbieters, die Sammlung der Lieblings-Internetadressen oder E-Mails kann Knoppix auf einer Diskette oder auf einem USB-Stick sichern. Neben Knoppix gibt es noch weitere Distributionen, die von CD gestartet werden - zum Beispiel die Suse-Live-CD oder das aus Knoppix entwickelte Kanotix.