Bilanz

Der zweifelhafte Erfolg des Asus EeePC

Anfang eines nachhaltigen Booms oder Pyrrhussieg?
Von Björn Brodersen

Als Asus im Januar dieses Jahres seinen EeePC 701 herausbrachte, war der Computerhersteller selbst von der großen Nachfrage der Nutzer nach dem Mini-Notebook überrascht. Die Marktforscher von Gartner erwarten einen Absatz für das Gesamtjahr 2008 von 5,2 Millionen Netbooks, wie die neue vom EeePC begründete Geräteklasse heißt. Für das kommende Jahr rechnen sie sogar mit einem Absatz von acht Millionen Netbooks. Der Erfolg des EeePC könnte sich jedoch als Pyrrhussieg erweisen. Kritiker befürchten, dass Käufer ihr erstes Netbook mit falschen Erwartungen erwerben, die der EeePC oder ein anderes Netbook nicht erfüllen können. Dass die Nutzer sich später ein neues Netbook zulegten, sei dann wenig wahrscheinlich.

"Der EeePC hat uns nicht in eine neue Produktwelt geführt"

Diese Ansicht vertritt jedenfalls Dr. Jürgen Rakow, der Gründer der Fukato GmbH, die am 6. Oktober unter der Marke datacask eigene Netbooks auf Linux-Basis für unter 400 Euro vorstellen wird. "Der EeePC hat uns nicht in eine neue Geräteklasse geführt. Inzwischen sind wir in der zweiten Netbook-Generation wieder bei der Intel-CPU und Windows gelandet", sagte Rakow in dieser Woche auf einer vom hightech presseclub in Hamburg veranstalteten Podiumsdiskussion. Anstatt eine Vision zu entwickeln, setzten die Netbook-Hersteller auf Altbewährtes und auf niedrigere Preispunkte, "weil sie keine bessere Idee haben". Auch der Vorreiter Asus habe inzwischen die Idee des sehr mobilen Geräts aufgegeben und orientiere sich an dem Mainstream: Der EeePC werde größer und laufe unter einem Windows-Betriebssystem. Rakows bisheriges Fazit lautet: "Das Netbook ist zu einem Notebook-Projekt geworden."

Viel Aufklärungsbedarf sieht auch Hans-Jürgen Werner vom Chip-Hersteller Intel. "Die Käufer halten das Netbook zurzeit fälschlicherweise für ein kleines Notebook", berichtete er in Hamburg. Dabei seien die Netbooks in der Regel eher auf das Konsumieren von Inhalten ausgerichtet, weniger auf das Bearbeiten von Dokumenten. Seiner Ansicht nach sei die Kategorie "Netbook" aber nicht schon hinfällig sondern vielmehr noch gar nicht herausgebildet worden. "Da gibt es eine Lernkurve", so Werner. Nicht nur bei den Netbook-Käufern sondern auch bei den Herstellern: "Die Industrie macht zurzeit verschiedene Angebote, von den Mobile Internet Devices (MID) über Netbooks bis hin zu den klassischen Notebooks", erklärte er. Um die Kategorie "Netbook" zu etablieren, bedürfe es aber noch einiger Marketinganstrengungen.

Die Kunst des Weglassens: Apple hat es vorgemacht

Der Mobilfunkbetreiber T-Mobile arbeitet bereits an einer Positionierung des Asus EeePC und anderer Netbooks. In den kommenden Tagen startet wie bereits berichtet bei der Telekom-Tochter der Verkauf von Netbooks der Hersteller Acer, Asus und LG Electronics ab 1 Euro in Verbindung mit einem Mobilfunkvertrag. Hierbei handelt es sich im Grunde genommen wie aus dem Handy-Bereich bekannt um ein Ratenkaufmodell mit längerer Mindestvertragslaufzeit. "Wichtig ist, was der Kunde will", betonte Christian Wössner, Partner Manager - Mobile Broadband bei T-Mobile International, auf der Podiumsdiskussion des hightech presseclubs. Die Produkte so zu gestalten, dass sie die Erwartungen der Kunden erfüllen, sei die große Aufgabe der Hersteller.

Das Problem dabei: Die Erwartungen der Nutzer an die Netbooks sind noch unklar, viele Käufer finden die Netbooks beim Händler im selben Regal mit den Notebooks vor - von daher stellen sie oftmals auch die selben Anforderungen an die sich auch optisch ähnelnden Notebooks und Netbooks. Das Neue am Netbook aber ist laut Wössner: "Das Netbook ist nicht die Verkleinerung des Notebooks - es steht ein ganz anderes Konzept dahinter. Der EeePC hat dem Kunden mit mobilem Breitband das Internet in einer neuen Form gebracht." Der Nutzer könne mit einem kleinen, leichten und schnell startenden Netbook unterwegs viel leichter sofort freie Zeitschlitze für mobiles Surfen, E-Mails oder Dokumente lesen oder Unterhaltungszwecke nutzen als mit einem Notebook. Gleichzeitig habe der Nutzer nicht mit den Einschränkungen eines noch deutlich kleineren Smartphones zu kämpfen.

Die Kunst beim Netbook besteht im "Weglassen", auf den bewussten Verzicht bestimmter Funktionen oder Anwendungen - so wie es Apple beispielsweise bei der Einführung des Multimedia-Handys iPhone vorgemacht hat. Auch ohne UMTS-Unterstützung verkaufte sich das Apple iPhone wie geschnitten Brot. Der Handel könne aber den Kunden diesen Unterschied des Netbooks zum Notebook noch nicht erklären, so Wössner.

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