Evolution

LTE kommt - die Frage ist nur, wie bald

Mobile Internetnutzung treibt Entwicklung der nächsten Mobilfunk-Generation an
Von Marie-Anne Winter

Auf dem LTE World Summit, der zurzeit in Berlin statt findet, stellte Dr. Klaus-Jürgen Krath von T-Mobile International fest, dass es längst keine Frage mehr sei, ob LTE tatsächlich kommt, sondern nur noch, wie bald das geschehen wird. Es habe sich in der letzten Zeit heraus gestellt, dass die Nachfrage nach Breitband-Anwendungen tatsächlich stark wachse. Dabei übersteige das Wachstum nach mobilen Anwendungen das Wachstum im Festnetzbereich.

Hilfreich bei dieser Entwicklung sei, dass die Nutzung auch von komplexen Breitband-Anwenduungen für den Kunden insgesamt sehr viel einfacher geworden sei, nicht nur im Festnetz-, sondern auch im mobilen Bereich gibt es immer mehr Plug-and-Play-Lösungen. Wie in der Festnetzwelt, wo derzeit ein Wechsel von DSL zu VDSL- und FTTH-Technologien stattfinde, sei das auch im mobilen Bereich, wo derzeit der Übergang von GPRS/EDGE zu UMTS/HSDPA zu sehen sei und bald auch zu WiMAX und LTE zu beobachten sein werden.

Die derzeit rasante Ausbreitung von HSPA-Technologien belegte auch der Vortrag von Alan Hadden, dem Präsidenten der Global mobile Suppliers Association (GSA). Derzeit gebe es bereits 189 HSPA-Netze weltweit, die meisten davon in Europa, aber auch in Asien und weiteren Regionen werde der Ausbau derzeit stark vorangetrieben. Nicht weniger rasant sei die Entwicklung bei den Endgeräten für HSDPA, derzeit seien bereits 637 verschiedene Mobilgeräte für das schnelle Internet auf dem Markt. Das sei eine Zunahme von 150 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr.

LTE wird GSM ergänzen, nicht unbedingt verdrängen

Treiber für diese Entwicklung sei laut Dr. Krath vor allem eine zunehmende Internetnutzung. Die Menschen stellten zum Beispiel immer mehr Bilder und Videos ins Internet und sähen sie dort auch wieder an - und das würden sie zunehmend auch unterwegs tun. Das verursache einen ständig zunehmenden Datenverkehr, der gleichzeitig der Schlüssel für ein erfolgreiches Wachstum der mobilen Breitband-Industrie, gleichzeitig aber auch die größte Herausforderungen sei, weil entsprechend immer größere Kapazitäten bereit gestellt werden müssten. Die aktuelle Entwicklung der Datenraten im Mobilfunk stellte Dr. Krath bereits als erstaunliche Erfolgsgeschichte dar, denn die Datenraten hätten sich in den vergangenen Jahren bereits vervielfacht - und das werde sich in naher Zukunft noch beschleunigen.

Der nächste Schritt nach LTE wird kommen, vor allem werden sich LTE und WiMAX annhähern. Für Europa allerdings bewertet Krath LTE aufgrund der bereits vorhandenen Infrastruktur als die beste Wahl. Allerdings werde der Wechsel von GSM (hierzu werden in diesem Fall auch die UMTS/HSDPA-Netze gezählt) auf LTE- und Folgetechnologien nicht so einfach sein, wie der Wechsel vom analogen zum digitalen Mobilfunk. GSM werde noch lange Zeit parallel bestehen bleiben. Man müsse mit der Einführung der neuen Mobilfunk-Generation insgesamt vorsichtiger sein: UMTS sei mit sehr hohen Erwartungen belastet gewesen, die sich als unrealistisch herausgestellt haben, hieraus müssten entsprechende Lehren gezogen werden. Die Migration zu LTE müsse sehr gut überlegt und flexibel angelegt werden, damit man das UMTS-Desaster nicht wiederhole.

Kosten und Qualität müssen stimmen

Vor allem müsse berücksichtigt werden, dass Datenverkehr und Einnahmen nicht mehr direkt gekoppelt werden könnten. Die Kunden würden für mehr Kapazität nicht proportional mehr bezahlen. Daher sei der Blick auf die Kosten extrem wichtig. So könne man beispielsweise nicht einfach beliebig mehr Basisstationen aufbauen, sondern müsse vorhandene Kapazitäten besser nutzen. Daher beschäftige man sich derzeit mit Technologien, um das vorhandene Spektrum besser zu nutzen, womit man derzeit recht gute Ergebnisse erziele. Um die Qualität zu sichern, die die Kunden erwarten, müsse man die Netze sehr intelligent aufbauen, um hier einen vernünftigen Kosten-/Nutzungen-Level zu erreichen. Hier sei allerdings noch sehr viel Potenzial.

Femtozellen seien ebenfalls hilfreich, um die Kosten zu senken. Die Kunden könnten damit die Abdeckung aufbauen, wo sie sie wirklich brauchen, und genau das helfe dabei, mobiles Breitband erfolgreich zu machen. Der Blick müsse nun nicht nur auf UMTS-Femtozellen gerichtet werden, sondern natürlich auf LTE-Femtozellen. Je mehr Femto-Zellen eingebunden werden könnten, desto weniger müssen die Netzbereiber für den Ausbau Makro-Zellen ausgeben.

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona wurden bereits LTE-Lösungen vorgeführt. Dr. Krath geht davon aus, dass es innerhalb der nächsten beiden Jahren marktfähige Lösungen geben werde. Wann LTE GSM/UMTS ablösen werde, sei allerdings noch nicht absehbar. Auch müsse die Industrie noch enger zusammenrücken, damit beispielsweise rechtzeitig genügend Endgeräte für den neuen Standard zur Verfügung stehen.

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