Green IT

Nokia N95 ist "grüner" als andere Handys

Greenpeace nimmt die Hardware-Hersteller beim Wort
Von Björn Brodersen mit Material von AFP

Nur wenige High-Tech-Geräte sind laut der Umweltorganisation Greenpeace wirklich umweltfreundlich. "Ein wirklich grünes Produkt können uns die Hersteller noch nicht präsentieren", erklärte Ulrike Kallee, Greenpeace-Chemieexpertin heute auf der Computermesse CeBIT in Hannover. Eine Studie der Organisation habe allerdings gezeigt, dass es bei manchen Herstellern vielversprechende Ansätze gebe, fügte sie hinzu. Einige Computer und Handys schnitten demnach gut ab, vor allem Spielkonsolen aber seien aber weiter sehr umweltschädlich. Grüne Informationstechnologie, sogenannte Green IT, steht im Mittelpunkt der CeBIT.

Im Fokus der Greenpeace-Studie stand, inwieweit Hersteller bereits auf gefährliche Chemikalien bei der Herstellung von High-Tech verzichten. Zudem spielten Energieeffizienz und Wiederverwertbarkeit der Geräte eine Rolle. Am besten schnitten in der Studie laut Greenpeace ein Laptop von Sony sowie Mobiltelefone von Nokia und Sony-Ericsson ab, da die beiden Firmen weitgehend auf giftige Stoffe verzichteten. So verzichtet beispielsweise Sony in seinem Vaio TZ11 auf bromierte Flammschutzmittel in den Platinen, auf PVC bei der internen Verkabelung und der Bildschirm kommt ohne Quecksilber aus. Beryllium konnte im Vaio sogar komplett ersetzt werden. Dell-Computer würden dagegen eine gute Energieeffizienz aufweisen.

Die Mobiltelefone Sony Ericsson T650i und Nokia N95 kommen bereits ganz ohne PVC und Phthalate aus. Das Handy Nokia N95 hatte zudem das beste Verhältnis von Gerätepreis zu Akku-Preis. Auch das Smartphone Sony Ericsson P1i schnitt im Vergleich gut ab.

Dennoch hätten selbst die besten der insgesamt 37 untersuchten Produkte nur gut die Hälfte der Kriterien der Umweltschutzorganisation erfüllt, hob Greenpeace hervor. Den Willen zur Veränderung hat die Organisation aber etwa bei Apple ausgemacht: Beim neuen MacBook Air habe der Hersteller auf bestimmte giftige Stoffe verzichtet.

Wachsender Müllberg aus Elektronikschrott

Ein weiteres Problem ist nach Angaben von Greenpeace der stetig wachsende Müllberg aus Elektronikschrott. Jedes Jahr landeten Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge zwischen 20 und 50 Millionen Tonnen alte Fernseher, Handys, Computer und andere Geräte auf dem Müll. Selbst in Europa, wo Unternehmen die Altgeräte an sich zurücknehmen müssen, landeten etwa 75 Prozent des Elektronikschrotts irgendwo auf dem Müll, sagte Greenpeace-Expertin Zeina Al-Hajj.

An der Spitze der Computerhersteller, die ihre Altgeräte zurücknehmen, stehen laut Greenpeace Dell und Hewlett-Packard - doch auch diese nehmen demnach weltweit gerade einmal zwölf Prozent der verkauften Geräte zurück. Der Schrott werde dann häufig in China, Indien oder Vietnam unter menschenunwürdigen Bedingungen in seine Einzelteile zerlegt. "Die Unternehmen müssen ihre Produkte nicht nur umweltfreundlicher machen, sondern auch Verantwortung für ihre Produkte von Anfang bis Ende übernehmen", von der Produktion bis zur Entsorgung, forderte Al-Hajj daher. "Alle elektronischen Geräte enthalten giftige Komponenten", betonte sie. "Wir haben ein großes Giftmüll-Problem vor uns."

Nicht alle Unternehmen machen mit

An der Greenpeace-Studie habensich 14 Unternehmen beteiligt, von denen 37 Produkte untersucht wurden. Acer, Apple, Asus, Creative, Microsoft, Nintendo, Palm und Sharp haben sich nicht daran beteiligt. Am unteren Ende der Umweltfreundlichkeit stehen laut Greenpeace-Studie die Hersteller von Spielekonsolen.

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